2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Im Saisonfinale war der FC Beeck gegen Hennef chancenlos.
Im Saisonfinale war der FC Beeck gegen Hennef chancenlos. – Foto: David Hausmanns / Sascha Köppen

Wegberg-Beeck: Was für die Regionalliga spricht – und was dagegen

Analyse: Am Montagabend trafen sich Beecks geschäftsführender Vorstand und das sportliche Leitungsteam, um nach dem deprimierenden 0:2 im „Endspiel“ gegen den FC Hennef Für und Wider eines weiterhin dennoch möglichen Aufstiegs zu erörtern.

Eines vorweg: Der FC Wegberg-Beeck hat unterm Strich eine richtig gute Saison gespielt – erst recht angesichts der vielen Langzeitausfälle von Leistungsträgern wie Justin Hoffmanns, Sebastian Wilms und Maurice Pluntke. Das sind alles Akteure, die Beeck einfach nicht adäquat ersetzen konnte – und kann. Dennoch hat der FC Vereine mit weit höherem Etat und/oder auch strukturell besseren Möglichkeiten hinter sich gelassen.

Bei Ersteren ist vor allem der äußerst finanzstarke Aufsteiger SV Eintracht Hohkeppel zu nennen, der sich vollmundig gar den Durchmarsch in die Regionalliga auf die Fahnen geschrieben hatte und damit kläglich gescheitert ist. Und über ein zumindest semiprofessionelles Umfeld verfügt der Bonner SC – der ist freilich nur Vierter geworden, musste am Ende gar auch noch den VfL Vichttal an sich vorbeiziehen lassen.

Dennoch war die Art und Weise, wie Beeck gegen Hennef verlor, alarmierend: Der Gast war in allen Belangen besser, der Sieg für Hennef hochverdient. Auch wenn die zu diesem Zeitpunkt überraschende Führung und die hohen Temperaturen dem Gast sicherlich in die Karten spielten: Beeck stand da nicht gegen eine Mannschaft von Berufsfußballern auf völlig verlorenem Posten (so wie häufig in der Regionalliga), sondern gegen ein Team, das sich wie Beeck aus Feierabendfußballern rekrutiert. Hennef ist Beecks Kragenweite, und beide Spiele gegen Hennef haben die Schwarz-Roten klar verloren – Hennef ist daher definitiv ein verdienter Meister.

Den Sprung in die Regionalliga dürfte der Verein dennoch nicht wagen – auch wenn die endgültige Entscheidung erst am Donnerstag fällt. Dann liegt es also an ­Beeck, ob der Verein zum vierten Mal nach 2015, 2017 und 2020 in die Regionalliga aufsteigt. Pro und Contra.

Der Reiz der Spielklasse Keine Frage – die Regionalliga West macht grundsätzlich mehr her als die Mittelrheinliga. Spiele gegen und vorallem auch bei früheren Erstligisten wie Alemannia Aachen, Wuppertaler SV und RW Oberhausen haben ihren besonderen Reiz – 1:0 Pro.

Schwindende versus steigende Attraktivität Umgekehrt ist aber auch richtig, dass die Regionalliga aktuell an Attraktivität verloren hat. Die Zuschauermagneten Rot-Weiss Essen und Preußen Münster haben sich nach oben verabschiedet – und der KFC Uerdingen nach unten. Im Unterschied zu diesen Vereinen sorgen Wuppertal und Oberhausen in Beeck aber für keine vierstelligen Besucherzahlen. Genau die hätte Beeck nun umgekehrt in der Mittelrheinliga aber im Derby gegen den befreundeten Aufsteiger Union Schafhausen. Die Mittelrheinliga wird also ein Stück attraktiver – unterm Strich also eher ein Contra – 1:1.

Die Kosten Auch wenn sich die Regionalliga weit besser als die Mittelrheinliga vermarkten lässt (so sind zum Beispiel bei der Bandenwerbung dann weit höhere Erlöse zu erzielen): Unterm Strich ist die Regionalliga erheblich teurer. Was nicht nur an den Aufwendungen für die Spieler liegt, sondern auch an den Kosten für Ordnungsdienst und Sicherheitspersonal. Ebenso steigen die Schirikosten drastisch, zudem der zeitliche und organisatorische Aufwand – 2:1 Contra.

