2024-05-08T14:46:11.570Z

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Lebemann: Den Genuss von edlem Rosé-Wein hat sich Maurizio Jacobacci durch harte Arbeit verdient.
Lebemann: Den Genuss von edlem Rosé-Wein hat sich Maurizio Jacobacci durch harte Arbeit verdient. – Foto: Instagram

Vom Arbeiterkind zum Porschefahrer: So tickt der neue Löwen-Trainer Maurizio Jacobacci privat

„Der Fußball ist tagtäglich da“

Maurizio Jacobacci startet das Abenteuer TSV 1860. Doch wer ist eigentliche der neue Löwen-Dompteur? Die Geschichte eines Einwanderers aus dem Berner Arbeiterviertel.

München – Kaum war Maurizio Jacobacci beim TSV 1860 angekommen, tauchte er auch schon wieder ab. Erst stellte der neue Löwen-Trainer sich auf der Presserunde mündlich der Öffentlichkeit vor, danach gab es die ersten visuellen Eindrücke beim anschließenden ersten Mannschaftstraining unter seiner Leitung. Seitdem sind die Schotten dicht an der Grünwalder Straße, die Einheiten finden seit Dienstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Ein klares Bild vom neuen Dompteur konnten sich Löwen-Fans nicht wirklich machen. Höchste Zeit also, den 60-Jährigen einmal genauer vorzustellen.

TSV 1860: Jacobacci arbeitet sich Stück für Stück nach oben

„Gleich ans Werk und in die Köpfe der krisengeplagten Spieler“, dieser Gedanke dürfte hinter Jacobaccis Turbostart bei 1860 stecken. Das passt, wenn man dem folgt, was aus seiner sportlichen Heimat, der Schweiz, zu hören ist. Er wuchs als Sohn italienischer Einwanderer in der Betonwüste des Berner Arbeiterviertels Bümpliz auf. Dass Jacobacci sein Geld heute mit dem Profifußball verdienen darf, ist nach eigener Aussage das Ergebnis harter Arbeit. „Ich kann nur mit Leistung überzeugen“, sagte Jacobacci einst dem Schweizer Bund. Und: „Ich bin immer bereit, einen Schritt zurückzumachen“.

Seine Vita unterstreicht das: Nach einer erfolgreichen Stürmer-Karriere in der ersten Schweizer Liga (u.a. für Neuchâtel Xamax und Servette Genf) war sich Jacobacci nicht zu schade, als Co-Trainer erst einmal in der siebthöchsten Spielklasse anzufangen und sich Stück für Stück hochzuarbeiten.

TSV 1860: Jacobacci schätzt Luxusgüter – und die Gesundheit

Seitdem arbeitete er in 26 Jahren für ganze 19 Clubs (die Löwen sind Nummer 20), der Fußball lässt den selbst ernannten „Taktikfreak“ nicht mehr los. Privat mal abschalten? „Das ist sicher schwierig“, erzählt Jacobacci in einem kurzen Porträt, das bei YouTube abrufbar ist. Gerade zu Hause sei der „Fußball tagtäglich da. Im Kopf schweben mir dann immer gewisse Gedanken: zur Aufstellung, zum Gegner, was können wir im Training machen, was können wir verbessern?“ Er wisse immer, „dass ich mich weiterentwickeln muss“.

Mit dieser Einstellung hat es der Familienmensch Jacobacci, der mittlerweile Großvater ist, weit gebracht. Zuletzt arbeitete er in der ersten tunesischen Liga. Aus dem Arbeiterkind ist ein Porsche-Fahrer mit gegelten Haaren geworden, am Handgelenk trägt er eine Rolex-Uhr, Modell Sea-Dweller, Listenpreis gute 14 000 Euro, Marktpreis noch mal höher. Würde man Jacobacci nur oberflächlich beurteilen, ließe sich daraus eine Eignung für den (Ex-)Arbeiterverein 1860 auf den ersten Blick nur bedingt attestieren. Doch wer ihm zuhört, erfährt, dass für Jacobacci die kleinen Dinge zählen: „Wenn man gesund ist, hat man wahnsinnig viel im Leben, dafür sollte man Sorge tragen. Der größte Schatz im Leben ist eigentlich nicht das Geld, sondern die Gesundheit.“

Maurizio Jacobacci: Die Mannschaft habe „alles, um Topleistungen abzurufen“

Jacobacci ist sich seines Privilegs bewusst ist, im Profifußball Geld verdienen zu dürfen. Das möchte er seinen Spielern weitergeben. Im Vergleich zu den Bedingungen in Tunesien, aber auch im Vergleich mit den restlichen Teams der 3. Liga habe 1860 „eine Top-Infrastruktur“, sagte Jacobacci am Montag im Medienstüberl, wo er jedes Wort sachte abwägte. Die Mannschaft habe „alles, um Topleistungen abzurufen. Das ist auch ein Geschenk.“

Diese Haltung passt nach Giesing. Wie schnell sie bei den Spielern ankommt, wird sich zeigen. Auf dem Trainingsplatz zumindest trägt Jacobacci – ganz bodenständig – eine schlichte, schwarze Fitnessuhr. Anders als so mancher Vorgänger. (jals)

Aufrufe: 01.3.2023, 07:04 Uhr
Jacob AlschnerAutor