
Mittlerweile ist Robin Ungerath wieder zurück, wo sein Stern aufging. Beim TSV 1880 Wasserburg machte er einst auf sich aufmerksam, der SV Wacker Burghausen lotste ihn daraufhin vom Inn an die Salzach. Der Stürmer legte beim ehemaligen Zweitligisten einen fulminanten Start hin und galt als eines der heißesten Eisen der Regionalliga Bayern. Plötzlich schien alles möglich. Der damalige österreichische Erstligist SV Guntamatic Ried buhlte um die Dienste des Angreifers, und Ungerath sagte nicht nein. Das war Anfang 2022. Der Beginn eines märchenhaften Aufstiegs in den Profibereich? Zwei Jahre später ist Robin Ungerath zurück in Wasserburg.
"Den Traum vom Profifußball habe ich mittlerweile aufgegeben", sagt Robin Ungerath. Was ist passiert? In Ried ist er im Grunde nie richtig angekommen, seine Gesundheit spielte nicht mit. "Es fing eigentlich alles mit einer ganz harmlosen Situation an. Ich war bei einem Spiel in der Münchner Allianz Arena. Ich kann mich an die Szene noch sehr gut erinnern. Ich wollte nur von meinem Sitz aufstehen, als es mir plötzlich richtig reinfuhr ins Knie. Es stellte sich leider heraus, dass der Meniskus mehrfach gerissen war", erzählt der heute 25-Jährige.
Eine Leidenszeit begann. Insgesamt dreimal wurde er am lädierten Knie operiert, auf die Beine kam er nie richtig. Nach knapp zwei Jahren, in denen er in mehr Arztpraxen besichtigte als auf dem Fußballplatz stand, reifte die Einsicht bei ihm: Das wird nichts mehr! Nicht in Ried, und auch nicht anderswo im Profibereich.

In der Winterpause der jüngst zu Ende gegangenen Saison kehrte er desillusioniert nach Hause zurück: "Ich glaube, dass Wasserburg für meinen Neustart der beste Verein ist und das beste Umfeld bietet. Hier kann ich den Spaß am Fußball wiederfinden."
Und auch wenn er erst in der Schlussphase der Saison eingreifen konnte, eben wegen seiner hartnäckigen Knieprobleme, die Freude am Kicken hat er wieder für sich entdeckt: "Wir hatten Erfolg, haben bis zum Ende um den Aufstieg in die Bayernliga mitgespielt, und auch bei mir persönlich lief`s und ich konnte ein paar Tore machen. Wie könnte man da keinen Bock haben?"
Obwohl er ans Aufhören gedacht hat, allerdings aus einem anderen Grund. "Ich habe mich beruflich selbstständig gemacht und zusammen mit zwei Sportwissenschaftlern aus München ein Startup gegründet. Ende des Monats werden wir auf den Markt sein. Unsere Firma heißt "Paqmas", wir werden individuelle Nahrungsergänzungsmittel für Sportler anbieten. Die Vorbereitungen laufen seit zwei Jahren, also schon seit ich in Ried war. Vor neun Monaten haben wir dann die Firma offiziell gegründet", verrät der Jung-Unternehmer. Dafür ist er auch vor zwei Monaten nach München gezogen. "Es ist natürlich viel zu tun, sowas hochzuziehen. Im Grunde ein 24/7-Job. Da bleibt nicht viel Zeit für andere Dinge. Aber es macht mir unglaublich Spaß und ich habe einfach Bock darauf."

Berufliche Selbstständigkeit und gehobener Amateurfußball, das lässt sich für Robin Ungerath am besten in Wasserburg verbinden. "Die Leute kennen mich hier und wissen auch um die Geschichte mit meinem Knie. Auch unser Trainer Florian Heller weiß, wie er mich nehmen muss und macht mir da keinen Druck. Wenn ich spielen kann, dann kann ich der Mannschaft durchaus helfen. Und wie gesagt, es macht einfach zu viel Spaß, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen." Seine vermaledeiten Knieprobleme hindern ihn nicht daran. "Klar zwickt es ab und zu und das ein oder andere Wehwehchen ist auch immer wieder dabei. Im Großen und Ganzen habe ich die Sache aber unter Kontrolle." Und dann zum Schluss blitzt doch noch der ehrgeizige Fußballer in ihm hervor, als er sagt: "Ich spiele nicht, um Achter in der Landesliga zu werden. Wir wollen vorne mitspielen, das ist unser großes Ziel. Darauf haben wir alle Bock."
