Griesheim. Der SV Darmstadt 98 ist dominant in Darmstadt und in der Region, wenn es um den Jugendfußball geht. Doch abseits des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) der Lilien gibt es viele Vereine, die sich redlich um den Nachwuchs bemühen. Auch bei Viktoria Griesheim ist das so – die Viktorianer sind aktuell die einzige Mannschaft, die neben den Lilien ein Team stellen, das in der Hessenliga spielt. Die U15 freilich steckt wie erwartet im Abstiegskampf, am Samstag gab es ein 1:2 gegen Makkabi Frankfurt.
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Der Leistungsgedanke ist den Griesheimern wichtig, sagt der Vorsitzende Christian Bergemann. "Wir haben uns auf den leistungsorientierten Jugendfußball konzentriert", erläutert der Club-Chef. "Aber wir vernachlässigen dabei auch nicht die Perspektivspieler." Das ist ihm wichtig, auch wenn der Fokus primär darauf liegt, bei U19, U17 und U15 jeweils ein Team in der höchsten Klasse Hessens haben zu wollen. Bei der U15 ist das der Fall, bei den anderen derzeit nicht.
"Wir haben in jeder Leistungsklasse ein Leistungs- und ein Perspektivteam", freut sich Bergemann über trotzdem gute Aussichten in den kommenden Jahren. Die U17 spielt in der Verbandsliga ganz vorne mit, unter Druck steht sie jedoch nicht, den direkten Wiederaufstieg schaffen zu müssen („das wäre zu forsch“). Man plant langfristiger und setzt vor allem auf die Trainer. "Sie sind der Schlüssel zum Erfolg", weiß Bergemann. "Wir legen großen Wert darauf, dass sie sich immer weiter qualifizieren und mit den bestmöglichen Lizenzen ausgestattet sind. Dieses Konzept geht auf."
Bergemann verweist darauf, dass andere NLZs längst darauf aufmerksam geworden sind, was da in Griesheim so vor sich geht. Mit Mainz 05 gibt es eine Kooperation, in Griesheim gibt es seit einiger Zeit ein Ausbildungszentrum des Bundesligisten. "Das hat uns ein riesiges Stück weitergebracht", sagt Bergemann, "wir lernen gerne von anderen Vereinen. Die Jugendarbeit in Mainz ist vorbildlich, davon profitieren auch unsere Trainer." Diese nehmen nämlich regelmäßig an Seminaren und Fortbildungen in Mainz teil, von dort kommen immer wieder mal Trainer nach Griesheim, um Einheiten zu leiten. "Wir sind ganz klar ein Ausbildungsverein" sagt Bergemann, "aber das geht nur mit dem leidenschaftlichen Engagement von vielen qualifizierten Trainern".
U19, U17 und U15 sollen langfristig mindestens in der Hessenliga spielen, das soll jedoch behutsam und Schritt für Schritt angegangen werden. "Es macht keinen Sinn, mit aller Gewalt einen Aufstieg durchdrücken zu wollen", weiß der Viktoria-Boss. Dies sei zudem ein Prozess, den man am liebsten mit selbst ausgebildeten Spielern angehen will. "Das wäre für die Gesamtentwicklung natürlich extrem positiv", weiß Bergemann.
Der aber auch keinen Keil treiben will zwischen Leistungs- und Perspektivspieler. Das ist der Spagat, den sie meistern müssen am Hegelsberg. Zumal es immer wieder mal Spieler gibt, die den Verein verlassen, um in ein NLZ zu wechseln – nach Mainz, Darmstadt, Frankfurt oder auch Hoffenheim. Das ist der ganz normale Gang der Dinge für einen Club in der Größe der Viktoria. "Sie verlassen den Verein mit einer guten Basis, für sie steht dann einfach der nächste Schritt an. Wenn wir einen Teil dazu beitragen konnten, ist das eine Auszeichnung für unsere Jugendarbeit", sagt Bergemann. Und wenn es einer mal nicht schafft? Dann kann er jederzeit zurückkommen. "Unsere Türen stehen immer offen", sagt Bergemann. "Jeder ist dann wieder willkommen."
Nicht vergessen werden sollen dabei aber immer auch jene Jugendlichen, die nicht ganz so leistungsorientiert spielen können oder wollen. "Auch sie sollen bei uns einen Ort finden, wo sie spielen können", sagt der Vereins-Chef. "Die meisten Kinder und Jugendlichen werden ja später auch nicht Profi." Kurzum: Die Viktoria will ein Verein sein für alle Jungs und Mädchen, die Lust auf Fußball haben. Und weil jeder Weg anders aussieht, soll dies auch beim Training berücksichtigt werden. "Jeder Spieler hat unterschiedliche Schübe in seiner Jugendzeit", sagt Bergemann. "Wir fordern und fördern jeden Spieler auf seinem Niveau."
Das zeigt sich übrigens auch in Großveranstaltungen, auf die die Viktoria immens stolz ist. Im kommenden Jahr gibt es mit dem Merck-Cup wieder die "inoffizielle deutsche Meisterschaft" der U11-Teams mit Mannschaften aus dem In- und dem Ausland. Und an Pfingsten wird es erstmals Talenttage geben am Hegelsberg, bei denen Top-Trainer und Prominente mitwirken werden.
Das alles geschieht immer mit nur einem Ziel: den Jugendfußball in Griesheim weiter zu fördern.