
Die Rollen scheinen verteilt, bevor am Sonntag das letzte Hinrundenspiel für die SpVg Porz und den SV Bergisch Gladbach 09 angepfiffen wird. Porz, mit 14 Punkten Zwölfter, wartet seit vier Spielen auf ein Erfolgserlebnis. Bergisch Gladbach, souveräner Tabellenführer mit 32 Punkten, ist in dieser Saison noch immer ungeschlagen und stellt mit nur zwölf Gegentoren die beste Defensive der Liga.
Gleichzeitig zählt die Porzer Offensive zu den stärksten der Liga (31 Treffer). Und: Die Mannschaft von Trainer Jonas Wendt hat in dieser Saison mehrfach bewiesen, dass sie an guten Tagen auch Spitzenklubs ärgern kann. Dass es allerdings bislang in vier Mittelrheinliga-Duellen gegen die 09er noch nie zu einem Sieg reichte, zeigt die Größe der Aufgabe.
Jonas Wendt muss vor dem Heimspiel einen schweren Verlust verkraften. „Buhari Tusina, unser absoluter Leistungsträger auf der Sechser-Position, hat sich gegen Merten das Kreuzband gerissen. Ein ganz herber Ausfall – er wird sieben bis acht Monate fehlen. Das ist extrem bitter“, erklärt der 42-Jährige. Nach Taylan Gülmez ist es bereits der zweite Kreuzbandriss in dieser Saison – „maximal bitter“, wie Wendt anmerkt.
Umso bemerkenswerter, dass der Trainer trotz Serie und Personalnot eine gewisse Entschlossenheit ausstrahlt. „Ich erwarte ein sehr emotionales Spiel. Beide Trainer sind emotional, und Bergisch ist auf jeder Position top besetzt.“ Genau darin sieht Wendt jedoch auch Antrieb: „Das ist unsere Motivation: Bergisch zu ärgern und ihnen vielleicht sogar die erste Niederlage beizubringen.“
Wendt beschreibt seine Mannschaft als unverändert intakt: „Die Stimmung ist trotz vier Niederlagen in Folge immer noch gut.“ Gleichzeitig weiß er um die Dringlichkeit: „Wir müssen bald wieder punkten. Bestmöglich gegen Bergisch, um das Jahr positiv abzuschließen.“
Die Aufgabe aber bleibt enorm. „Uns ist bewusst, dass das eine Mammutaufgabe ist – wahrscheinlich die schwerste, die es aktuell gibt, angesichts der Form, in der sich Bergisch Gladbach seit August befindet.“ Doch genau daraus schöpft er Mut: „Wir haben in diesem Spiel nichts zu verlieren. Wir wollen wieder einen Großen ärgern.“
Und dann ein Satz, der hängen bleibt: „Gegen Bergisch Gladbach haben wir in der Mittelrheinliga noch nie gewonnen. Wird Zeit, oder?“
Während Porz auf den Überraschungsmoment setzt, reist der Tabellenführer mit einer klaren Zielsetzung an – und mit viel Respekt. Trainer Kevin Kruth betont, wie gut er seinen Gegenüber kennt: „Wir spielen auswärts in Porz – gegen Jonas Wendt, den ich sehr gut kenne und mit dem ich regelmäßig im Austausch bin.“
Gleichzeitig hebt er die individuelle Qualität im Porzer Kader hervor – verstärkt durch die 09-Vergangenheit mancher Akteure. „Mit Spielern wie Etienne Kamm, Daniel Spiegel und Metin Kizil verfügen sie über enorme Qualität. Diese persönliche Historie sorgt natürlich auch für eine Extraportion Motivation.“
Kruth erwartet eine leidenschaftliche Partie: „Wir erwarten eine Mannschaft, die sehr viel Leidenschaft und Emotionen auf den Platz bringt. Genau das gilt es mindestens mitzugehen.“
Trotz zahlreicher Verletzungen – Jan Ecke, Elias Aydin und Linus Daus werden ebenso wie die Langzeitverletzten Eray Sariaydin und Claudio Haider ausfallen – vertraut er seinem Kader: „Die Jungs, die zur Verfügung stehen, machen es richtig gut. Diese Breite ist ein echtes Faustpfand.“
Zum Abschluss der Hinrunde steht für Bergisch Gladbach ein besonderes Ziel im Raum: „Unangeschlagen in die Winterpause zu gehen – so etwas erlebt man nicht oft. Dafür werden wir noch einmal alles raushauen.“
Porz hat eine der gefährlichsten Offensivreihen der Liga, Bergisch Gladbach die stabilste Defensive. Ein klassischer Kampf der Gegensätze – und vielleicht ein Spiel, in dem kleine Momente Großes entscheiden.
Dass die Ausgangslage eindeutig ist, weiß auch Jonas Wendt. Doch Porz ärgerte auf heimischen Rasen schon Top-Teams wie den VfL Vichttal oder Eintracht Hohkeppel. Der Tabellenführer wird eine Top-Leistung brauchen. Und Porz? Braucht ein Spiel, in dem vieles zusammenläuft.
