2025-03-06T14:11:46.817Z

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Türkiyemspor Mönchengladbach ist Experte für späte Tore.
Türkiyemspor Mönchengladbach ist Experte für späte Tore. – Foto: Sascha Köppen

Türkiyemspor MG wie einst Leverkusen

In der Vorsaison gewann Bayer Leverkusen die Deutsche Meisterschaft unter anderem durch viele Tore in der Nachspielzeit. In der Kreisliga A beweist bislang vor allem Türkiyemspor diese Qualitäten. Ein Blick, welche Auswirkung die Nachspielzeit hat.

Sepp Herberger hinterließ dem Fußball unter anderem folgende Weisheit: „Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten“. Und zur aktiven Zeit des Bundestrainers, der Deutschland zum WM-Sieg 1954 in Bern führte, stimmte diese Zeitangabe noch. Heutzutage gilt für die Dauer eines Fußballspiels jedoch: 90 Minuten plus Nachspielzeit, die wiederum im Profifußball durch Neuerungen wie den Videoassistenten gerne mal bis zu zehn Minuten dauert.

90 Minuten nicht mehr die Regel

Bedeutet im Umkehrschluss: Ein Spiel dauert einiges mehr als 90 Minuten, eine Mannschaft muss deutlich länger konzentriert bleiben. Denn Tore in der Nachspielzeit sind nicht selten. Prominent ist insbesondere das Beispiel von Bayer Leverkusen aus der Vorsaison der Bundesliga: Die Mannschaft erzielte acht Tore nach der 90 Minute, was ein entscheidender Grund war, weshalb die Werkself erstmals die Deutsche Meisterschaft gewann.

Eingriffe eines Videoschiedsrichters gibt es im Amateurfußball bislang nicht – und trotzdem ist auch im unterklassigen Fußball eine Nachspielzeit von mehreren Minuten inzwischen üblich. Wie anfällig oder erfolgreich sind die Teams in den letzten Minuten des Spiels? Hat dies große Auswirkungen auf die Tabelle? Ein exemplarischer Blick auf die Kreisliga A Mönchengladbach-Viersen.

Die Zahlen: In 37 Spielen von insgesamt 120 Spielen der Hinrunde, also bei fast einem Drittel der ausgetragenen Spiele, trafen Mannschaften in den Nachspielzeiten vor der Pause respektive nach der regulären vollen Spielzeit. Insgesamt fielen in diesen Zeiträumen 43 Treffer, wobei der Großteil davon, nämlich 34, nach der 90. Minute resultiert. Auffällig: Kein einziges der 16 Teams konnte sich dem Ganzen entziehen. Und nur der 14. Spieltag sah keinen Torerfolg in den Nachspielzeiten.

Türkiyemspor bleibt bis zum Pfiff am Ball

Positiv sticht vor allem Türkiyemspor hervor, quasi das Bayer Leverkusen der Vorsaison in der A-Liga. Vier Tore erzielte der Bezirksliga-Absteiger in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, vier weitere Tore gelangen noch nach der 90. Minute.

Aber welchen Einfluss hatten die späten Tore auf das Endergebnis? Türkiyemspors 1:1-Ausgleich vor der Pause gegen Mennrath reichte beispielsweise am Ende nicht, denn der Aufsteiger feierte mit einem 4:3-Erfolg einen gelungenen Saisonstart. Einen Spieltag später wandelte sich das Geschehen, denn Türkiyemspors Tor in der vierten Minute der Nachspielzeit durch Ali Salgin führte zu einem 3:2-Erfolg. Insgesamt waren die Spiele zu diesem Zeitpunkt zumeist aber zugunsten von Türkiyemspor entschieden. Entsprechend würde die Mannschaft ohne Nachspielzeit nicht viel schlechter oder besser dastehen.

Später Tore fallen regelmäßig auch bei Partien mit Beteiligung der DJK Hehn – insgesamt acht Stück in der Nachspielzeit: Vier gegen Hehn sowie vier für die Mannschaft von Torsten Müller. Entscheidend waren diese spätem Treffer beispielsweise im Spiel gegen den Polizei SV: Zunächst traf Leon Klerx (45.+3) zum 1:1-Ausgleich, später Marc Schürings zum 2:1-Siegtreffer in der sechsten Minute der Nachspielzeit. Allerdings bewies auch der PSV in dieser Spielzeit schon Comeback-Qualitäten: Gegen den SV Otzenrath kam das Team von Erhan Kuralay in der fünften Minute der Nachspielzeit zum 1:1-Ausgleich, gegen den ASV Süchteln II fiel das 1:1 in der dritten Minute der Nachspielzeit.

Gleich sechs Gegentore nach der 90. Minute kassierte der SV Schelsen, wobei nur der 1:1-Ausgleichstreffer für den SC Rheindahlen dem SV auch Punkte kostete. Dennoch ist es eine bemerkenswerte Statistik zu Schelsen.

Ebenso dürftig ist die Bilanz von Aufsteiger Victoria Mennrath, der selbst kein Tor in der Nachspielzeit erzielte, allerdings fünf kassierte, vier davon nach der 90. Minute. Besonders ärgerlich aus Mennrather Sicht dürfte die 1:3-Niederlage gegen Odenkirchen II gewesen sein, da es dort bis zur 90. Minute 1:1 stand, ehe Odenkirchen in der ersten und fünften Minute der Nachspielzeit zum 2:1 und 3:1 traf.

Im Summe ergeben sich allerdings, würde man die Nachspielzeit abziehen, keine gravierenden Veränderungen in der Tabelle. Am meisten Verlust hat Otzenrath, das nach regulärer Spielzeit drei Punkte mehr auf dem Konto hätte. Größter Gewinner der Nachspielzeit ist hingegen die DJK Hehn, die ansonsten drei Punkte weniger hätte.

Aufrufe: 01.12.2024, 08:30 Uhr
RP / Horst HöckendorfAutor