Für viele Amateurfußballer ist die Oberliga das Ziel ihrer Träume, immerhin ist die höchste Liga innerhalb eines Fußballverbands auch das höchste der Gefühle für den ambitionierten Hobbykicker. Doch zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit zeigen, dass die Oberliga nicht das Ende der Fahnenstange sein muss. Über Torjäger Noel Futkeu und den kämpfenden Edeltechniker Yassine Bouchama, die jetzt beide in der 2. Bundesliga spielen.
Beim 1:1 gegen den SV Elversberg war es endlich so weit: Am vergangenen Wochenende feierte Yassine Bouchama sein Zweitliga-Debüt für Preußen Münster, zuvor verbrachte er die ersten acht Spieltage ohne Einsatz auf der Bank oder Tribüne. Doch nach einer ordentlichen Leistung darf sich der 27-Jährige berechtigte Hoffnungen machen, ab sofort regelmäßig im Aufgebot von Sascha Hildmann aufzutauchen. 2019 spielte der Kreativspieler noch für den FC Kray in der Landesliga, dann folgten Stationen beim SV Straelen, 1. FC Phönix Lübeck und VfB Homberg, ehe Bouchama im Sommer 2022 an die Hammer Straße wechselte.
Der Deutsch-Marokkaner hatte schon Anfragen aus der 1. Liga Marokkos, blieb sich aber seinem Traum treu und arbeitete energisch an seiner Karriere in Deutschland. In Münster etablierte er sich direkt zum Stammspieler, schoss in der ersten Saison sieben Tore und schaffte mit den Preußen den Aufstieg in die 3. Liga. Münster realisierte den Durchmarsch in die 2. Bundesliga - und auch hier war der Essener prominent vertreten (32 Spiele, vier Tore, drei Vorlagen). Die Entwicklung des Krayer Jugendspieler zeigt: Mit viel harter Arbeit ist auch für Fußball-Verhältnisse der späte Sprung in die 3. Liga oder die 2. Bundesliga möglich.
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Bouchama und Futkeu haben neben der Ligazugehörigkeit auch eine weitere Gemeinsamkeit: Beide spielten in Essen in der Jugend und meisterten ihren Durchbruch bei einem Essener Oberligisten. Stürmer Futkeu spielte in der Jugend für den ETB SW Essen und Rot-Weiss Essen, wechselte 2020/21 aber zunächst in die U21 des 1. FC Köln. In der Domstadt fristete er das Reservistensein und entschied sich 2022 deshalb zu einem Schritt zurück zum ETB – und das sollte die Karriere des Knipsers nachhaltig ankurbeln, denn mit 30 Toren und sieben Vorlagen wurde er Oberliga-Torschützenkönig bei den Schwarz-Weißen.
Seine starken Leistungen bescherten ihm einen Profi-Vertrag bei Eintracht Frankfurt. Bei den Adlerträgern kam er im DFB-Pokal zu einem kurzen und denkwürdigen Debüt, dafür lief es in der U23 mit 16 Toren in 27 Regionalliga-Partien erneut richtig gut. Mit insgesamt 46 Toren in zwei Spielzeiten genoss Futkeu deutschlandweite Aufmerksamkeit, den Zuschlag erhielt die SpVgg Greuther Fürth, bei der der 21-jährige Angreifer bislang in jedem Zweitliga-Spiel auf dem Platz gestanden und schon drei Tore geschossen (plus zwei Vorlagen) hat.
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Die durchaus unterschiedlichen Werdegänge von Bouchama und Futkeu zeigen, dass die Oberliga und selbst die Landesliga für einen Amateurspieler nicht das Ende der Fahnenstange sein muss. Bouchama hat sich trotz guter Veranlagung hochgekämpft und ist jetzt Zweitliga-Spieler (Marktwert: 250.000 Euro). Futkeu (Marktwert: 1 Millionen Euro), der zuvor schon Erfahrungen bei NLZ- und Bundesliga-Teams gesammelt hat, zeigt, dass der Schritt zurück auch gleichbedeutend mit einem Schritt nach vorne sein kann.
Am Niederrhein gibt es viele vielversprechende Talente, die wir demnächst auch jenseits der FVN-Spielklassen sehen könnten. Prominent sind hier vor allem die beiden Top-Talente der SpVg Schonnebeck zu nennen: Arne Wessels (17 Tore, neun Vorlagen in elf Spielen) und Conor David Tönnies (sechs Tore, vier Vorlagen in elf Spielen), die - wie sollte es auch anders sein - für einen Essener Oberligisten spielen.