2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der Gegner weiß, was kommt: Tadeus Henns (r.) Schüsse sind in der Bezirksliga bereits bestens bekannt. Mit sieben Toren ist er mitverantwortlich, dass der TSV Murnau als Tabellenführer in die Winterpause geht.
Der Gegner weiß, was kommt: Tadeus Henns (r.) Schüsse sind in der Bezirksliga bereits bestens bekannt. Mit sieben Toren ist er mitverantwortlich, dass der TSV Murnau als Tabellenführer in die Winterpause geht. – Foto: Andreas Mayr

YouTube-Videos von David Alaba machen Murnauer Henn zum Freistoßmagier

Der 19-Jährige entschied die letzten beiden Topspiele

Tadeus Henn vom TSV Murnau traf zuletzt dreimal per direkten Freistoß. Seine feine Technik schaute sich der 19-Jährige bei David Alaba auf YouTube ab.

Murnau – Es ist kurios, aber Thomas Bauer hat den Freistoßmagier von Murnau noch nie einen dieser Kunstschüsse üben sehen. „Der schießt keine 50 Freistöße im Training“, sagt Kapitän Bauer über seinen Mitspieler. Wenn’s ernst wird in der Bezirksliga, dann zittern Torhüter und Spielermauer vor dem linken Fuß des Tadeus Henn. Drei Freistöße verwandelte der Mittelfeldspieler des TSV Murnau in den vergangenen Wochen direkt, zwei zuletzt in den Top-Duellen gegen Raisting (2:0) und Wolfratshausen (1:1). Zeit, einmal beim jungen Fußballer aus Rottenbuch nachzufragen, wie er das eigentlich hinkriegt.

Die Geschichte mit dem Training stimmt natürlich nicht ganz. Sehr wohl hat Henn geübt, sogar exzessiv. Nur nicht in Murnau, sondern daheim in Rottenbuch. Ihn und seinen Bruder fand man oft am Sportplatz. Einen Sack Bälle im Schlepptau. Ein E-Jugend-Tor oder ein paar Stangen simulierten die Mauer und dann schossen sie drauf los. „Hunderte Male“, erzählt Henn. Die Technik hat er sich früh bei David Alaba abgeschaut.

Henn lernte den Alaba-Freistoß bei YouTube

Wer sich die Mühe machen will, soll bei YouTube einmal nach „David Alaba Freistoß“ suchen. Da bekommt man eine ziemlich gute Vorstellung, wie es aussieht, wenn Henn zum Freistoß ansetzt. Halb schräg läuft er an mit kurzen Tippel-Schritten, als würde er sich selbst den Rhythmus vorgeben. Den Ball trifft er mit der Innenseite, rasiert ihn praktisch. Im Tennis nennt man die Technik Topspin. Parabelförmig fliegt der Ball über die Mauer – und senkt sich bestenfalls früh genug wieder.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf waren die beiden jüngsten Treffer sicher die anspruchsvollsten. Wenige Schritte vom Strafraum entfernt lag der Ball. „Da ist es schwierig, dass er sich senkt. Du musst knapp über die Mauer drüber schießen“, erklärt Henn. Nur ein paar Zentimeter zu unpräzise und der Schuss endet in den Köpfen der menschlichen Mauer. Früher passierte ihm das häufiger.

Gegen Neuried erzielte Henn seinen „schönsten Treffer“

Als Linksfuß war er schon immer für die Freistöße von der rechten Seite zuständig. Die Erfolge blieben überschaubar. Heute ist das schwer zu glauben, aber über die Versuche in der Jugendzeit sagt Henn: „Geklappt hat’s nicht so gut.“ Um den Ball á la Alaba ins Tor zu zwirbeln, braucht es tausende Wiederholungen und grenzenloses Selbstvertrauen. „Mittlerweile gehe ich hin und sag’ mir: Den mache ich jetzt.“

Angefangen hat alles mit dem Versuch gegen Neuried, am 14. Oktober. Über sein erstes Freistoßtor der Saison sagt Henn heute: „Das war der schönste Treffer, der war am weitesten weg.“ Gut und gerne 25 Meter dürfte die Entfernung gewesen sein, rechts außen am Strafraumeck, Henns Lieblingsposition. Die anderen beiden Treffer „waren noch wichtiger“. Weil sie in den Spitzenspielen der Liga fielen. Längst hat jeder in der Bezirksliga vom Freistoßmagier des TSV gehört, die Bilder gesehen. Henn will die Aura, die ihn umgibt, die Angst in den Augen der Torhüter, wieder und wieder ausnutzen. „Ich bin überzeugt, dass der nächste gut kommen wird“, betont er.

Henn fühlt sich in Murnau wohl

Wer so Freistöße schießt, landet zwangsläufig auf den Einkaufszetteln der größeren Klubs aus der Gegend. Henn kann ja nicht nur ruhende Bälle anschneiden, sondern auch noch sich bewegende verteilen. Diverse Vereine meldeten Interesse an. Doch beim 19-Jährigen aus Rottenbuch sind sie an der falschen Stelle. „Mir geht es nicht darum, mit Fußball Geld zu verdienen. Ich spiele seit der E-Jugend in Murnau, hier mit meinen Freunden, sehe, wie sich das entwickelt.“ Mit seinen Rottenbucher Spezln Christoph Greinwald und Fabian Erhard pendelt er seit Jahren nach Murnau.

Dieser glänzende Jahrgang 2004 schaffte in der C-Jugend etwa den Bayernliga-Aufstieg und blieb in großen Teilen bis heute bei den Senioren zusammen. Auch in der U19 durften sie sich einmal eine Halbserie lang mit den unteren Bayernligisten (immerhin Dritte Liga in diesem Bereich) messen. Henn hatte sie damals mit sieben Toren in diese Qualirunde geschossen. Diesen Bestwert hat er bei den Männern in der aktuellen Saison schon eingestellt. Nicht nur wegen der Freistöße, sondern auch wegen der Abschlüsse im laufenden Spiel. Das kann sogar Bauer aus erster Hand bestätigen. „Die haut er immer so rein.“ In jedem Training. (Andreas Mayr)

Aufrufe: 021.11.2023, 09:31 Uhr
Andreas MayrAutor