2024-05-02T16:12:49.858Z

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Kinder beim Training auf dem Kunstrasenplatz des SC West, Foto: Christoph Hennes
Kinder beim Training auf dem Kunstrasenplatz des SC West, Foto: Christoph Hennes

SC West stellt Insolvenzantrag

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Ins Stocken geratenes Bauprojekt auf dem Clubgelände belastet den Kölner Traditionsverein — Spielbetrieb ist aber vorerst gesichert - Insolvenzverwalter soll die Rettung schaffen

Der Bezirksligist SC West Köln 1900/11 hat Antrag auf Insolvenz gestellt. Den Ehrenfelder Traditionsverein mit einer der größten Jugendabteilungen im Fußballkreis Köln belastet ein ins Stocken geratenes Bauprojekt, dessen Kosten aus dem Ruder gelaufen sind. Christoph Niering, Fachanwalt für Insolvenzrecht, soll mit den Gläubigern verhandeln und mit einem Interessenten, der das Gebäude fertigstellen will. Bis spätestens Mitte Februar soll geklärt sein, ob sich die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens noch abwenden lässt. Zugleich soll Niering versuchen, den in Schieflage geratenen Klub durch ein Insolvenzplanverfahren zu retten.

Der in Ossendorf lebende Rechtsanwalt kann zwei erfolgreiche Sanierungen namhafter Fußballvereine als Referenzen vorweisen. So wendete er im Rahmen von Insolvenzplanverfahren die drohenden Pleiten des SC Fortuna Köln im Jahr 2004 sowie der Sportfreunde Siegen im Jahr 2008 ab. Der Spielbetrieb der Seniorenmannschaften und der Jugendteams des SC West mit rund 350 Kindern und Jugendlichen sei zunächst gesichert, betont Rainer Mehlem, zweiter Vorsitzender des Clubs. „Die Konten der Vereinsabteilungen sind im Plus”, versichert Mehlem. Einziger Grund für die existenzbedrohende finanzielle Belastung sei das Bauprojekt auf dem Vereinsgelände an der Apenrader Straße.

Das 2011 begonnene Vorhaben umfasst ein neues Vereinsheim mit Spielerumkleiden sowie — im selben Gebäude — eine sechsgruppige Kindertagesstätte. Dafür erhielt der Traditionsklub unter anderem Zuschüsse aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung. Die Sparkasse Köln-Bonn gewährte Kredite. Die späteren Mieteinnahmen aus der Kindereinrichtung, für die die Gesellschaft Köln-Kitas als Träger bereitstand, sollten dem Verein anschließend dauerhaft Einnahmen sichern. Probleme mit dem Baugrund und dadurch notwendige Umplanungen verzögerten und verteuerten das Vorhaben aber schon kurz nach Baubeginn. Während der Rohbauphase im Jahr 2012 sackte eine Zwischendecke ab und sorgte für einen viele Monate dauernden Stillstand. Als die Verantwortung für den Baumangel geklärt war, wurde zunächst weitergebaut.

Im Sommer 2014 drehte aber die Sparkasse Köln-Bonn dem Verein den Geldhahn zu. Das Institut befürchtete, dass die Kredite nicht zurückgezahlt werden können. Der Weiterbau stockt seitdem. Damals schon wurde ein Insolvenzantrag erwogen. Da sich aber mehrere Interessenten meldeten, die das Bauprojekt fertigstellen wollten, kam es nicht dazu. Inzwischen, so Rainer Mehlem, sei eine in Düsseldorf ansässige Fondsgesellschaft namens Kidinvest an der Übernahme interessiert. Die Verhandlungen seien aber nun Aufgabe des Insolvenzverwalters.

Dem Schritt, einen Antrag auf Insolvenz einzureichen, sei die Einsicht vorausgegangen, dass die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder mit den Verhandlungen mit Gläubigern und möglichen Investoren zunehmend überfordert gewesen seien, so Mehlem.

Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Josef Wirges zeigte sich besorgt über die Entwicklung: „Der Verein ist einer der größten Kölns. Wenn er nicht gerettet werden kann, wäre das eine Katastrophe für die Jugendarbeit in der Stadt.” Für den Bau der Kindertagesstätte sehe er allerdings schwarz.

Aufrufe: 05.1.2015, 13:21 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Heribert RösgenAutor