Wenigstens der Bayern-Campus macht Spaß: Stanisic und Co. überzeugen in Europas Topligen

München – Herber Rückschlag für den FC Bayern im Kampf um die deutsche Meisterschaft. Gegen den Tabellenführer Bayer Leverkusen verlor der FCB am Samstagabend klar mit 0:3. Bei den Bayern herrscht Unruhe. Die Mannschaft hängt den eigenen Erwartungen hinterher. Für eine kleine Aufmunterung im Bayern-Lager könnten die eigenen Talente sorgen. Der viel gescholtene Nachwuchs des Rekordmeisters lässt aufhorchen. Die hohen Investitionen in den Campus scheinen ihre Früchte zu tragen.

In Leverkusen traf Millionen-Neuzugang Sascha Boey auf Bayern-Leihgabe Josip Stanisic. Im Sommer entschieden sich die Bayern, Stanisic nach Leverkusen auszuleihen, was bereits damals auf Unverständnis in Fan- und Expertenlager stieß. Dieses Duell ging in der BayArena klar an Stanisic, der Boey nicht nur beim Führungstreffer der Leverkusener alt aussehen ließ.

Stanisic überragt gegen Stammverein Bayern – Pavlovic erhält Vorzug vor Kimmich

Der 23-Jährige erzielte am Samstag erst sein zweites Bundesligator – ausgerechnet gegen den Verein, bei dem er seit der U17 alle Jugenden durchlief. Dennoch können die Verantwortlichen des Bayern-Campus seine Leistung auch mit einem lachenden Auge bewerten. In den gesamten 90 Minuten gegen den Rekordmeister zeigte sich der Verteidiger von seiner besten Seite.

Auf der anderen Seite schaffte ein Eigengewächs der Bayern den Sprung in die Startelf von Thomas Tuchel. Überraschenderweise erhielt Youngster Aleksandar Pavlovic den Vorzug vor Leistungsträger Joshua Kimmich. In einer Stunde Spielzeit konnte der 19-Jährige an diesem Wochenende jedoch kaum an die guten Leistungen der letzten Wochen anknüpfen. Seit der U13 durchlief er alle Bayern-Jugenden am Campus.

• Marktwerte der Campus-Talente des FC Bayern (ab Jahrgang 2001)
• Jamal Musiala (FC Bayern München, 110 Millionen Euro)
• Joshua Zirkzee (FC Bologna, 30 Millionen Euro)
• Angelo Stiller (VfB Stuttgart, 14 Millionen Euro)
• Malik Tillman (PSV Eindhoven, 12 Millionen Euro)
• Kenan Yildiz (Juventus Turin, 10 Millionen Euro)
• Flavius Daniliuc (Red Bull Salzburg, 7 Millionen Euro)
• Arijon Ibrahimovic (Frosinone Calcio, 4 Millionen Euro)
• (Berücksichtigt werden nur Talente, die bei ihrem Wechsel zum FC Bayern 16 Jahre oder jünger waren; Quelle: transfermarkt.de)

Krätzig braucht bei Austria Wien keine Anlaufzeit – Stiller ist Leistungsträger beim VfB

Auch ein weiteres Produkt der Bayern-Jugend konnte sich an diesem Wochenende freuen. Frans Krätzig wurde nach seiner Leihe vor einigen Tagen nun bei Austria Wien vorgestellt. Am Samstag feierte er sein Debüt im Trikot der Viola und bekam nach seiner Auswechslung Standing Ovations. Auf dem linken Flügel schaffte der 21-Jährige direkt den Sprung in die Startelf und konnte das Tor zum 1:1-Ausgleich vorbereiten.

Abseits des FC Bayern nehmen einige Ex-Talente der Roten eine rasante Entwicklung. Mittelfeldspieler Angelo Stiller avanciert beim VfB Stuttgart zum Leistungsträger. Der Mittelfeldspieler ist einer der Gründe für Tabellenplatz drei. Zur Länderspielpause darf er auf einen Anruf von Nationaltrainer Julian Nagelsmann hoffen.

Zirkzee und Yildiz überzeugen in Italien – Richards zockt Premier League

Joshua Zirkzee war drei Jahre lang im Trikot des FCB unterwegs, nun spielt er beim FC Bologna in Italien. In der laufenden Saison erzielte der Mittelstürmer bereits acht Tore in der Serie A. Dort sind auch Kenan Yildiz und Arijon Ibrahimović im Einsatz. Yildiz schaffte es, sich in die Startelf von Rekordmeister Juventus Turin zu spielen. Ex-Talent Chris Richards etablierte sich in der Hinrunde im Trikot von Crystal Palace. Seit Anfang Dezember verpasste der 23-Jährige keine Minute mehr in der Premier League. Er kam auf der Sechs, in der Innenverteidigung und auf der Rechtsverteidigerposition zum Einsatz.

Eines haben diese Talente gemeinsam. Alle von ihnen wurden am 70-Millionen schweren Bayern-Campus ausgebildet. Der Sprung zur Profimannschaft wurde ihnen nicht zugetraut. Einzig Pavlovic steht derzeit im Aufgebot der Münchner. Dennoch schafften sie es nun, sich bei anderen Vereinen einen Namen zu machen. Bereits bei der Eröffnung lautete die Devise des Campus, nicht nur für die Profimannschaft Talente auszubilden, sondern sie mit Profit weiterzuverkaufen. Zumindest das Projekt scheint inzwischen zu funktionieren. (Simon Wittmann)