2024-04-25T14:35:39.956Z

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Holger Seitz arbeitet seit Juli 2015 im Nachwuchsbereich beim FC Bayern.
Holger Seitz arbeitet seit Juli 2015 im Nachwuchsbereich beim FC Bayern. – Foto: IMAGO/Mladen Lackovic

Zu viel Hype um FCB-Talente? Seitz: „Trainer sind die Einzigen, die ehrlich mit den Jungs umgehen“

Leise Kritik an Pep Guardiola

Wird den Talenten auf dem Weg in den Profifußball zu viel abgenommen? Das glaubt zumindest Holger Seitz, U23-Trainer beim FC Bayern.

München - Im Sommer sind es schon neun Jahre. Am 1. Juli 2015 heuerte Holger Seitz als Nachwuchstrainer beim FC Bayern an. Der Ex-Profi betreute die U17, U19 und - wie seit dem Abgang von Martin Demichelis - zum wiederholten Mal mit der U23 die wichtigste Mannschaft im Übergang vom Jugend- in den Profibereich.

„Hart, aber ehrlich. Das wollen die Jungs auch haben.“

Holger Seitz über seinen Umgang mit den Talenten des FC Bayern.

Auf dem Weg nach oben hat der 49-Jährige viele Talente begleitet. Angelo Stiller vom VfB Stuttgart, Werder-Kapitän Marco Friedl, der an Bayer Leverkusen ausgeliehene Josip Stanisic oder die seit Saisonbeginn regelmäßig im Kader von Thomas Tuchel stehenden Aleksandar Pavlovic und Frans Krätzig hat er seit 2015 trainiert. Seine Herangehensweise mit den jungen Burschen ist simpel: „Hart, aber ehrlich. Das wollen die Jungs auch haben“, sagt Seitz im Interview bei ran.

Dabei lässt er durchblicken, dass im Umfeld der aufstrebenden Youngster „alles häufig zu positiv gesehen wird. Meine Erfahrung ist, dass die Trainer die Einzigen sind, die wirklich ehrlich mit den Jungs umgehen.“ Nur, wenn die Spieler auch mit Widerständen zurechtkommen und eigene Erfahrungen sammeln, wird seiner Meinung nach die richtige Persönlichkeit gefördert: „In den entscheidenden Situationen im Spiel hat der Trainer wenig Einflussmöglichkeiten. Sie müssen dazu in der Lage sein, selber Entscheidungen zu treffen.“

Durch Spielidee von Pep Guardiola gab es „zu wenig Fokus auf die elementaren Dinge des Fußballs“

Auch deswegen ist es Seitz wichtig, den Jungs des FC Bayern II in der Regionalliga Bayern das Sieger-Gen einzuimpfen. „Wie soll ein Spieler von uns bei der 1. Mannschaft mit der ganzen Drucksituation zurechtkommen, wenn wir in der 2. Mannschaft davon reden, dass das Ergebnis nicht so entscheidend ist, weil wir ausbilden wollen“, fragt Seitz und gibt gleich die Antwort. „Die Mentalität, das Spiel gewinnen zu wollen, und das Mia san Mia auf den Platz zu bringen, ist ein ganz entscheidender Faktor in der Ausbildung.“

Interessant: Durch Pep Guardiola, der in seinem ersten Jahr beim FC Bayern noch für die Profis verantwortlich war und dem viele Trainer wegen seiner Spielidee nacheifern, sind im deutschen Fußball auch Probleme entstanden. „Es gab zu wenig Fokus auf die elementaren Dinge des Fußballs - sei es das Passspiel, das Kopfballspiel oder die Zweikämpfe“, findet Seitz. „Wir haben uns zu sehr an die Art und Weise orientiert, die ganz oben gespielt wurde. Das ist in der Ausbildung der Talente verloren gegangen.“

Aufrufe: 018.1.2024, 16:27 Uhr
Jörg BullingerAutor