2024-05-17T14:19:24.476Z

Spielbericht

Wachteln und andere,komische Vögel

SV Bautzen – BSG Sohland – Oppach 0:1

12.Spieltag Kreisklasse Staffel 1 Saison 2023/2024

Samstag, 02.03.2024 13:00 Uhr

Sportplatz Thrombergstraße

33 Zuschauer

"Ich habe kleine Eier…” Die Stimme meines Sohnes unterbricht die Stille am Frühstückstisch. Ich muss grinsen, sehe aber nicht vom Handy auf.

“Ich habe drei kleine Eier”, ertönt es jetzt aus dem Kinderstuhl. Okay… jetzt muss ich doch mal gucken, was da los ist:

Der Junior meint Wachteleier. Er hat Geschmack an diesen kleinen Dingern gefunden und freut sich, dass wir vom Familienbesuch in Bautzen dieses leckere Frühstückssegment mitgebracht haben. Genauer gesagt stammen die Eier nicht direkt aus Bautzen, sondern aus dem kleinen Städtchen Großpostwitz, in der Nähe von Bautzen. Dort hält die Mama von der Tante vom Sohnemann einige Hühner und eben auch Wachteln. Nun war der Ausspruch über die drei kleinen Eier so witzig, dass ich damit unbedingt einen Bericht einleiten wollte. Und natürlich am besten einen von einem Kick in Großpostwitz. Es gibt da aber nur eine Fusionsmannschaft, die immer mal wieder den Heimspielort wechselt.

Als der nächste Besuch bei der Verwandtschaft in Bautzen auf dem Plan stand, bescherte mir der Spielplan zwar ein Heimspiel, doch eben nicht in Großpostwitz. Das wäre dann witzlos und ich scrollte mich durch den Matchkalender. Der Kick mit der kürzesten Entfernung von der Familienfeier entfernt, war das Spiel des SV Bautzen gegen die BSG Sohland – Oppach. Ein Blick auf Europlan offenbarte eine richtig geile, kleine Tribüne am Sportplatz Thrombergstraße und ein kurzes Lunzen auf die Tabelle der Kreisklasse versprach auch einen echten Leckerbissen: Bei diesem Match empfing nämlich der dritte den zweiten.

Diese Voraussetzungen kitzeln die Membranen eines Fußballfans so, wie Bautzener Senf die Geschmacksknospen stimuliert. Also verkrümelte ich mich am Samstag kurz von der Familie und stieg ins Auto. Ich hätte auch eine halbe Stunde zum Platz spazieren können. Aber ein leichter Schnupfen, ausgelöst durch Kita-Keime, eine bereits volle Schrittvorgabe und ein bisschen allgemeine Müdigkeit ließen mich die motorisierte Anreise-Option wählen. Planmäßig vier Minuten sollte die Reise gehen, wäre da nicht eine Straßensperrung gewesen. Nach einem kleinen Nervenzusammenbruch war die Umleitung gefunden und kurze Zeit später stellte ich die Karre kurz vor dem Ortsausgang ab. Der Platz hier lag nämlich neben Weiden und Feldern. Der erste Eyecatcher des Platzes ist ein Graffiti des Vereinswappens, welches am Kartenhäuschen prangt. Direkt daneben gab es eine süße, kleine Eintrittskarte für 2€. Und als ob das nicht schon schnieke genug wäre, ist hier gefühlt alles selber gebaut und in Vereinsfarben gehalten. Die Aschenbecher, die Absperrung auf der kleinen Terrasse neben dem Vereinsheim, die Bierflaschenhalter, usw. Die Tribüne ist bestuhlt mit Sitzen, die garantiert noch “Made in DDR” sind und alles gammelt ein bisschen charmant vor sich hin. Ich könnte mich in solche Vereine verlieben, gäbe es nicht den zweiten Blick. Denn der fängt direkt einen “Stolz drauf, deutscher zu sein”-Sticker ein, der genau unter einem Aufkleber klebt, der sich gegen die Corona-Maßnahmen ausspricht. Und natürlich darf die Friedenstaube, welche sich vor der deutschen und russischen Fahne in die Luft schwingt, an der Wand nicht fehlen. Später, beim Verlassen der Anlage, fielen mir dann auch die Aufkleber der Dixi-Toiletten-Partei ins Auge, deren Parteivorsitzende regelmäßig mit purer Ahnungslosigkeit, aber mit viel beleidigt sein, glänzen. Trübte mein Gesamtbild hier deutlich, auch wenn es wirklich stilvoll weiterging.

So flexte der Platzwart an einer Plastikschüssel rum, während das Spiel lief und unterbrach sein Tun erst, als ein Vereinsangehöriger sich darüber beschwerte. Dieser schaltete dann auch das Radio aus, welches bestimmt bis zur 15. Spielminute dudelte. Kaum war die Musik verklungen, hörte man von irgendwo einen Hahn krähen und die Kühe auf der benachbarten Weide muhen. Dieses Gesamtbild wurde vom Linienrichter abgerundet.

Dieser trug zwar ein neongelbes Schiri-Shirt, hatte aber dafür eine Jogginghose als Beinkleid an. Ich glaube, Karl Lagerfeld hat dazu mal ein Statement abgegeben… Ich verköstigte in jeder Halbzeit ein Getränk. Ein heißes, ohne Kohlensäure und Zucker, dafür mit Koffein und ein kaltes mit Kohlensäure, Koffein und Zucker. Beide gab es für einen Euro, also absolut kein Grund, zu meckern. Was weit hinter meinen Erwartungen blieb, war das Spiel. Das Spielgerät wurde mehr schlecht als recht und meistens im hohen Bogen über die Plastikwiese gedroschen. Torchancen kamen meistens nur per Zufall zustande. So z.B., als sich eine Flanke der Gäste fast hinter dem Bautzener Keeper ins Tor gesenkt hätte. Diese hatten sowieso mehr vom Spiel und trafen, mit der letzten Aktion der ersten Hälfte, zum 0:1. Das war auch das letzte Mal am heutigen Tage, dass die Pille im Netz landete. Tjaja… es gibt Spiele, die sind Werbung für diesen Sport und es gibt Spiele, die sind es halt nicht. Ich machte mich auf den Weg zurück zur Familie und am Abend ging es wieder nach Hause. Der Gag mit den kleinen Eiern hätte übrigens so oder so nicht für diesen Bericht gezogen, denn wir nahmen dieses Mal nur einen Karton mit normalen Hühnereiern mit."

der Kutten König

Aufrufe: 04.3.2024, 19:06 Uhr
Jörn KutschmannAutor