2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Alexander Adam ist bisher alles andere als zufrieden mit den gezeigten Leistungen seiner Schützlinge. F: Hönl
Alexander Adam ist bisher alles andere als zufrieden mit den gezeigten Leistungen seiner Schützlinge. F: Hönl

Alex Adam: »Wir agieren oft zu brav und naiv«

Grafenaus Spielertrainer spricht Klartext zur bisher enttäuschenden Saison des Bezirksligisten

Der Alltag hat den TSV Grafenau wieder. Nach der fulminanten Hallensaison - inklusive Teilnahme an der Bayerischen Meisterschaft - hat der mit drei Neuzugängen verstärkte Bezirksligist am vergangenen Sonntag beim FC Alkofen wieder ins Freiluft-Geschehen eingegriffen. Und die Sorgen bei den Verantwortlichen des TSV werden nach dem Auftriit beim Neuling nicht weniger. Mit 0:2 mussten die "Stodbären" die Segel streichen - ein ernüchternder Auftritt. Der Traditionsklub hängt weiter tief drin im Abstiegssumpf. Coach Alexander Adam erklärt im FuPa-Interview die Gründe der schwierigen Saison, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss und wie der 28-Jährige seine eigene Zukunft beim TSV sieht.

FuPa: Alex, wenn du die bisherige Saison Revue passieren lässt, woran liegt`s, dass ihr mitten im Abstiegskampf steckt?
Alexander Adam (28)
: Das Hauptproblem ist das Durchschnittsalter der Mannschaft. Wir haben vor der Saison wieder Leistungsträger verloren, konnten diese nur durch sehr junge Neuzugänge aus der eigenen Jugend und ein paar Externe wettmachen. Hinzu kam noch, dass sich unsere Vorbereitung mit dem kompletten Kader auf zwei, drei Wochen beschränkt hat, da unsere A-Jugend eine sehr lange Saison spielen musste. Da ist es schwierig, als Trainer den Haufen so zu formieren und eine eingespielte Mannschaft auf die Beine zu stellen.

Also ist die Mannschaft insgesamt zu jung und zu unerfahren?
Ja, das kann man definitiv so unterstreichen. Der Großteil des Kaders ist unter 21 Jahren. Man merkt`s jetzt nicht unbedingt an der technischen oder spielerischen Anlage. Uns fehlt einfach die Routine und Cleverness in manchen Situationen. In den beiden Spielen gegen Sturm Hauzenberg hat man das - zum Beispiel - ganz deutlich gemerkt.

Aber ihr seid ja eigentlich gar nicht so schlecht in die Saison gestartet.

Das stimmt. Wobei ich der Mannschaft damals schon gesagt habe, dass wir uns nicht blenden lassen sollen und unsere Probleme bestimmt noch kommen werden. Zum Ende der Hinrunde hat man`s dann auch ganz deutlich gemerkt, dass wir der geringen Sommerpause Tribut zollen mussten. In der Breite war unser Kader in der Herbstrunde auch einfach zu dünn.

Adam: »Der Druck hemmt uns, das Einstudierte abzurufen.«

Glaubst du, dass deine junge Mannschaft dem Druck im Abstiegskampf gewachsen ist?
Auffällig ist, dass sich die Jungs in gewissen Spielsituationen, vor allem in brenzligen Situationen, nicht so verhalten wie sie es im Training tun. Die fehlende Erfahrung und der Druck, der bei diesem Tabellenstand auf einem lastet, hemmt uns, das Gelernte und Einstudierte auch mal an einem Samstag abzurufen. Aber: mein Vertrauen in die Mannschaft ist nach wie vor zu 100 Prozent vorhanden.

Agiert ihr vielleicht auch zu brav? Ihr belegt hinter den Hauzenbergern Platz zwei in der Fairnesstabelle.
Den Verweis auf die Fairnesstabelle hab ich auch von vereinsinterner Seite schon vorgelegt bekommen. Es ist auch was Wahres dran, dass wir zu brav, zu naiv agieren. Sich bei gestandenen Bezirksligaspielern über die Zweikampfführung Respekt zu holen, wäre sicher ein geeignetes Mittel.




Mit vollem Einsatz voran marschiert TSV-Spielertrainer Alex Adam (li. - hier im Zweikampf mit Hauzenbergs Alex Geiger). F: Grübl


Ihr habt euer wichtiges Auswärtsspiel gegen den FC Alkofen am Samstag mit 0:2 verloren. Woran hat's gelegen?
Wir haben uns den Start ganz anders vorgestellt, hatten große Probleme ins Spiel reinzufinden und mussten bereits ab der siebten Spielminute einem Rückstand hinterherlaufen. Zwar hat man meiner Mannschaft angemerkt, dass sie sich in das Spiel reinquälen wollte, aber die cleverere Mannschaft hat in diesem Spiel Alkofen gestellt und deshalb verdient gewonnen.

Die Ausgangslage ist jetzt natürlich nicht besser geworden. Wie wollt ihr am Samstag gegen Schalding die Wende schaffen?

Besser ist die Ausgangslage natürlich nicht geworden, aber sie ist auch nicht ausweglos. Wir haben noch zehn Spieltage vor uns und solange wir rechnerisch nicht abgestiegen sind, werden Mannschaft und Trainerteam hart an sich arbeiten und alles Nötige dafür tun, um das Ziel Klassenerhalt zu schaffen. Hier wollen wir in unserem Heimspiel gegen Schalding ansetzen und diesmal die klügere und effektivere Mannschaft stellen.

Die Neuzugänge bewusst ausgewählt: »Keine Panikkäufe.«

Was hast du für einen Eindruck von euren Neuzugängen gewonnen in den ersten Trainingswochen?
Wir sind sehr zufrieden mit unseren Winter-Neuzugängen. Wir haben uns die auch bewusst geholt, und keine Panikkäufe vollführt. Jeder unserer Neuzugänge muss seine Rolle im Team finden, aber ich bin der Meinung, dass jeder einzelne extrem wichtig für das Unternehmen Klassenerhalt wird. Wir sind jetzt auch in der Breite viel besser aufgestellt, können Ausfälle besser kompensieren und der Konkurrenzkampf um die Stammplätze ist auch härter geworden.

Letzte Frage zu deiner persönlichen Zukunft: Bleibst du über die Saison hinaus Trainer beim TSV?

Damit beschäftige ich mich zur Zeit überhaupt nicht, das ist erstmal Sache der Vereinsführung. Für mich ist jetzt wichtig, dass wir schnellstmöglich die nötigen Punkte für den Klassenerhalt holen. Wie's dann mit mir persönlich weitergeht, wird sich zeigen. Ich habe den Job jedenfalls nicht angenommen, um gleich beim ersten Problem hinzuschmeißen. Es macht mir großen Spaß mit den Burschen zu arbeiten. Im Sommer habe ich micht für den B-Lizenz-Trainerschein eingeschrieben. Und ich mache den nicht, nur weil ich nicht weiß, wohin mit meinem Urlaub (lacht).


Aufrufe: 026.3.2015, 10:24 Uhr
Verena SmolkaAutor