2024-05-02T16:12:49.858Z

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Victor Medeleanu: Kam aus dem Urlaub zurück und fast sein ganzes Team war weg.
Victor Medeleanu: Kam aus dem Urlaub zurück und fast sein ganzes Team war weg. – Foto: Dieter Metzler

Türkgücü-Fiasko trifft auch SC Fürstenfeldbruck ins Mark: 15 Spieler weg - Medeleanu will kämpfen

Nur acht Mann beim Trainingsstart

Auch der SC Fürstenfeldbruck wurde von der Stadion-Absage für Türkgücü kalt erwischt. 15 Spieler verließen den Verein - obwohl sie Coach Medeleanu zugesagt hatten.

Fürstenfeldbruck - „Wir haben richtige Schwierigkeiten“, klagt Victor Medeleanu. Eine ganz böse Überraschung hat ihn nach dem Urlaub erwischt: Der Trainer des SC Fürstenfeldbruck stand beim Trainingsauftakt mit nur acht Spielern da.

Reihenweise haben ihn seine Kicker für teils höherklassige Vereine verlassen. Unter anderem wechseln vier zum SC Oberweikertshofen, zwei zum SC Olching und drei zum SV Mering. Insgesamt 15 Spieler, mit denen er geplant hat, waren plötzlich weg, sagt Medeleanu.

SC Fürstenfeldbruck: 15 Spieler einfach weg - „Die höheren Vereine schaden uns, wenn sie Spieler so abwerben“

„Meine ganze Arbeit vom letzten Jahr ist dahin“, klagt der Coach, „die höheren Vereine schaden uns, wenn sie die Spieler so abwerben. Sie sollten mehr Respekt für unsere Arbeit und unsere Jugendarbeit zeigen. Schon Jugendspieler anzusprechen, ohne den Verein wenigstens zu informieren, finde ich unschön.“ Bei ihren neuen Klubs seien seine Abgänger zumeist nicht in der ersten Mannschaft eingeplant, sagt Medeleanu. Und schüttelt den Kopf: „Wenn sie sich weiter oben probieren wollen, ist das in Ordnung. Aber einige spielen jetzt in einer zweiten Mannschaft und sind in der kommenden Saison sogar unsere Gegner.“

Keinem der vier Spieler, die zum SC Oberweikertshofen gewechselt sind (L. Pöltl, P. Pöltl, Hofer, Steinl) hat der SC Fürstenfeldbruck die Freigabe erteilt, bestätigt SCF-Präsident Jakob Ettner. Gesperrt sind sie trotzdem nicht, Oberweikertshofen stattet sie mit Amateurverträgen aus. Ablöse bekommt Fürstenfeldbruck keine.

Der Trainer hält dem Klub trotzdem die Treue. „Ich hatte andere Angebote, aber ich stehe zu meinem Wort“, sagt Medeleanu, „wir sind ein starker Verein und wir wollen zeigen, dass wir noch leben.“

„Unglaubliche Auswirkung auf die Mannschaft“: Türkgücü-GAU zersprengte Kreisliga-Team des SCF

Aber wie kam es überhaupt zur Spielerflucht in Fürstenfeldbruck? „Die Absage der Stadt an Türkgücü München hatte eine unglaubliche Auswirkung auf die Mannschaft“, schildert Ettner: „Die Spieler haben damit geliebäugelt, dass Türkgücü kommt. Jetzt ist Türkgücü weg und die Spieler fragen nach unserer Finanzierung für die Zukunft. Sie sagen: ‚Wir bekommen eh schon wenig, bricht uns das jetzt auch noch weg?‘“

„Es tut uns sehr weh“, erklärt der Präsident weiter, „Wir haben die Jungs verloren, die wir herangezogen haben, um mit ihnen etwas aufzubauen. Aber wenn Geld und Ligen locken, stehst du als der kleinere Verein blank da.“

Große Vereine locken Spieler - Ettner gesteht: „Der SCF hat es früher auch nicht anders gemacht“

Aber, fügt er verschmitzt an: „Ich brauch‘ mich eigentlich nicht zu beschweren. Der SCF hat es früher auch nicht anders gemacht. Ich habe ein gewisses Verständnis für die Jungs.“ Nur auf den ehemaligen Co-Trainer Alem Besirevic ist Ettner nicht gut zu sprechen. Er habe sich ohne Verabschiedung aus dem Staub gemacht. Trainer und Verein haben ihm bis dahin blind vertraut. Besirevic wird Co-Trainer der U17 bei Türkgücü München.

Dass die Mannschaft nach der Türkgücü-Absage zerbrochen ist und die Spieler den Verein verlassen, mit denen der SC Fürstenfeldbruck fest geplant hatte, macht die Lage jetzt allerdings besonders schwierig. „Die Abgänge kamen sehr spät, so kurz vor der Saison bekommen wir keine Spieler mehr“, sagt Coach Medeleanu.

Spieler-Flucht beim SC Fürstenfeldbruck: Ettner vertraut Trainer Medeleanu - „Bauen wieder alles auf“

19 Mann hat der SC Fürstenfeldbruck jetzt im Kader. Präsident Ettner hat vollstes Vertrauen in das Team: „Wir haben einen guten Trainer, gute Neuzugänge, eine gute Mannschaft. Victor hat überragend gute Arbeit geleistet in den vergangenen Jahren und wird das auch wieder schaffen.“

Ettners doch etwas pessimistische Devise: „Jetzt bauen wir wieder alles auf ... bis uns die nächsten Knüppel zwischen die Beine geworfen werden.“ Mit der Stadt Fürstenfeldbruck um Oberbürgermeister Erich Raff steht Ettner seit Jahren auf Kriegsfuß. Hinter dem geplatzten Türkgücü-Plan wittert er eine Intrige. Die den SCF nun letztlich nicht nur Geld, sondern auch etliche Spieler gekostet haben könnte. „Das ist ein viel größerer Schaden als das Finanzielle“, trauert Ettner. (moe)

Aufrufe: 020.7.2022, 14:27 Uhr
Moritz BletzingerAutor