2024-04-30T08:05:46.171Z

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Niedergeschlagene FCH-Kicker auf der anderen Seite. Wieder wurden die Hörgersdorfer nicht für ihren großen Kampf belohnt. 
Niedergeschlagene FCH-Kicker auf der anderen Seite. Wieder wurden die Hörgersdorfer nicht für ihren großen Kampf belohnt.  – Foto: Hermann Weingartner

FC Hörgersdorf: Auch Wiederholungsspiel sorgt für Ärger - „Das war lebensgefährlich“

Gegen Türk Gücü Erding

Auch das Wiederholungsspiel zwischen Hörgersdorf und Türkgücü (Endstand 2:4) hat eine besondere Note. Sportlich gesehen war es ähnlich packend wie die erste Partie.

Wartenberg – Aber FCH-Chef Korbinian Gruber hat die Spielfortsetzung während des Gewitters scharf kritisiert und wundert sich ohnehin über die Spielansetzung auf einem Platz ohne Flutlicht. Robert Lewandowskis Wechselabsichten rutschten auf Nachrichtenportalen auf Platz zwei – verdrängt von einem in der 92. Minute abgebrochenen Relegationsspiel in Erdings Kreisklasse zwischen Hörgersdorf und Türkgücü. Was da los gewesen sei, wurde ein Fahrgast von einem türkischen Taxler gefragt – am Flughafen von Sofia.

FCH-Vorsitzender Korbinian Gruber erzählt diese Geschichten. Wären ja nette Anekdoten, wenn da nicht dieses Wiederholungsspiel am Freitagabend in Wartenberg gewesen wäre, das sein Team 2:4 verloren hat. Denn das löst bei Gruber auch Tage danach noch einen Zustand aus, der irgendwo zwischen Wut, Frust und völligem Unverständnis angesiedelt ist. Seine Meinung: Das Spiel war irregulär, weshalb der Verein überlegt, gegen die Wertung Einspruch einzulegen. Noch gravierender für ihn: „Der Verband wollte das Spiel trotz Blitz und Donner unbedingt durchdrücken. Und das war lebensgefährlich.“

Wie berichtet, war das Wiederholungsspiel nötig geworden, weil in der Nachspielzeit der ersten Partie ein Zuschauer einen Linienrichter am Arm gepackt hatte, worauf der Schiedsrichter beim Stand von 5:4 für elf Hörgersdorfer gegen neun TG-Spieler die Partie abbrach.

Und auch am Freitagabend lief es nicht glatt. Diesmal war kein betrunkener Zuschauer schuld, sondern ein Unwetter. Schiedsrichterin Iris Spitaler unterbrach in der 17. Minute und pfiff nach einer halbe Stunde wieder an. „Es hat sofort wieder geblitzt und gedonnert“, berichtet Gruber. Er habe in seiner Verärgerung aus der Entfernung Richtung Spielleiter Florian Neubert gerufen, dass er den Verband haftbar mache, „wenn da jetzt etwas passiert“.

Ob dies beim Spielleiter überhaupt akustisch angekommen sei, weiß Gruber nicht. Er mache auch dem Spielleiter keinen Vorwurf. „Ich kenne Flo sehr gut und weiß, dass er immer für die Vereine da ist. Was mich ärgert, ist, dass der Verband mit bestimmten Vorgaben diesen guten ehrenamtlichen Funktionären die Lust an ihrer Tätigkeit nimmt, das ist sehr traurig.“ Am Freitagabend habe die Gesundheit der Spieler nicht mehr im Vordergrund gestanden – „und auch nicht die der Zuschauer“, fügt Gruber hinzu. „Die Ordner wurden angewiesen, die Zuschauer darauf hinzuweisen, sich nicht an das Geländer anzulehnen, weil sonst Lebensgefahr besteht. Es ist für mich völlig indiskutabel, wie man so ein Spiel dann fortsetzen kann.“ Vier weitere Blitze zählte er nach der Spielfortsetzung, „erst ab der 28. Minute war es vorbei“.

Der Linienrichter vom Dienstagspiel tue ihm ja furchbar leid. „Er hat wohl eine Stunde lang nach dem Fahne-hoch-Reißen Probleme gehabt“, sagt Gruber. „Aber unsere Spieler mussten raus bei Blitz und Donner, während gleichzeitig darauf hingewiesen wird, dass Lebensgefahr besteht. Es ist kein Spaß, wenn ein Blitz einschlägt und vielleicht 100 Menschen verletzt werden. Denn dann haben wir ein richtiges Problem. Und das hat der BFV mit seinem Termindruck billigend in Kauf genommen. Soweit darf Fußball nicht gehen.“

Bedingt durch die Unterbrechung seien auch die Lichtverhältnisse zum Ende der Partie immer schlechter gewesen. „Nach Abpfiff sind die Leute mit dem Handylicht zum Auto gegangen, weil sie nichts mehr gesehen haben“, berichtet Gruber. „Eine Verlängerung wäre unmöglich gewesen. Wie kann man da mit Wartenberg einen Austragungsort aussuchen, der kein Flutlicht hat?“ Wie schon in Lengdorf seien erneut über 1000 Leute vor Ort a gewesen. „Da kommen über 6000 Euro Eintrittsgelder zusammen – das ist ja eine Hausnummer. So kann man nicht mit den Zuschauern umgehen.“

