2024-06-04T08:56:08.599Z

Ligabericht
Endlich wieder Jubel! Abtswind gewann am vergangenen Wochenende gegen Gebenbach ein sog. Sechs-Punkte-Spiel.
Endlich wieder Jubel! Abtswind gewann am vergangenen Wochenende gegen Gebenbach ein sog. Sechs-Punkte-Spiel. – Foto: Hans Will

Von Platz 4 in den Tabellenkeller: Kein Problem für Abtswind

Andreas Eisenmann, Co-Trainer des TSV Abtswind, spricht über die aktuelle Situation im Kräuterdorf

Ruhig bleiben ist beim TSV Abtswind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Das Kräuterdorf ist ambitioniert, weiß aber auch, wo es her kommt. Am vergangenen Wochenende wurde es aber laut. So laut, wie es laut Andreas Eisenmann noch nie wurde bei den Unterfranken. Der Grund war das entscheidende Tor zum 3:2 im Krisenduell mit der DJK Gebenbach. Letztlich gewann Abtswind dieses so wichtige Spiel. Und nun geht es wieder aufwärts?

Andreas, 3:2 im Krisenduell mit der DJK Gebenbach: Wie viele Steine sind Euch nach diesem wichtigen Sieg vom Herzen gefallen?
Einige! Wir hatten seit Mitte August keinen Heimsieg mehr geholt und wollten dies am Samstag unbedingt ändern. Seit ich hier bin, habe ich kein Tor in Erinnerung, bei dem es danach so laut war, wie nach dem 3:2. Das zeigt, dass dieser Sieg nicht nur uns als Mannschaft, sondern auch dem gesamten Verein sehr gut getan hat. Drei Punkte gegen einen aktuell direkten Konkurrenten sind in der Phase natürlich nochmal einen Tick wichtiger. Dennoch würde ich das Tabellenbild zum aktuellen Zeitpunkt auch nicht überbewerten, weil man zuletzt gesehen hat, wie schnell sich dies ändern kann, wenn eine Mannschaft ein, zwei Mal hintereinander gewinnt.

Die unmittelbaren Abstiegssorgen sind somit vorerst gebannt. Oder?
Man muss die Tabelle natürlich im Blick haben und sich seiner Situation auch bewusst sein. Aber wie eben schon angedeutet, sollte man sich meiner Meinung nach nicht zu sehr darauf fixieren. Sich ständig mit dem Gedanken Abstieg zu beschäftigen halte ich für genauso wenig hilfreich, wie nun beispielsweise Hochrechnungen anzustellen, wie viel Siege es benötigen würde, um ins Tabellen-Mittelfeld oder ähnliches zu gelangen. So blöd es auch immer klingt: Wir sind wirklich gut beraten, von Spiel zu Spiel zu denken. Jedes Spiel in der Bayernliga ist maximal schwer und bedarf einer sehr guten Vorbereitung sowie vollem Fokus.

Mit Platz 4 erreichte der TSV Abtswind in der Vorsaison die beste Platzierung der Vereinsgeschichte. Und nun Tabellenkeller. Was ist in der Zwischenzeit passiert?
Ich glaube, dass das sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung eine Summe von Kleinigkeiten ist, die am Ende den Ausschlag gibt. Wir waren vergangene Spielzeit sicherlich keine Mannschaft, über die man vor der Saison gesagt hätte: Die müssen in die Top 4, daran führt kein Weg vorbei. Wir haben uns gerade in der Rückrunde in einen Lauf gespielt, der dann auch verdient in der Rückrunden-Meisterschaft geendet ist. Neben der Qualität im Team und einem tollen Charakter der Mannschaft waren dabei aber auch Faktoren wie Spielglück und Momentum in Spielen, in denen es nicht so lief, auf unserer Seite.

