Bezirksligist SV Raisting steht nach zwei Niederlagen schon unter Druck. Nun wartet der SV Bad Heilbrunn auf die Mannschaft vom Johannes Franz.
Landläufig gilt der SV Raisting seit jeher als unangenehm zu bespielender Gegner. Als herausragendes Faustpfand des Teams galt primär die überdurchschnittlich kompakte Defensive. Mit ein Grund, warum der SVR in der vergangenen Spielzeit in der Bezirksliga Süd tabellarisch über weite Strecken nahe an der Gemarkung für einen möglichen Aufstieg verweilte. Nach zwei Partien in der neuen Runde ist die Gemengelage eine gänzlich andere. Zwei 0:3-Niederlagen stehen in den Büchern, das riecht schwer nach Abstiegskampf, wie auch Trainer Johannes Franz bemerkenswert offen zugibt.
Franz war auch am Tag nach dem wirkungslosen Auftritt in Penzberg merklich angefasst. Eine der Kernaussagen aber spricht Bände über das momentane Befinden beim SVR. „Wird nicht leicht, fünf Mannschaften in der Tabelle hinter dir zu lassen“, blickt der 30-Jährige auf die neuerlich üppige Abstiegszone der Bezirksliga Süd mit einem Direktabsteiger und vier Teams, die in der Relegation versuchen müssen, die Klasse zu halten. Aber muss man sich nach zwei Spieltagen gleich derart der Schwarzmalerei hingeben? Nach aktuellem Sachstand ganz offensichtlich schon.
Franz prophezeit eine „extrem schwere Saison“, die es ohne Verzug und Widerworte anzunehmen gelte, um „den krassen Fehlstart zu vermeiden“. Fraglos wird das ein Charakter- und Stresstest für seine Elf. Die nächsten Widersacher kommen aus Bad Heilbrunn und Olching und damit aus dem obersten Regal des Tableaus. Für den Coach „brutal schwere Brocken“. Danach geht es gegen die Reserve von Bayernligist FC Deisenhofen, gegen die man laut Franz „noch nie gewonnen“ hat. Der Coach unkt, im Moment noch spaßeshalber, dass er sich bei anhaltender Negativserie nach sechs Spieltagen unter Umständen „selber entlassen“ wird.
Doch so wirklich nach Spaß ist ihm gerade nicht. „Natürlich macht man sich da Gedanken“, schiebt er im ernsten Ton nach. Dass es heuer in diese Richtung gehen könnte, war für den Spielertrainer, der sich noch immer in der Rekonvaleszenz befindet, „irgendwo absehbar“. In Penzberg stand eine zur Vorsaison um 50 Prozent veränderte Startelf auf dem Platz. „Das braucht seine Zeit“, benennt Franz die Faktoren „Eingewöhnung“ und „Abstimmung“. Dadurch fehle „ein Stück weit“ Mentalität auf dem Platz, aber auch Führungsspieler, die die Richtung anzeigen. Exemplarisch nennt Franz Maximilian König und Benedikt Multerer, deren Abgänge zuvorderst noch nicht kompensiert werden konnten.
Verbliebene Routiniers wie David Gretschmann, Andi Heichele, oder Mathias Sedlmeier waren angeschlagen oder krank. Multerer fehlt dem Team in Kombination mit Vinzenz Wolf auch für die Arbeit in der Offenisve. „Die Gefährlichkeit nach vorn geht massiv ab“, spricht Franz einen „großen Punkt“ an, an dem gearbeitet werden müsse. Offensive Neuzugänge wie Frederik Specht und Lukas Sigl stoßen lieber aus der Tiefe des Raums in die Spitze, finden dort aber keinen Anspielpartner. „Wir haben keinen richtigen Knipser“, bedauert der Coach. „Keiner ist auf der letzten Linie anspielbar.“
Freilich ist auch der Spielaufbau ein gewichtiges Thema. In Penzberg war ein solcher kaum erkennbar, dafür gab‘s umso mehr Ballverluste. Für Franz ist das Ausdruck mangelnden Selbstvertrauens. Selbiges habe man sich weder in der Vorbereitung noch in den beiden Punktspielen aneignen können. „Wenn du Angst vor Fehlern hast, meidest du Ballkontakte“, kennt der 30-Jährige die Mechanismen des Geschäfts. In Summe hänge alles irgendwie zusammen und erkläre die aktuelle Situation hinreichend.
Bleibt nur die Frage, wie es besser werden soll. Laut Franz sind drei Punkte zu befolgen: „Vor allem ruhig bleiben, durch gute Trainingsphasen Selbstvertrauen holen, vor allem aber jedes Spiel bei Null beginnen und die Negativerlebnisse nicht in das nächste Spiel mitnehmen.“ Klingt in der Theorie relativ simpel. Ob das Ganze praxistauglich ist, wird sich kommenden Sonntag im Heimspiel gegen Bad Heilbrunn erstmals zeigen.