Weiterentwicklung In der Regionalliga wird es für Beeck in erster Linie ums Reagieren gehen – weniger ums Agieren. Dafür wird der gegnerische Druck oft zu groß sein. Junge und durchaus vielversprechende Akteure wie Julio Torrens könnten sich in der Mittelrheinliga sicherlich besser weiterentwickeln, würden da auch mehr Spielpraxis bekommen. Das gilt auch für Niklas Fensky, der nach einem enttäuschenden ersten halben Jahr in der nächsten Saison nun nachweisen muss, warum er einst Beecks bestes Pferd im Nachwuchsstall war – 3:1 Contra.

Nachbesserungsbedarf Aktuell stehen 14 Akteure für die nächste Saison unter Vertrag. Für die Regionalliga müsste aber erheblich aufgerüstet werden – vor allem qualitativ. Uneingeschränkte Regionalligatauglichkeit hat im aktuellen Kader vielleicht eine Handvoll Spieler – ungefähr noch mal so viele sind es eingeschränkt. In das aktuell sehr intakte Mannschaftsgefüge (die Kerntruppe hält sehr gut zusammen) müsste also erheblich eingegriffen werden, stünden dann eben nicht nur punktuelle Verstärkungen an, sondern flächendeckende. Und sollte Beeck nicht aufsteigen, dürften auch die Chancen, dass der „good old Käpt’n“ an Bord bleibt, erheblich höher sein. Die Regionalliga mit ihren nicht zuletzt auch physisch erheblich höheren Anforderungen dürfte Maurice Passage seinem reichlich lädierten Körper jedenfalls nicht mehr zumuten – 4:1 Contra.

Leichtere Rekrutierung Umgekehrt gilt auch, dass die Regionalliga auf viele richtig gute und ambitionierte Spieler eine Sogwirkung ausübt – für die geht es nicht um 100 Euro mehr oder weniger im Monat, für die zählt die Spielklasse. In der Regionalliga würde Beeck an Spieler kommen, die sonst nicht den Weg ins Waldstadion finden würden. Ein aktuelles Beispiel ist Hennefs Wirbelwind Masahiro Fujiwara. An dem ist Beeck mächtig interessiert. Der Japaner würde aber wohl nur in der Regionalliga kommen – Pro verkürzt auf 2:4.

Künftige Aufstiegsperspektive In der nächsten Saison dürfte für den FC ein Aufstieg aus der Mittelrheinliga extrem schwer werden. Der Bonner SC wird daalles dransetzen, den in dieser Saison verpassten direkten Wiederaufstieg nachzuholen. Hohkeppel will es im zweiten Anlauf schaffen, und dann ist da auch noch der gleichfalls ambitionierte SV Bergisch Gladbach. Das drittbeste Team der Rückrunde bekommt mit Ex-Profi Mike Wunderlich, der bei Viktoria Köln seine aktive Karriere nun beendet hat, einen überaus prominenten Trainernovizen. Der ist in der Szene bestens vernetzt, dürfte so manch einen zum SV lotsen, der sonst nicht dort anheuern würde. Pro erzielt also den Anschlusstreffer – 3:4.

Der Zeitdruck Bereits am letzten Wochenende im Juli findet der erste Spieltag der Regionalliga West statt – also schon in sechseinhalb Wochen. Sowohl die Zeit der Regeneration als auch der Vorbereitung wäre dann wieder extrem knapp. Für die Vorbereitung stünden gerade mal vier Wochen zur Verfügung – grotesk wenig. Die etablierten Regionalligisten steigen spätestens Anfang nächster Woche in die Vorbereitung ein – und das tun deren Akteure dann auch ausgeruht. Der Mittelrhein-Aufsteiger hat da einen knallharten Wettbewerbsnachteil – Endstand daher 5:3 Contra.

Aufrufe: 013.6.2023, 08:00 Uhr
Mario EmondsAutor