Türkgücü Erding jubelt: Der Aufstieg ist geschafft. Im Gespräch mit der Heimatzeitung blickte Spielertrainer Benji Tas in die Zukunft (Bericht folgt). Dem FCH wünscht er viel Glück gegen St. Wolfgang und bedankt sich für die beiden geilen Spiele. 15 Tore in zwei Partien – sportlich gesehen waren es zwei Fußballfeste.
Türkgücü Erding jubelt: Der Aufstieg ist geschafft. Im Gespräch mit der Heimatzeitung blickte Spielertrainer Benji Tas in die Zukunft (Bericht folgt). Dem FCH wünscht er viel Glück gegen St. Wolfgang und bedankt sich für die beiden geilen Spiele. 15 Tore in zwei Partien – sportlich gesehen waren es zwei Fußballfeste. – Foto: Hermann Weingartner

Neubert machte auf die Tatsache aufmerksam, dass es im Landkreis so gut wie keine Hauptplätze mit Flutlicht gebe (siehe Kasten). Thomas Rademacher vom ausrichtenden TSV Wartenberg merkte an, dass während der Unterbrechung vereinbart worden war, eine Verlängerung auf den Nebenplatz unter Flutlicht zu verlegen. „Es wäre schon eine Herausforderung gewesen, alles abzusperren und die Leute auf drei, vier Meter Abstand zu halten, aber wir waren vorbereitet“, sagt der Wartenberger Pressesprecher. „Der Platz war aber nicht aufgestreut. Zumindest nicht der Nebenplatz, auf dem sich unsere Spieler warm gemacht haben“, wundert sich Gruber.

Recht gibt Rademacher dem Hörgersdorfer Vorsitzenden in einer Sache: „Die letzten zehn Minuten waren von der Dunkelheit her grenzwertig. Für die Zuschauer war’s blöd. Neben mir waren ein paar Leute, die nichts mehr gesehen haben, aber die Spieler sind ja etwas näher am Ball. Und wenn es ein Problem war – dann hatten ja beide Lager die gleiche Benachteiligung.“

Begeistert war Rademacher von beiden Fanlagern. „Die Tribüne war voll. Links und rechts die beiden Fangruppen waren recht nah zusammen. Aber es gab keine verbalen Entgleisungen, alles super friedlich. Die Stimmung war überragend.“ Rademacher: „Wir haben schon einige Relegationsspiele gehabt, aber so eine Atmosphäre haben wir auch noch nie erlebt. Ein Lob an beide Parteien.“

Als es am Ende immer hitziger wurde, merkt hingegen Gruber an, hätten immer Zuschauer dem Schiedsrichtergespann zugerufen. „Muaß i jetzt dei Fahndl hochheben?“ Gruber: „Das ist das, was der BFV mit seinem Urteil erreicht hat. Auch diese Zuschauer waren nicht zuordenbar. Es war ja der ganze Landkreis da.“ Laut dem FCH-Chef hätten sich 60 Prozent der lokalen Sportvereine bei ihm gemeldet. Einige hätten ihm gesagt, „dass was getan werden muss und sie das Gefühl haben, vom BFV zunehmend verarscht zu werden“.

Der Hörgersdorfer Vorsitzende berichtet, dass er sogar Zuschriften aus Schwaben und Franken bekommen habe, die ihr totales Unverständinis geäußert haben. „Die Vereine drücken uns die Daumen. Davon kann ich mir allerdings nichts kaufen“, so Gruber. „Es sei denn, es gibt nun Spieler, die den FCH jetzt so sympathisch finden, dass sie künftig für uns spielen.“

Wie geht’s weiter? Gegen das Sporturteil nach dem Spielabbruch hat der FCH Berufung eingelegt. Laut Richter Nico Freisinger liegt es zur Entscheidung nun beim Bezirk. Von einem möglichen Einspruch zum Freitagsspiel wisse er noch nichts.

Eins ist Gruber auch sehr wichtig. „Ich möchte Türkgücü Erding zum Aufstieg in die Kreisklasse gratulieren. Das Team war in diesem Spiel einfach sportlich besser, auch wenn wir nochmal gut zurückgekommen sind.“

Für den FCH geht’s bereits am Mittwoch weiter: um 18.30 Uhr in Dorfen gegen den TSV St. Wolfgang. Vermutlich das nächste Spiel mit mindestens 1000 Zuschauern. Laut Wetterprognosen soll es erst ab 21 Uhr regnen. Vielleicht kommt ja diesmal nichts dazwischen. In Dorfen gibt es auch kein Flutlicht.

Aufrufe: 07.6.2022, 05:30 Uhr
Dieter PriglmeirAutor