2024-05-22T11:15:19.621Z

Allgemeines
Für das Projekt
Für das Projekt

1:0 für ein Willkommen

Vereine aus dem Fußball-Bezirk Bodensee engagieren sich für die Integration von Asylbewerbern

Ravensburg / sz - 45,2 Millionen Menschen, so schätzen die Vereinten Nationen, sind weltweit auf der Flucht. Eine beliebte Anlaufstelle: die EU - und vor allem Deutschland. Jetzt hat sich auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in die Flüchtlingspolitik eingeschaltet. Er vergibt Fördergelder an Vereine, die sich der Asylanwärter annehmen. Mit dabei: Vier Vereine aus Oberschwaben.

Fußball ist im Senegal eine große Nummer. Auch Malang liebt Fußball. In Malangs alter Heimatstadt organisierte der Bürgermeister Turniere zwischen den Stadtteilen. Malang ist für sein Viertel angetreten, es hat ihm einfach Spaß gemacht. Allerdings war dieser Spaß zuletzt verschwunden. Im vergangenen Jahr verließ Malang den Senegal. Er spreche nicht gerne darüber, sagt der 20-Jährige, er spreche lieber über Fußball. Malang wohnt inzwischen gemeinsam mit 23 weiteren Flüchtlingen in Containern auf dem Oberzeller Tennisgelände. Den Spaß am Fußball hat er aber wieder zurück. "Ich spiele hier gerne", sagt er.

Der SV Oberzell hat für die Flüchtlinge ein wöchentliches Training auf die Beine gestellt. Seit Oktober wird jeden Freitag zwei Stunden lang gespielt - ohne Leistungsdruck, einfach zum Spaß. "Manchmal sind bis zu 18 von den Jungs dabei", sagt Christof Lotthammer, Oberzells Fußballabteilungsleiter. "Die anderen sind einfach Anti-Fußballer." Der Termin hat sich im Ort herumgesprochen. Immer wieder kommen auch A-Jugendfußballer aus Oberzell vorbei und mischen mit. Die Neuen sollen sich im Verein wohlfühlen - und sie tun es auch. Wenn der SVO Meisterschaftsspiele austrägt, schauen Malang und seine Freunde zu. "Es ist ein willkommener Zeitvertreib. In Oberzell ist auch nicht so viel los", sagt Lotthammer.

Was in Oberzell passiert, ist genau das, was sich die DFB-Stiftung Egidius Braun gewünscht hatte, als sie das Sonderprojekt "1:0 für ein Willkommen" ins Leben gerufen hatte. "Wir wollen eine Integration über den Sport in die Gesellschaft schaffen", sagt Nuri Saltik, der stellvertretende Vorsitzende des Fußballbezirks Bodensee. Der DFB hilft dabei mit einer kleinen Finanzspritze nach. Die Vereine erhalten einmalig 500 Euro, um ein gutes Training bieten zu können. Der SV Oberzell ist nicht der einzige Klub in der Region, der diese Form der Integrationsarbeit leistet. Der SV Bergatreute, der SV Kehlen und der FV Waldburg bieten ähnliche Programme an. Alle vier haben die DFB-Fördergelder erhalten. Jetzt wollen sogar weitere Vereine nachziehen. "Wir haben das Projekt noch mal frisch ausgeschrieben und es sind direkt drei Anträge eingegangen", sagt Saltik.

Auch die Vereine profitieren

Im besten Fall profitieren nämlich nicht nur die Flüchtlinge von den Vereinen, sondern auch die regionalen Mannschaften von den Zugängen. "Für die Landesliga reicht es zwar bei keinem, aber zwei Spieler sind im Trainingsbetrieb der zweiten Mannschaft", sagt Christof Lotthammer. So auch Malang. Der Senegalese brennt auf seinen ersten Einsatz im Oberzeller Trikot. "Ich mag es, vor Publikum zu spielen", sagt er. Allerdings fehlt noch die Spielberechtigung des Verbands. "Da warten wir jetzt schon sechs, sieben Wochen und wissen nicht, warum es so lange dauert", sagt Lotthammer.

Aber Malang wartet gerne. Er freut sich, überhaupt wieder Spaß am Fußball zu haben.

Aufrufe: 019.5.2015, 10:50 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Christopher MeltzerAutor