Axel Dichtls unvergessliches Jahr

Wie ordnest du das Jahr 2010 ein? Das aufregendste Jahr in deiner bisherigen sportlichen Karriere?
Axel Dichtl (36): Sportlich gesehen war das Jahr 2010 mit dem Aufstieg in die BOL sicherlich ein Highlight meiner Karriere. Aber es war eben auch ein sehr intensives Jahr mit vielen positiven aber auch vielen negativen Erlebnissen. In diesem Jahr hab' ich vermutlich mehr erlebt wie viele andere Trainer zusammengenomen.

Nach einer starken Saison 09/10 habt ihr in der Relegation in fast letzter Minute doch noch den Sprung in die BOL geschafft. Wie nervenaufreibend sind solch entscheidende Spiele für einen Trainer?
Für mich war es ja das erste Jahr "nur" als Trainer, davor war ich ja auch selber noch als Spieler aktiv. Es ist jetzt mit Sicherheit nervenaufreibender an der Seitenlinie zu stehen und zusehen zu müssen. Besonders die Aufstiegsspiele hatten ihren besonderen Reiz. Vor allem das letzte Spiel gegen Hainsbach, in dem wir sämtliche Höhen und Tiefen durchmachen musste, die der Fußball zu bieten hat. Zehn Minuten vor Schluss lagen wir 2:3 zurück, unser Gegner bekam einen Elfmeter zugesprochen. Unser Torwart hält. Wir schaffen doch noch den Ausgleich. In der Verlängerung dann der alles entscheidende Siegtreffer zu unseren Gunsten!! Dieses Spiel werde ich nie vergessen!!!

Die BOL war von Anfang an ein großes Wagnis für den FC Salzweg. Woran hat's gelegen, dass ihr nicht so recht Fuß fassen konntet?
Es fehlt ja nicht viel. Manchmal fehlte das Quäntchen Glück, manchmal aber auch die Erfahrung gegenüber etablierten Mannschaften. Unsere Gegner brauchen nicht viele Torchancen, um zum Erfolg zu kommen. Zudem hatten wir einige Abgänge bzw. Ausfälle zu verkraften. Diese konnten wir doch nicht so kompensieren, wie wir uns das erhofft hatten. Außerdem ließen unsere Trainingsbedingungen doch sehr zu Wünschen übrig. Leider ist unser Rasenplatz in einem katastrophalen Zustand und lässt kein vernünftiges Training zu bzw. erforderte ein Ausweichen auf den Sandplatz. Da haben andere Vereine wesentlich bessere Möglichkeiten.

"Manche haben den Blick für die Realität verloren."

Wie hast du die Tage Anfang November nach deiner Entlassung beim FCS erlebt? Die Enttäuschung war ja wahrscheinlich sehr groß nach allem was ihr für den Verein geleistet habt?
Eigentlich möchte ich zu diesem Thema nicht mehr viel sagen, nur soviel: Natürlich ist und war die Enttäuschung riesengroß, vor allem, weil man sich vor eineinhalb Jahren das Ziel Klassenerhalt in der Bezirksliga gesteckt hat. Eventuell haben Anfang November manche ein bisschen den Blick für die Realität verloren.

Wenige Tage später die Rückholaktion von dir und Daniel Sattler. Was hat dich/euch zu deiner/eurer Rückkehr bewogen? Ist ja nicht gerade einfach, nach einem Rauswurf wieder zu sagen. "Ok, ich mache weiter."
Ich habe nicht lange überlegen müssen, da es uns riesig in Salzweg gefällt. Außerdem hat sich ja nach unserem Rauswurf personell im Verein etwas verändert, somit war ein Wiedereinstieg für Daniel Sattler, Torwarttrainer Freddy Hammerl und mich wieder möglich. Zudem haben die Spieler trotz des sportlichen Misserfolgs wirklich einen super Charakter. Jeder Spieler zieht immer voll mit, möchte sich ständig weiterentwickeln und ist selbstkritisch. Ich kann nur die Aussage bestätigen, dass sich der wahre Charakter eines Menschen in schlechten Zeiten zeigt. Desweiteren möchte ich die Gelegenheit nutzen und mich bei meinen beiden Trainerkollegen Daniel Sattler und Freddy Hammerl für die gute Zusammenarbeit während des Jahres und darüber hinaus bedanken.

Uns allen ist das Plakat in Erinnerung mit der Aufschrift: "Diesen Abschied habt ihr nicht verdient". Wann und wo hast du das Plakat zum ersten Mal gesehen. Beschreibe kurz deine Gefühle, die dir beim ersten Anblick durch den Kopf gingen.
Über dieses Plakat wurde ich von einem Spieler der zweiten Mannschaft per SMS informiert, da ich mir ein anderes Spiel angeschaut habe. Natürlich habe ich es dann per Internet auf FuPa gelesen. Es war schon ein komisches, aber auch sehr schönes Gefühl für mich. Es zeigte mir, dass die Arbeit, die wir in Salzweg geleistet haben geschätzt und anerkannt wurde. Es war schon beeindruckend, dass sich viele Leute bei mir privat gemeldet haben und mich aufgemuntert bzw. Partei für uns ergriffen haben. Sowas habe ich zuvor noch nie erlebt.

Planungen Richtung Bezirksliga. "Alles andere wäre fehl am Platz."

Zum Schluss eine kleine Zukunftsprognose. Wie läuft das Jahr 2011 für den FC Salzweg? Welche Ziele verfolgt ihr?
Zuallererst sollte nach den turbulenten letzten Monaten jetzt beim FC Salzweg wieder etwas Ruhe einkehren. Zukünftig werden wir sicher für die Bezirksliga planen, alles andere wäre meines Erachtens fehl am Platz. Aber wer mich kennt, der weiß auch, dass ich das Wort "aufgeben" nicht kenne. Wir werden eine gute Vorbereitung samt Trainingslager planen, in der Rückrunde nochmal richtig Gas geben und die eine oder andere Mannschaft in der BOL ärgern. Wir werden in der Rückrunde alles geben - ohne jeglichen Druck. Aber geplant wird - wie gesagt - für die Bezirksliga.

Stimmen auch Sie über das sportliche Highlights im Jahr 2010 im regionalen Fußballgeschehen ab. In unserem Magazin Querpass können Sie unsere Top-50 nachlesen.

Ausgabe Januar: Die Themen der neuen Querpass-Ausgabe

Ab sofort kann die aktuelle Querpass-Ausgabe zum Preis von 2,90€ hier online bestellt und abonniert werden. In diesem Fall wird Ihnen die neue Ausgabe portofrei per Post zugestellt. Bei Bestellung eines Jahresabonnements gibt's die Dezember-Ausgabe 2010 zusätzlich geschenkt dazu. Außerdem ist "Querpass" in den Verbreitungsgebieten Passau, Bayerwald und Stadt Straubing im Zeitschriftenhandel erhältlich.

Ausgabe hier bestellen oder abonnieren