In dieser Saison mussten wir nun drei schwerwiegende Abgänge verkraften, die wir so auch nicht 1:1 ersetzen konnten. Hinzu sind Ende vergangener Saison die zwei schweren Verletzungen von Hansel und Wächter gekommen. Es war daher zu erwarten, dass uns ein schwieriges Jahr bevorsteht. Mittlerweile haben sich auch Gehret und Feidel langzeitverletzt.

Trotzdem spielen wir wieder einen sehr guten Fußball, haben Spieler, die sich bereits deutlich weiterentwickelt haben und verfügen nach wie vor über eine sehr gute Team-Chemie. Von einigen Gegnern erhalten wir auch immer wieder Lob für unsere Leistungen und die Frage, wie es sein kann, dass wir da stehen, wo wir stehen. Spielverläufe kippen in diesem Jahr aber tendenziell häufiger zugunsten unserer Gegner. Deswegen heißt es: Weiter hart arbeiten, damit sich das wieder ändert.

Hat das Team der Vorsaison überperformt - oder spielt die aktuelle Mannschaft unter Niveau?
Überperformt würde ich nicht sagen. Wie gesagt, Qualität und Charakter der Mannschaft waren sehr gut und die Platzierung entsprechend verdient. Aber natürlich wäre es vermessen zu sagen, dass dieser vierte Platz nur über uns laufen konnte. Dafür hat die Konkurrenz in der Bayernliga einfach viel zu viel Qualität,

Im Umkehrschluss performen wir nun nicht zwingend unter. Ein großer Unterschied zur Vorsaison ist in meinen Augen die Leistungsdichte in der Liga. Nach oben wird es mit Eltersdorf, Eichstätt und vielleicht einem weiteren Team sicher Ausreißer geben, aber alles darunter ist extrem eng beieinander. Das zeigen auch die wöchentlichen Ergebnisse. Zudem ist die Aufstockung der Liga auf 19 Teams und entsprechend einem weiteren Abstiegsplatz nicht zu unterschätzen. Ich glaube daher, dass sich bis zum Schluss viele Mannschaften im Kreise der Abstiegszone befinden werden, von denen ich nicht behaupten würde, dass diese eigentlich dorthin gehören.

Waren die Abgänge von Kapitän Michael Herrmann, Fabio Bozesan und Kevin Steinmann zu schwerwiegend?
Natürlich wiegen diese Verluste sehr schwer. Hermi war mit seiner Erfahrung und resoluten Spielweise immer eine große Stütze in der Defensive. Darüber hinaus hat er die Rolle des Kapitäns überragend ausgeführt. Sein Stellenwert für die Mannschaft war daher gar nicht groß genug einzuschätzen. Die Attribute Erfahrung und Resolutheit fallen mir auch direkt bei Stoni ein. Auch er war der Mannschaft eine elementare Stütze - auf und neben dem Platz. Mit Fabio ist dann auch noch der Top-Scorer weggebrochen, der nun auch in der Regionalliga eindrucksvoll zeigt, was er kann. Wie bereits erwähnt, haben sich zu diesen Abgängen dann auch noch Hansel und Wächter gesellt. Solche Abgänge wären für jede Mannschaft schwer zu kompensieren.

Dass man unter diesen Umständen keine bedingungslose Fortführung der Vorjahressaison erwarten durfte, sollte jedem klar gewesen sein. Nichtsdestotrotz haben wir weiterhin eine sehr gute Mannschaft, die definitiv in der Lage ist, sich in der Bayernliga zu behaupten.

Täuscht der Eindruck, oder bleiben im Kräuterdorf trotz der durchwachsenen Saison alle komplett ruhig?
Nein, der Eindruck täuscht nicht, das ist absolut so. Wir können hier sehr ruhig arbeiten, was in einer solchen Situation einiges erleichtert.

