Stefan Möwald kann sich nicht erinnern, wann es das letzte Mal bei einem Fußballspiel in Ostbrandenburg zu so einem Polizeieinsatz kam. Und bei einem Landesklasse-Spiel mit 67 zahlenden Zuschauern schon gar nicht. "Sowas haben wir sehr, sehr selten", sagt der Sprecher der Polizeidirektion Ost in Frankfurt (Oder). Möwald redet über das Duell zwischen dem Müllroser SV und Grün-Weiß Bestensee am vergangenen Sonnabend. Die erste Halbzeit ist fast gelaufen. Müllrose führt 1:0. Da klingelt bei der Polizei das Telefon. Am anderen Ende ein Vertreter des MSV. Ein gutes Dutzend Zuschauer macht dem Verein zu schaffen. Schon am Eingang musste Pyrotechnik beschlagnahmt werden, später wechseln Beleidigungen den Besitzer. Die Ordner haben alle Mühe, einige der 14 Zuschauer hinter der Seitenauslinie zu halten. "Sie waren zum Teil auf dem Spielfeld ", sagt der Sprecher.
Als die Vereinsmitglieder einschreiten, werden sie aufs Übelste beschimpft. Daraus resultiert später sogar eine Anzeige wegen Volksverhetzung. Äußern will man sich beim MSV allerdings nicht. „Kein Öl ins Feuer gießen.“ Aus Angst? Vielleicht. Denn die Situation ist alles andere als sicher. Auch als die Polizei anrückt, beruhigt sich das Geschehen kaum. Das Pöbeln geht weiter. Handgreiflichkeiten beginnen.
Gegen 16.15 Uhr gibt es einen zweiten Anruf. Dieses Mal von den Beamten selbst, die Verstärkung anfordern und schließlich von der Bereitschaftspolizei unterstützt werden müssen. Spielbeobachter zählen zwischen zehn und fünfzehn Einsatz-, darunter mehrere Mannschaftswagen. Für 14 Störer.
„Keiner von ihnen kam dem ausgesprochenen Platzverweis nach“, berichtet der Polizeisprecher weiter, dessen Kollegen schließlich Pfefferspray anwenden müssen, als nach Spielschluss ein Feuerwerk vor dem Stadion abgebrannt wird und einige anfangen, um sich zu schlagen und zu treten. „Nicht alle waren so aggressiv“, heißt es dem Vernehmen nach. Aber alle 14 Männer im Alter von 26 und 29 Jahren werden schließlich nach Fürstenwalde geschafft. Hinter Gitter.
Die bittere Bilanz des Tages: 14 mal Gewahrsam und mehrere Anzeigen. Unter anderem wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz, Volksverhetzung und Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte. Über den 2:0-Sieg kann sich in Müllrose keiner uneingeschränkt freuen. Eine schöne Nebensache sieht anders aus.