2024-05-10T08:19:16.237Z

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Nach etwas mehr als fünf Monaten ist die Zusammenarbeit zwischen Trainer Sascha Hrnjacki und dem Kreisligisten BC Aichach beendet. Das hat für den Verein die Folge, dass er sich einen neuen Trainer und Spieler suchen muss.  Archivfoto: Baudrexl
Nach etwas mehr als fünf Monaten ist die Zusammenarbeit zwischen Trainer Sascha Hrnjacki und dem Kreisligisten BC Aichach beendet. Das hat für den Verein die Folge, dass er sich einen neuen Trainer und Spieler suchen muss. Archivfoto: Baudrexl

BC Aichach fängt wieder von vorne an

Nachdem der Verein und Trainer Hrnjacki getrennte Wege gehen, steht das Team erneut vor einer ungewissen Zukunft +++ In Mannschaftsstärke gehen jetzt Spieler

Über mangelnde Aufmerksamkeit kann sich der BC Aichach wahrlich nicht beschweren. Über Jahre hinweg zeichnete dafür der Vorsitzende Volker Weingartner verantwortlich. Als Mäzen steckte die schillernde Persönlichkeit viel Geld in den Traditionsklub und gönnte sich eine Fußballmannschaft, die im Zenit ihres Schaffens Bayernliga-Meister wurde. Wer nun glaubte, nach Weingartners Rückzug, der auf finanziellen Engpässen seines Unternehmens basierte, würde Ruhe beim Verein einkehren, sah sich getäuscht.

Einerseits hatte Weingartner seinem Verein einen Berg Schulden hinterlassen, andererseits stürzte er den Verein in ein sportliches Chaos, da sich erste und zweite Mannschaft gänzlich auflösten. Die roten Zahlen der Vereinskasse scheint die neue Führung um den Vorsitzenden Johannes Neumann inzwischen im Griff zu haben. Mitglieder und Unternehmen spendeten Geld, Sozialversicherungsträger und die Minijob-Zentrale ließen sich auf Vergleiche ein. Verbindlichkeiten in Höhe von 76.000 Euro wurden so abgebaut. Während eine Baustelle großteils geschlossen wurde, wird eine andere wieder eröffnet. Das Provisorium bröckelt weg, die Mannschaft steht erneut vor einer ungewissen Zukunft.

Weil kein Geld vorhanden war, um eine schlagkräftige Mannschaft aufzubauen, griff der Vorstand im Sommer auf ein anderes Modell für den Neuaufbau zurück. Das Schicksal der Mannschaft legte er in die Hände von Sascha Hrnjacki, der in kürzester Zeit einen komplett neuen Kader aufbaute.

Der Münchner, geboren in Montenegro, durfte beliebig schalten und walten, trainierte die erste Mannschaft gemeinsam mit der A-Jugend. Weil sein Wirken bei anderen Vereinen wie dem FC Gräfelfing weniger gut ankam, wird er in Fußballkreisen kritisch beäugt. Der BCA hingegen war froh, überhaupt einen Trainer gefunden zu haben – der obendrein Spieler mitbrachte und wenig Geld verlangte. Jahrelang war der BCA finanziell von Geldgeber Weingartner abhängig, nun war er es sportlich von Sascha Hrnjacki.

Auch in der Kreisliga zog der BC Aichach Aufmerksamkeit auf sich. Hrnjacki stellte einen Kader mit unbekannten Namen unterschiedlichster Herkunft zusammen. Für Aufsehen sorgten neben Serben, deren Visa während der Vorrunde abliefen, vier talentierte Brasilianer, die Hrnjacki über ein Projekt in Rio zum BCA lotste. Mit einem Kleinbus karrte der Trainer, der nebenbei Spieler berät, seine Sambakicker zu Training und Spielen. Weil das gar so ungewöhnlich ist, wird darüber bald das Fußballmagazin 11Freunde eine Geschichte veröffentlichen.

Wenn der Beitrag erscheint, ist Hrnjacki allerdings längst nicht mehr BCA-Trainer. Der Sportliche Leiter Güray Özkan teilt am Donnerstag mit, man habe sich getrennt. „Wir sind der Meinung, dass Sascha Hrnjacki nicht der richtige Trainer für uns ist“, begründet Özkan. Man brauche einen Trainer und Spieler, die sich mit dem Verein identifizierten, fügt er sogleich hinzu. Özkan spricht es nicht direkt an, Hrnjacki soll aber Forderungen gestellt haben, die sich mit den begrenzten Mitteln und dem Weg der Sanierung nicht vereinen ließen.

Der Ex-Trainer ist gerade auf dem Weg zum Münchner Flughafen, will sich mit einem Spieler treffen, als er angerufen wird. Er formuliert den Grund der Trennung so: „Mir ging es bei der Kaderplanung um Leistungssport, nicht um Breitensport.“ Die Meinungen drifteten auseinander. Hrnjacki betont, man habe über alles sachlich gesprochen, gehe nicht im Bösen auseinander. Er will im Sommer einen höherklassigen Verein trainieren – „Minimum Landesliga“, wie er sagt – und seine Fußballlehrerlizenz machen.

Problem für den BC Aichach: Mit Hrnjackis Abgang verliert er nicht nur einen Trainer, sondern eine Reihe von Spielern. Während BCA-Funktionär Özkan noch glaubt, einige von Hrnjackis Schützlingen halten zu können, zerschlägt dieser die Hoffnung mit einem knappen Satz: „Diese Spieler sind weg.“ Hrnjacki rechnet vor, der BCA verliere ab sofort 13, 14 Kicker.

Das hat einschneidende Folgen. Sollten sich die Prognosen Hrnjackis bestätigen, ist der Spielbetrieb der Fußballmannschaft erneut ernsthaft in Gefahr. Im Winter neues Personal zu bekommen, ist ungemein schwieriger als im Sommer. Gesucht ist ein neuerlicher Retter, der eine Mannschaft um sich schart. Funktionär Özkan beschwichtigt, will die Lage nicht allzu düster sehen. Er müht sich, Optimismus zu verbreiten. Innerhalb von acht Tagen, erklärt Özkan, wolle er einen neuen Trainer vorstellen.

Aufrufe: 05.12.2014, 07:32 Uhr
Aichacher Nachrichten / Johannes GrafAutor