2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten

SVN: Schuldenberg von 160 000 Euro

Insolvenzverwalter will Spielbetrieb aufrechterhalten - Denger auf Sponsorensuche

Den unruhigen Wochen beim Fußball-Oberligisten SVN Zweibrücken folgen in den kommenden nicht weniger arbeitsintensive. Bei Schulden von rund 160 000 Euro müssen neue Gelder her, damit nicht plötzlich die vollkommene Ruhe bei dem Verein eintritt. Der Spielbetrieb soll trotz der schweren Situation aber vorerst weitergehen.

Von Svenja Kissel


Zweibrücken. Der Schuldenberg, der sich vor dem SVN Zweibrücken auftürmt, ist groß für den kleinen Verein. 160 000 Euro umfasst er nach jetzigem Stand. Das bestätigt der Vorsitzende des Fußball-Oberligisten Richard Denger auf Anfrage. „Das ist die Zahl, die ich in einer Aufstellung dem Gericht und dem vorläufigen Insolvenzverwalter übergeben habe.“
Darin enthalten seien die ausstehenden 28 000 Euro, die der Verein an die Minijobzentrale der Knappschaft hätte zahlen müssen. Aufgrund der Zahlungsunfähigkeit stellte die Knappschaft den Antrag für das am Donnerstag vom Amtsgericht Zweibrücken eröffnete vorläufige Insolvenzverfahren gegen die Niederauerbacher (wir berichteten). Die übrigen 130 000 Euro setzten sich laut Denger aus mehreren offenen Positionen zusammen. Etwa Zahlungen an das Finanzamt, aus teilweise noch aus dem vergangenen Jahr ausstehenden Spielergehältern, Krediten. Trotz der für den Verein „großen Summe“ (Denger) wolle der vorläufige Insolvenzverwalter Jürgen Roth alles versuchen, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Ein erste Prüfung des Rechtsanwalts, der trotz mehrfacher Anfragen seit vergangenem Donnerstag nicht für ein Gespräch mit dem Merkur zur Verfügung steht, über das Wochenende habe ergeben, „dass das auf alle Fälle lohnender ist, mit den wichtigen Einnahmen und möglichen Sponsorengeldern, die wir dann einfach leichter erhalten als bei einer Abmeldung“, erklärt der Vorsitzende. Richard Denger gibt sich vorsichtig optimistisch, dass es mit der Fortsetzung des Spielbetriebs klappen könnte. Das Vereinsvermögen reiche wohl aus, um die Kosten des Verfahrens auch in diesem Fall zu decken. Am Montag wurden von einem Unternehmen die Vermögenswerte des SVN erfasst. Dazu zählen Mitgliedsbeiträge der rund 500 Mitglieder sowie all die Einnahmen aus dem Ligenbetrieb. Bei dem Clubheim sei es schwieriger, erklärt der SVN-Vorsitzende, „da es auf Erbpacht-Grund steht“.
Einen Zeitraum kann Richard Denger nicht nennen, bis wann letztendlich klar ist, ob ein Insolvenzverfahren eingeleitet oder mangels Masse abgelehnt und demnach laut Regelung im SWFV auch der Spielbetrieb eingestellt werden müsste. „Es gibt Insolvenzverfahren, die lange laufen - etwa bei Saarstahl“, sagt der Zweibrücker Amtsgerichtsleiter Klaus Biehl. Entscheidend sei aber, dass der Insolvenzverwalter keine neuen Schulden machen darf. „Er muss jeden Vertrag prüfen. Wenn die Einnahmen die Ausgaben nicht decken, dann wird und muss er sofort die Reißleine ziehen.“ Biehl rechne nicht mit einem längeren vorläufigen Insolvenzverfahren, das sich bis ins nächste Jahr zieht.
Nach jetzigem Stand will der SVN nächste Woche Freitag, 31. Juli, 19 Uhr aber auf jeden Fall mit dem Heimspiel gegen den FC Hertha Wiesbach in die neue Runde starten. 13 Mann umfasst der Kader derzeit, weitere bekäme Trainer Sorin Radu in diesen Tagen noch dazu. „Die müssen im finanziell machbaren Rahmen bleiben“, erklärt Denger. Mehr als die als Minimum für einen Amateurvertrag anfallenden 250 Euro sowie Fahrtkosten seien nicht aufzubringen. Denn auch Sozialabgaben würden in solch einem Status noch anfallen. Die letzte Entscheidung über eine Verpflichtung habe der vorläufige Insolvenzverwalter, der in dieser Woche auch Gespräche mit den potenziellen weiteren Kandidaten führen will. Der Großteil der derzeit im Kader befindlichen Spieler bekäme weniger als die 250 Euro. „Sie haben keinen Vertragsamateur-Status - sie waren vereinslos oder haben sich rechtzeitig von ihren vorhereigen Clubs abgemeldet“, erklärt Denger.
Um den Spielbetrieb am Leben halten und die angefallenen Schulden möglicherweise Stück für Stück zurückzahlen zu können, ist der Verein auf Hilfe angewiesen. „Wir brauchen Sponsoren und Unterstützer“, erklärt Denger. Gespräche dazu seien nun am laufen. Der Rest der Einnahmen käme aus Sportheim und Spielbetrieb. Roth nannte Denger auch den Verkauf von Vermögen oder Benefizspiele als Möglichkeit, neues Geld in die Kasse zu spülen. „Verkäufliches Vermögen haben wir aber keines“, betont der Vorsitzende. Benefizspiele, wie sie der von der Insolvenz bedrohte, aber traditionsreiche Ligakonkurrent Borussia Neunkirchen bereits gegen Mainz 05 und den 1. FC Saarbrücken sowie im August und September noch gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern sowie Erstliga-Aufsteiger SV Darmstadt 98 bestreitet, „können wir versuchen, werden bei uns aber schwieriger“, dämpft Denger etwas die Zuversicht des vorläufigen Insolvenzverwalters. Über den Berg sieht der Vorsitzende den Verein noch lange nicht.




Aufrufe: 021.7.2015, 20:13 Uhr
Martin WittenmeierAutor