2024-04-25T14:35:39.956Z

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Als A-Lizenz-Inhaber erfüllt Trainer Sascha Meeth die Voraussetzung für die Regionalliga. Ob der TSV den Sprung nach oben anstrebt, entscheidet er bis März. 	Fotos: hbz/Henkel, kartoxjm
Als A-Lizenz-Inhaber erfüllt Trainer Sascha Meeth die Voraussetzung für die Regionalliga. Ob der TSV den Sprung nach oben anstrebt, entscheidet er bis März. Fotos: hbz/Henkel, kartoxjm

Bei Aufstieg muss Schott umziehen

Falls der TSV in die Regionalliga geht, denkt er über einen Wechsel auf die Bezirkssportanlage Mombach nach

Mainz. Der TSV Schott Mainz ist Herbstmeister, und er wird definitiv als Spitzenreiter der Fußball-Oberliga überwintern. Ein Platz, der zum Regionalliga-Aufstieg berechtigen würde. Aber will man das überhaupt? „Wir freuen uns riesig, dass wir da oben stehen, aber wir werden keine finanziellen Risiken eingehen“, erklärt Manager Till Pleuger, „wir werden die Situation genau prüfen.“

Bis zum März soll eine Entscheidung getroffen sein, am 15. April wäre die Bewerbung fällig. Eine Analyse, in welchen Bereichen der TSV im Falle eines Aufstiegs gerüstet ist und wo noch Nachholbedarf besteht.

Sportliche Basis: Trainer Sascha Meeth hat die geforderte A-Lizenz und arbeitet mit seinem Team – zwei Co-Trainer, Torwarttrainer, Physio, Athletiktrainer, Teammanager – auf höchst möglichem Amateurniveau. Der TSV ist in allen drei Jugend-Regionalligen gut dabei. Man ist nicht wie eine Blase, die irgendwann platzt, nach oben gekommen, der Erfolg hat ein breites Fundament und ist Ergebnis durchdachter Konzepte. „Wir werden davon auf keinen Fall abweichen, sondern weiter auf den Nachwuchs setzen und ein Ausbildungsverein bleiben“, kündigt Pleuger an, der auf das Motto „systematisch erfolgreich arbeiten“ setzt.

Stadion: „Bei uns auf dem Sportgelände sind die Auflagen nicht zu erfüllen“, stellt Pleuger klar. Plätze für 2500 Zuschauer, darunter 100 Sitzplätze, werden verlangt, neben Natur- ist auch ein zertifizierter Kunstrasen möglich. Gemeinsam mit dem SV Gonsenheim hat man bereits das Gespräch mit der städtischen Sportverwaltung gesucht, um eine Spielstätte für Amateurfußball unter besonderen Auflagen zu ertüchtigen. Angedacht ist das für Oberliga-Fußball zugelassene Multifunktionsfeld auf der Mombacher Bezirkssportanlage – auf der anderen Straßenseite zum Schott-Gelände. Parkplätze gibt es im Umfeld genug, die baulichen Auflagen zu Fantrennung und separaten Eingängen müssten nachgerüstet werden, noch im Dezember steht ein Gespräch mit Sportdezernent Günter Beck an. Tendenz: positiv, wenn die Stadt mitzieht, ansonsten äußerst negativ. Für Risikospiele bliebe in Mainz nur, gegen Miete, der Bruchweg, was den TSV vor ernsthafte finanzielle Probleme stellen könnte.

Finanzen: Die Auswärtsfahrten werden weiter, dafür erhofft sich der TSV eine höhere Attraktivität für Sponsoren, bei denen man sich ohnehin breiter aufstellen will. Unterm Strich dürfen die Kosten für Kader und Spielbetrieb nicht steigen. Die Fußballschule als Einnahmequelle brummt. Stadionheft, Stadionsprecher, Imbissstand, zuletzt 150 neue Zuschauer mit Freikarten beim Spitzenspiel gegen Karbach – die Abteilung müht sich kräftig um mehr Zuspruch. 2000 Euro Zulassungsgebühr fallen an, mindestens 250 Euro Abgabe an den Verband je Heimspiel. Die geforderte 35 000-Euro-Bankgarantie sollte für den größten Breitensportverein in Rheinland-Pfalz, so Pleuger, „als Betreiber eines vereinseigenen Sportgeländes dieser Größe prinzipiell unproblematisch sein“. Gleichwohl schnallt die Abteilung seit zwei Jahren den Gürtel spürbar enger, die höhere Klasse wäre ein gewaltiger Kraftakt.

Ordner: Die Sicherheitsauflagen, angefangen mit Eingangskontrollen, steigen immens an. „Das wäre ein erheblicher Kostenfaktor“, sagt Pleuger, „wir sind, wie auch in der Organisation, hier stark auf Ehrenamt oder Sponsoring angewiesen.“

Organisation: Die Strukturen sind vergleichsweise professionell, die Erfahrungen aus der Zweiten Frauen-Bundesliga mit DFB-Auflagen Gold wert. „Die personell-administrativen Auflagen unterscheiden sich kaum“, sagt Pleuger. Alle geforderten Posten, vom Sicherheits- bis zum Medienbeauftragten, wären zu besetzen – im Ehrenamt. „Wir müssen uns genau anschauen, ob die Abteilung das stemmen kann“, erklärt der Manager.

Sportliche Perspektive: „Es gibt die ganz klare Absprache, dass wir keinen Umbruch im Kader wollen. Und es müsste alles auf Amateur-Basis bleiben“, stellt Till Pleuger klar. Heißt auch: keine große Ausweitung der Trainingszeiten. Hier dürfte das Team bei allem Potenzial an seine Grenzen stoßen. Der Sprung ist gewaltig, was schon einige Oberliga-Aufsteiger schmerzlich zu spüren bekamen. Beim TSV Schott würde man konsequent im Breitensport-Ansatz bleiben. Sehr schwierig, da gegen Halb- und Vollprofis zu bestehen. Aber einen Versuch, in aller Demut, wäre es wert.



Aufrufe: 02.12.2016, 20:00 Uhr
Torben SchröderAutor