Beide Teams im Kampfmodus

TSV Höchst - VfL Michelstadt 3:3 (2:1). ,,Intensiv, aufregend, nervenaufreibend" - es gab so einige Umschreibungen des Derbys zwischen den beiden Odenwälder Spitzenteams. Zwar ließen sowohl Höchst als auch Michelstadt eine spielerische Linie vermissen, und auch Torchancen gab es in der ersten Hälfte eher wenige. Über zu wenig Kampf, Einsatz und Leidenschaft konnten sich die rund 160 Zuschauer dagegen nicht beklagen - und immerhin mündete fast jede Chance am Ende auch in einem Treffer.

Den Anfang machten die Gastgeber, die mit der ersten richtigen Möglichkeit durch Christoph Eisenhauer zum 1:0 kamen: Christian Remmers und Daniel Simoes hatten nach einer gelungenen Kombination für den Schützen aufgelegt, der Michelstadts Keeper Oguzhan Temur mit einem Flachschuss überwand (16.). Allerdings sah die Gästeabwehr dabei nicht gut aus, weil sie den Schützen nicht attackierte.

Der VfL ließ den Rückstand aber nicht lange auf sich sitzen, sondern antwortete seinerseits durch den Kapitän: Als TSV-Keeper Thomas Wolf einen langen Ball auf Daniel Breitwieser unterlaufen hatte, legte dieser zurück auf Spielführer Stefan Stefanovski, der aus der Drehung zum Ausgleich traf (22.). Die Höchster reklamierten heftig eine Abseitsstellung des Torschützen, doch Schiedsrichter Krämer aus Frankfurt verließ sich auf seinen Assistenten an der Linie.

Beide Teams kämpften mit offenem Visier, doch die Platzherren wirkten vor der Pause noch einen Tick lauffreudiger und zweikampfstärker, was sich auszahlen sollte. Erneut half ein Michelstädter mit: Völlig überflüssig lief Viktor Klostereich Remmers im Michelstädter Strafraum von hinten in die Beine. Sebastian Hagendorf verwandelte den folgenden Foulelfmeter sicher zum durchaus verdienten 2:1 (31.).

Nach dem Seitenwechsel erwischte der VfL den besseren Start und hatte prompt mehr vom Spiel. Die ersten guten Chancen boten sich jedoch den Höchstern nach einem Konter über Nils Seibert, dessen Hereingabe Eisenhauer nur knapp verpasste, sowie einem verzogenen Schuss von Eisenhauer nach Vorarbeit von Rico Blecher.

Dann war die erste Möglichkeit der Michelstädter gekommen - und die saß. Einen Schuss von Stefanovski konnte Wolf nur nach vorne abprallen lassen, wo der eingewechselte Immanuel Wüst genau richtig stand und den Abpraller zum 2:2 verwertete (58.). Nach einer guten Stunde hatte Höchst Glück, dass Breitwieser nach einer angeblichen Abseitsstellung zurückgepfiffen wurde, sonst wäre der Michelstädter Angreifer frei vor Keeper Wolf aufgetaucht.

So wurde es erneut im VfL-Strafraum eng, als Temur und einer seiner Vorderleute mit vereinten Kräften gerade noch eine Hereingabe von Blecher klären konnten.

Schließlich schlugen die Gäste wieder zu. Und erneut war es Stefanovski, der Wüst mit einem Kopfball indirekt auflegte und dieser aus dem Gewühl zum 2:3 traf (65.). Turbulent wurde es dann wieder auf der Gegenseite, als Torhüter Temur unter einer Simoes-Flanke durchtauchte - der folgende Abschluss von Benjamin Kredel konnte jedoch auf der Linie geblockt werden. Plötzlich sahen sich dann die Michelstädter in der Unterzahl, nachdem der Ex-Höchster Robert Sterz mit der Gelb-Roten Karte vom Feld musste (77.). Dieser Platzverweis schien für Michelstadt schwarze fünf Minuten einzuleiten - auch wenn alles mit einem Schuss von Oliver Schwarz und Temurs Abwehr zur Ecke noch recht harmlos begann. Diesen Eckball drückte jedoch Eisenhauer unter starker Bedrängnis regelgerecht über die Linie - entschieden jedenfalls Schiedsrichter Aaron Krämer und sein Team nach eingehender Beratung und erkannten den Treffer an (80.).

Doch als ob das noch nicht genug gewesen wäre für den VfL, holte sich auch noch Maximilian Latal nach rüdem Einsteigen die zweite Gelb-Rote Karte ab (82.). Nun war der TSV mit zwei Mann mehr klar taktangebend, und beinahe wäre auch der Siegtreffer noch gelungen, doch Blecher setze seinen Kopfball über das Tor. Temur rettete wenig später mit einem starken Reflex gegen Schwarz, der im Nachschuss zu hoch zielte. ,,Wir sind hin- und hergerissen, ob wir uns freuen sollen. Letztlich sind wir aber froh, dass wir nach dem Rückstand nochmal zurückgekommen sind", fasste der Höchster Sprecher Jens Krätschmer zusammen. ,,Es war ein gutes Derby auf hohem Niveau, es wurde alles geboten. Insgesamt gesehen haben wir den Punkt verdient, auch wenn es nach den Platzverweisen nochmal eng wurde. Höchst hat untermauert, dass sie eine starke Truppe haben", zollte Michelstadts Pressesprecher Holger Sievers auch dem Gegner Respekt.