Auch wenn die Regionalliga (zumindest vorerst) ein Sehnsuchtsort bleibt, hat der FC Ruderting in der vergangenen Spielzeit einmal mehr bewiesen, dass er zu den besten Frauenmannschaften Deutschlands zählt. Vier Bayernliga-Vizemeisterschaften in den vergangenen fünf Spielzeiten sprechen eine deutliche Sprache. Doch ist das Ende der Fahnenstange erreicht? Und: Ist Rang 2 inzwischen normal? FCR-Trainer Florian Spiller dazu im FuPa-Interview...
Mit dem Ziel, in die Regionalliga aufzusteigen, ist der FC Ruderting in der vergangenen Saison sehr offensiv umgegangen. Es hat dann aber relativ deutlich nicht mit der anvisierten Meisterschaft geklappt. Bist Du deshalb als Trainer gescheitert?
Die Grundlagen waren da und ein Ziel ausgesprochen. Zurück zu stecken und nicht auf ein Maximum zu gehen, ist keine Option. Man will schließlich immer so gut abschneiden, wie im Vorjahr. Soll man nach den erzielten Erfolgen sagen: Wir wollen im Mittelfeld mitspielen? Außerdem sollte man immer aufpassen: Wollen ist nicht müssen. Alles andere ist eine Unterstellung. Wir mussten gar nichts, wir wollten erfolgreich spielen. Erfolgreicher als Platz 2 ist ganz logisch Platz 1.
Als Trainer gescheitert? Da muss ich schon etwas lachen. Wir sind keine Profis und man sollte sich mal bewusst werden, um was es geht. Wir wollen eine gute Zeit haben und wenn ich das als Trainer realisieren kann, ohne Abstieg, ohne einen Zerfall der Mannschaft und das mit einem Platz 2 unter den Umständen, dann habe ich nicht versagt. Ich hab meinen Job erfüllt.
Worin liegen aus Deiner Sicht die Gründe dafür, dass man letztlich der SpVgg Greuther Fürth den Vortritt lassen musste?
Ruderting 3.000 Einwohner, Fürth 132.000 Einwohner. Sagst du Passau und Umgebung, sag ich Nürnberg und Umgebung. Sagst du Bayernliga, sag ich 2. Bundesliga. Wer hat wohl letztendlich mehr Ressourcen und Möglichkeiten? Wenn dir dann drei Spielerinnen fehlen, dann ist das schwer zu kompensieren. Außerdem müssen meine Spielerinnen arbeiten und haben andere Schwerpunkte, die die Lebensgrundlage liefern.
Auffällig: Während man die Hinrunde noch mit einem Sieg über den direkten Konkurrenten und als Halbzeit-Meister abgeschlossen hat, war in der Rückrunde der Wurm drin? Warum? Hatte die dieses Mal nicht so erfolgreiche Hallensaison - Stichwort: Selbstvertrauen - Auswirkungen?
Ich denke die Antwort auf diese Frage habe ich bereits gegeben. Außerdem ist "auffällig" etwas komisch beschrieben. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen in der Vorrunde. Damit es so bleibt, brauchst du alle Spielerinnen top fit. Das war nicht mehr so.
Ein Remis gegen den späteren Absteiger Amicitia wirft zudem die Frage auf: Habt Ihr gerade deutlich leichtere Gegner auf die zu leichte Schulter genommen?
Nein, gewiss nicht. Nur geht eine Mannschaft, die gegen den Abstieg spielt, ganz anders in ein Match als eine Mannschaft, bei der die Chancen, in dem Fall nach oben, nicht mehr ganz so gut stehen.
War und ist das Team Regionalliga-tauglich?
Das hätte sich gezeigt, wenn man aufgestiegen wäre. Qualitativ ist meine Mannschaft top. Wir spielen Bayernliga und das nicht schlecht, nur gilt es z. B. in dieser Saison neue, junge Spielerinnen zu implementieren. Das geht nicht von heute auf morgen, deswegen werden die Ziele neu gesetzt.
Welche Zu- und Abgänge stehen bisher fest?
Abgänge gibt es keine. Neu sind Elfi Stuchlik, Eva Hartl, Leni Sichhart, Sina Bloch und Eleni Brandl.
An welchen weiteren (auch personellen) Stellschrauben muss noch gedreht werden, sodass es mit dem ganz großen Wurf klappt? Oder ist es am Ende dann doch nur Glückssache?
Eine perfekte Saison erfordert definitiv auch Glück. Alle anderen Stellschrauben sind leere Phrasen: Hätte, müsste, könnte, sollte, bräuchte...
Mit Kirchberg und Frauenbiburg sind zwei niederbayerische Rivalen abgestiegen: Ist die "neue" Bayernliga für Euch deshalb weniger attraktiv?
Nein, nach wie vor nicht. Immerhin handelt es sich im die höchste Liga Bayerns. Wir wollen Fußball spielen, hier können wir das. Derbys haben wir jetzt weniger, ist klar, aber das ist nicht die Hauptsache.
Mit dem Club II, SC Regensburg, Schwaben Augsburg und FFC Hof sind prominente Namen dazu gekommen: Wie schätzt Du diese Neulinge ein?
Insgesamt sind das ja mehr oder weniger keine Neulinge - vor allem Hof und Augsburg. Es wird eine harte Saison.
Wer wird - neben dem FC Ruderting - ganz vorne mitmischen?
Wir backen diese Saison kleine Brötchen. Vorne ist relativ. Die Mannschaften im Zugzwang sind eher Augsburg, Hof, Würzburg und vielleicht Forstern.
Welches konkrete Ziel steckt ihr euch?
Neustrukturierung der Mannschaft und Konsolidierung.
Und abschließend der obligatorische Blick in die Zukunft...
Der läuft in kurzem Horizont. Woche zu Woche. Erstmal eine gute Vorbereitung machen. Den Rest werden wir sehen.
Vielen Dank für das Gespräch - und alles Gute für die Zukunft.