Mangelnde Effektivität im Angriff hatte Trainer Osman Cankaya wiederholt beklagt, dass sich die Mannschaft für ihren großen Aufwand nicht belohne: „Was die Offensive angeht, haben wir uns zu oft alles andere als begnadet angestellt“, erklärte er - wenige Minuten nach dem 8:0 (7:0)-Kantersieg über Eintracht Frankfurt in Rückrundenspiel Nummer fünf. Da hatte ihn seine Mannschaft speziell in Halbzeit eins eindrucksvoll in Sachen Effektivität widerlegt, hatte seine Forderung nach dem mühsamen 1:0 im Hinspiel erfüllt, „schnell ins Spiel zu finden“.
Maßgeblich daran beteiligt, dass sich der Einbahnstraßen-Fußball auszahlte, war Stephanie Köhler, eigentlich als Angreiferin mehr durch unermüdliche Laufarbeit aufgefallen, durch weite Wege, um Räume zu schaffen für ihre Mitspielerinnen. Ein Treffer stand für die 15-Jährige vorher zu Buche in 13 Bundesliga-Spielen, diesmal stand sie gleich viermal im Mittelpunkt der Gratulationen: beim 1:0 (9.), 3:0 (16.), 5:0 (28.) und 6:0 (37.). Ob’s die Nudeln waren? „Nein, die ess’ ich eigentlich immer vorher“, versuchte sie sich lächelnd an einer Erklärung. So blieben als Begründung für die Trendwende nur die neuen Schuhe in Rot - auf jeden Fall ähnlich auffallend wie ihre Trägerin an diesem Nachmittag.
Nummer zwei in der internen Torschützenliste ist sie damit hinter Vanessa Fudalla, diesmal „nur“ dreimal zum 2:0 (15./Foulelfmeter), 4:0 (18.) und 7:0 (39.) erfolgreich, aber mit einem Dutzend Treffern auch ligaweit in Front, obwohl ihr Einsatz wegen Adduktorenproblemen fraglich war und sie deshalb vorsichtshalber kurz nach der Halbzeit ausgewechselt wurde. Dass es danach mit dem Torfestival nicht weiter ging und Einwechselspielerin Leanna Wunsch in der Schlussminute mit dem 8:0 nur noch ein schöner Schlusspunkt gelang, hing sicherlich auch etwas mit dem Fehlen der U16-Nationalspielerin und den energischen Bemühungen des Abstiegskandidaten aus Hessen zusammen, wenigstens ein zweistelliges Debakel zu vermeiden.
Wesentlich mehr aber lag es laut Cankaya an nachlassender Konzentration, „bei diesem Spielstand verständlich“ und vom Trainer mit ungewohnter Ruhe registriert, „obwohl die Eintracht für uns, bei allem Respekt, kein Maßstab war“. Abnutzungserscheinungen hat er registriert, „vor allem mental sind wir an der Grenze“. Nach zehn Monaten harter Arbeit mit meistens sechs Trainingseinheiten pro Woche normal, die zusätzlichen Lehrgänge auf DFB- und Bayernebene vieler Spielerinnen nicht mitgerechnet. Auf den Ligabetrieb und die schulischen Belange der jungen Spielerinnen wird dabei nämlich keinerlei Rücksicht genommen.
Beispiel eins: Die italienische U17-Nationalspielerin Nadine Nischler ist, neben einigen anderen Club-Spielerinnen, in den Wochen nach Ostern im Prüfungsstress für die mittlere Reife. Während die Bundesliga bis zum 20. Mai Pause hat, finden in diesem Zeitraum für Nürnberg noch die Nachholspiele gegen Crailsheim (22. April/14 Uhr) und in Alberweiler (1. Mai) statt - „Belohnung“ für das erfolgreiche Abschneiden bei der süddeutschen und deutschen Meisterschaft im Hallenfußball. Nischler erwartet zwar „keine Schwierigkeiten“, weil die Kombination von Schule und Sport auf der Bertolt-Brecht-Schule, der „Eliteschule des Sports“, „sehr gut gelöst ist, auf einer anderen Schule wäre es sicherlich problematisch für mich“.
Beispiel zwei: Vanessa Fudalla spielt mit der U16-Nationalmannschaft vom 25. bis 29. April beim Acht-Nationen-Turnier in Italien gegen Belgien, Gastgeber Italien, Frankreich und, je nach Abschneiden, noch ein Platzierungsspiel. Danach geht es für die 15-Jährige buchstäblich direkt für den Club im schweren Auswärtsspiel in Alberweiler am 1. Mai auf den Platz. „Für uns sicherlich alles andere als ein Vorteil“, wie Trainer Cankaya betont, der im Saisonendspurt dennoch den Sprung auf Platz vier vor Hoffenheim nicht aus den Augen verloren hat. Vielleicht wechselt ja noch die eine oder andere auf Treter in Rot ...