„Unterhaching ist wie eine zweite Familie“: Keller und Krattenmacher spielen sich ins Blickfeld

Unterhaching – Manni Schwabl sitzt grinsend im Hachinger Wirtshaus und erzählt, wie das damals mit Karim Adeyemi abgelaufen ist. Bei der Spielvereinigung blühte Adeyemi unter Ziehvater Schwabl auf, wechselte über Red Bull Salzburg zu Borussia Dortmund und schaffte es sogar in die Nationalmannschaft. Eine Signalwirkung für Talente: Unterhaching als Nachwuchsschmiede, die auch das entsprechende Umfeld bietet, wenn mal nicht alles nach Plan läuft.

„Der Verein ist für mich wie eine zweite Familie geworden.“

Maurice Krattenmacher über die SpVgg Unterhaching.

Zwei, die von diesem Umfeld profitiert haben, sind Maurice Krattenmacher und Aaron Keller. Am letzten Spieltag, beim 3:1-Erfolg über Rot-Weiss Essen vor über 16 000 Zuschauern an der Hafenstraße, trafen beide. Krattenmacher auf Keller und Keller auf Krattenmacher – ein 18-Jähriger und ein 19-Jähriger wirbelten die Abwehrreihen durcheinander. Zudem bediente Krattenmacher mustergültig Sebastian Meier beim Heimsieg gegen Duisburg.

Krattenmacher (18) wechselte 2017 mit gerade einmal zwölf Jahren vom FC Bayern zur SpVgg. Was bietet Haching, was bei Bayern fehlte? „Das familiäre Umfeld“, sagt Krattenmacher: „Der Verein ist für mich wie eine zweite Familie geworden. Das Gefühl, mit dem Verein etwas erreichen zu können und die persönliche Wertschätzung zu spüren, hat mir viel Selbstvertrauen gegeben.“

Unterhachings Krattenmacher will nach Tordebüt in der 3. Liga nachlegen

Präsident Schwabl sagt über sein Juwel: „Wenn du ihn auf dem Platz siehst – entweder du hast es oder nicht.“ In der Regionalliga-Saison unter Sandro Wagner verzauberte der Offensiv-Spieler phasenweise den Sportpark (vier Vorlagen und vier Tore in 16 Einsätzen). Dann die Verletzung am Knie und eine Operation am Meniskus.

In der aktuellen Drittligasaison unter Trainer Marc Unterberger kam Krattenmacher noch nicht wie gewünscht zum Zug. Neun Startelfeinsätze, der erste Treffer in Essen: „Im Fußball gibt es immer Hochs und Tiefs. Klar, will ich immer so viel spielen wie möglich. Ich versuche, jeden Spieltag in die Startelf zu rutschen, aber ich muss auch dankbar sein, denn ich könnte auch noch A-Jugend spielen.“ Der Erfolg an der Hafenstraße soll beflügeln. „Ich hoffe der Knoten ist jetzt endlich geplatzt und ich kann an alter Form anknüpfen“ sagt Krattenmacher.

„Das sind Momente, die vergisst du nie.“

Aaron Keller, Spieler der SpVgg Unterhaching, über sein Debüt und sein erstes Tor in der 3. Liga.

Unterhaching steht als Aufsteiger mit dem geringsten Etat auf Tabellenrang fünf. Sieben Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz bei einem Spiel weniger – da wird der Blick langsam nach oben gerichtet. „Alles ist möglich. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen“, sagt Krattenmacher.

Die Fußballkarriere von Aaron Keller begann in Hongkong, wo der Vater arbeitete. Mit zwölf Jahren ging es zurück nach Deutschland, auf das Deutsche Fußball Internat (DSI) in Bad Aibling. An das fußballerische Niveau musste er sich erst gewöhnen. Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Internat und Unterhaching lockte Keller in die Vorstadt. Dort ist er nun seit sechs Jahren. Was in dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben ist: „Mein Drittligadebüt und mein erstes Tor. Das sind Momente, die vergisst du nie. Natürlich sind Pokalspiele gegen einen Bundesligisten wie Augsburg auch etwas Besonderes.“

Mit fünf Saisontoren ist Keller aktuell der drittbeste Torschütze seiner Mannschaft. Als persönliches Ziel für die restliche Saison nennt er „Tore, Siege und vielleicht auch mal eine Vorlage“. Ein Assist ist ihm bisher noch nicht gelungen. Mit Blick auf die nächste Saison und den aktuellen Leistungen des 19-jährigen Stürmertalents ist ein Verbleib im Verein höchstwahrscheinlich. Eine weitere Saison im Talente-Schaufenster Unterhaching, Schwabl wird es freuen. (Leon Amann)