2024-07-25T15:23:38.261Z

Allgemeines
– Foto: Jörn Kutschmann

Verklebt noch eins.

Herd, Handschuhe, Sticker und Punkte sind weg.

Hertha BSC Ama Zwee – FC Internationale Berlin II 0:2

15. Spieltag Bezirksliga Berlin Staffel 2 Saison 2022/2023

Sonntag, 29.01.2023 12:00 Uhr

Sportplatz Lüderitzstraße in der Cornelius-Fredericks Straße („Dr.-Horwitz-Sportplatz“)

70 Zuschauer

Habe ich eigentlich schon mal erzählt, dass ich während der Saison 2009/2010 ein Jahr in einer Entrümplungsfirma gearbeitet habe?

Das war ein wirklich verrückter Job. Im Grunde brachte jeder Tag etwas anderes. Leichenwohnungen, Rattenbefall, eine tote Taube, die als eine Art Duftbaum auf einem Dachboden angehängt war. Und ja, der Gestank des toten Flattermanns war deutlich angenehmer als der Geruch, den sie überdecken sollte.

Was hat das mit Fußball und den Ama Zwee zu tun? Nun, die Firma war im Wedding ansässig und der Chef hatte neben vielen losen Aufträgen und Engagements einen festen Kunden: Ein Haus in der Lüderitzstraße. Und zwar genau dieses, welches an der Ecke Transvaalstraße/ Lüderitzstraße steht. Das heißt, wir parkten mit dem Firmentransporter regelmäßig genau gegenüber dem Sportplatz, auf dem Hertha III aktuell seine Heimspiele austrägt.

Das Haus, in welchem wir nun regelmäßig Keller, Dachböden und Wohnungen ausräumten erfüllte jedes Klischee, welches man über den Wedding haben kann. Drogentote, Mordopfer, Mietnomaden gehörten in diesem Bau zu unserem Alltag. Einmal musste ein Herd in der obersten, ich glaube der fünften, Etage ausgetauscht werden. Der Bewohner der entsprechenden Wohnung war spurlos verschwunden und anhand der Dinge, die wir in der Wohnung fanden, wird er mit einem goldenen Schuss irgendwo am Bahnhof Zoo wiederaufgetaucht sein. Jedenfalls musste der Herd raus, weil der Typ sonst was darauf hatte überkochen lassen und das auch definitiv mehrmals.

Mein Bruder, der auch für die Firma schaffte, und ich wuchteten das Ding nach unten und als wir den Herd losließen, blieben unsere Handschuhe an der versifften Oberfläche kleben. Wir zogen und zerrten dran, doch was auch immer die Außenseite des Herds bedeckte, es hatte unsere Handschuhe komplett absorbiert. Und irgendwie musste ich da heute dran denken, als ich meine Fahne am Stankett befestigte. An diesem waren nämlich, von der Eckfahne bis zur Mittellinie, beim letzten Mal noch viele, schöne Hertha-Sticker zu bestaunen. Die Winterpause schien nun offenbar jemand genutzt zu haben, um all die Aufkleber zu entfernen. Nun mag mancher den Kopf schütteln und meinen, dass da sowieso kein Kleber was verloren hat. Aber ich steh auf hübsch dekorierte Handläufe an einem Sportplatz. Das gehört für mich genauso zum Fußball wie Fahnen und Pyrotechnik. Aber auch da scheiden sich ja die Geister.

Kommen wir zum Sportlichen: Dieses Spiel stellte den letzten Spieltag der Hinrunde in dieser Bezirksligastaffel dar. Eigentlich hätte es kurz vor Weihnachten 2022 zu diesem Duell kommen sollen, doch der Berliner Fußball-Verband sprach aufgrund von zu vielen gefrorenen Plätzen eine Generalabsage aus. Für mich kam diese Verlegung gar nicht mal ungelegen. Am eigentlichen Termin laborierte ich nämlich noch an den Ausläufern einer fetten Mandelentzündung und hätte meinen Gesundheitszustand wegen des Spielbesuchs bestimmt nicht zum positiven gefördert.

Für die Mannen der Ama Zwee wäre das Spiel im Dezember bestimmt besser gewesen, da sie den Schwung des Sieges gegen Rudows Reserve hätten mitnehmen können. Dafür kamen sie frisch aus dem Trainingslager unter der katalanischen Sonne.

Dass dort wirklich gut gearbeitet wurde, konnte man in den ersten 40 Minuten des Spiels deutlich sehen. Hertha BSC und Internationale Berlin neutralisierten sich quasi. Für Hertha eine gute Leistung, wenn man sich die Tabellenkonstellation ins Gedächtnis ruft. Leider schlugen die Gäste nach einer Standardsituation eiskalt zu und gingen zu mit einem 0:1 in die Pause. Nach dem Seitenwechsel tat Inter nicht mehr, als nötig und Hertha fand kein Mittel gegen die gutstehende Defensive. Da konnte auch der neue Stürmer nichts machen, der heute seinen Geburtstag feierte und in der 55. Minute ins Spiel kam. Er saß zuvor, wie alle Auswechselspier, auf den Zuschauertraversen, denn der Sportplatz hier hat neben einem nicht geklärten Namen auch immer noch keine Trainerbänke. Dafür wurden im Winter die Umrandungen einer Coachingzone auf den Boden gepinselt. Das hat in der Bezirksliga eine ähnliche Sinnhaftigkeit wie eine Pinkelzone im Schwimmbecken.

Bis zur siebten Minute der Nachspielzeit versuchte Hertha alles, um wenigstens noch einen Punkt zu retten. Aber wie so oft, wenn du hinten aufmachen musst, kriegst du noch einen rein. Und so konterte Inter kurz vor Schluss zum 0:2 und der Keks hier war geknabbert.

Trotzdem macht die Leistung Hoffnung und am kommenden Wochenende kann gegen Schwarz-Weiß Spandau hoffentlich auch ein Sieg eingefahren werden.

Männer, reißt euch zusammen, meine Mama möchte dem Spiel nämlich auch beiwohnen.

Schönen Gruß an die Kollegen Lupo, Alex, Micha und Andi aus der Entrümplungsbude.

Ha Ho He Amateure Zwee

der Kutten König

Aufrufe: 030.1.2023, 20:26 Uhr
Jörn KutschmannAutor