Was ist perspektivisch möglich beim TSV Abtswind? Regionalliga?
Perspektivisch ist im Leben grundsätzlich vieles möglich. Beim TSV Abtswind tun wir momentan aber, glaube ich, sehr gut daran, uns ausschließlich auf die aktuelle Situation zu konzentrieren – da gibt es genug zu tun. Bis zum Winter sollten wir noch weiter punkten, um eine gute Basis für die restlichen Spiele in 2024 zu legen. An alles andere verschwende ich keinen Gedanken.

Im Schatten von Claudiu Bozesan fühlt sich Co-Trainer Andreas Eisenmann derzeit so richtig wohl.
Im Schatten von Claudiu Bozesan fühlt sich Co-Trainer Andreas Eisenmann derzeit so richtig wohl. – Foto: Hans Will

Kurz noch zu Dir: Obwohl Du erst 26 Jahre alt bist, hast Du Deine Spielerkarriere mehr oder weniger beendet: Tut Dir das weh? Oder hast Du alles richtig gemacht?
So ganz beendet habe ich sie ja noch nicht. Ich trainiere regulär dreimal die Woche mit der Mannschaft und spiele, wenn möglich, ab und an in der zweiten Mannschaft. Auch ist für mich in Zukunft beispielsweise eine Co-Spielertrainer-Rolle eine Liga tiefer oder aber auch nur noch das gelegentliche Kicken nebenher mit den Jungs im Heimatverein denkbar.

Es ist aber schon so, dass ich es an manchen Tagen vermisse, abgekämpft und mit verdrecktem Trikot zurück in die Kabine zu kommen. Ich habe allerdings klare Vorstellungen, was ich in Zukunft im Fußball erreichen möchte und dies geht nun mal nicht als Spieler. Ich bin der Überzeugung, dass man im Leben generell Opfer bringen muss, möchte man sich in bestimmten Bereichen verwirklichen und ambitionierte Ziele erreichen. In meinem Fall ist eines dieser Opfer nun mal die aktive Spielerkarriere.

Außerdem weiß ich es sehr zu schätzen, dass ich mit damals gerade mal 25 Jahren, ohne vorherige Trainer-Stationen, meine (Co-)Trainerlaufbahn in der Bayernliga starten durfte. Hier gilt ein großer Dank dem TSV Abtswind und speziell Claudiu Bozesan. Er hat mich letztlich als seinen Co-Trainer geholt und vertraut mir seither sehr vieles an und lässt mich auch in vielen Bereichen eigene Entscheidungen und Ideen einbringen. Mit einem so erfahrenen Trainer auf diese Art und Weise zusammenarbeiten zu können, ist absolut nicht selbstverständlich und ich sehe meine neue Situation daher viel mehr als Privileg!

Apropos: Schmerzen: Wie blickst Du auf die Entwicklung Deines Ex-Vereins Geesdorf?
Es gibt auf der Welt so viele schlimme und wichtigere Dinge als Fußball, die einem wirkliche Sorgen bereiten können. Dies wird uns im Alltag - auch aktuell - leider immer wieder vor Augen geführt.

Bezogen auf Fußball habe ich Schmerzen, wenn ich mir die Entwicklung der vergangenen Jahre grundsätzlich ansehe. Abwärts der Bezirksligen entstehen zunehmend Spielgemeinschaften, um den Spielbetrieb aufrecht erhalten zu können, was gerade zuletzt extrem zugenommen hat. Ich finde diese Entwicklung nicht gut, da es den Stellenwert zeigt, den der Fußball mittlerweile leider bei vielen einnimmt.

Konkret auf die Frage: Das Meisterjahr 21/22 mit dem 1. FC Geesdorf war überragend. Wir waren eine richtig geile Truppe, in der es brutal viel Spaß gemacht hat, zu spielen. Dass nun – keine zwei Jahre später - nur noch die Erinnerung daran bleibt und der Verein mittlerweile in die A-Klasse gegangen ist, ist extrem schade.

Vielen Dank für das Gespräch - und alles Gute für die Zukunft.

Aufrufe: 025.10.2023, 08:30 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor