2024-06-13T13:28:56.339Z

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Löwen-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer reagierte in der Halbzeit des S-Bahn-Derbys auf sein nahendes Ende beim TSV 1860 München.
Löwen-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer reagierte in der Halbzeit des S-Bahn-Derbys auf sein nahendes Ende beim TSV 1860 München. – Foto: IMAGO/Ulrich Wagner

TSV 1860: Reisinger rechnet mit Pfeifer ab - Geschäftsführer kontert zur Halbzeit des Derbys im TV

„Ich habe mich mit Ehrgeiz, Fleiß und Siegeswillen ausgezeichnet“

Marc-Nicolai Pfeifer bestätigt, dass er den TSV 1860 München spätestens im Sommer 2024 verlassen wird und reagiert auf die Vorwürfe von Robert Reisinger.

München - Sportlich tritt der TSV 1860 München auf der Stelle. Durch das 0:1 im S-Bahn-Derby zementieren die Löwen ihren Platz im Niemandsland der Tabelle. Vor den Spielen am Sonntag fehlen auf Rang drei sieben Punkte, der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz beträgt ebenfalls sieben Zähler.

Dafür sorgt die Führung des Drittligisten schon vor dem Lokalduell abseits des Platzes für jede Menge Gesprächsstoff. Noch-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer bestätigte in der Halbzeit am Samstag im BR seinen Abschied zum kommenden Sommer. „Ja, das ging ja die Woche schon so ein bisschen durch die Medien, und wurde mir dann auch gestern offiziell mitgeteilt.“

Reisinger begründet Abschied von Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer beim TSV 1860 München

Präsident Robert Reisinger hatte in der Samstagsausgabe der SZ mit dem 42-Jährigen abgerechnet und die Entscheidung der e.V.-Seite begründet. Zunächst habe der Verein Pfeifer nicht gekündigt, sondern sich „gegen eine Vertragsverlängerung über den vereinbarten Zeitraum hinaus entschieden. Das ist ein Unterschied“.

Die von der Investoren-Seite und den Sponsoren gelobte Arbeit des Schwaben bewerten Reisinger und die e.V.-Seite anders. Zwar seien in puncto Sponsoren „erkennbare Fortschritte erzielt worden“, aber dies sei „das Ergebnis einer guten Teamleistung, zu der auch die Sportmarketingagentur Infront wesentlich beigetragen“ habe.

„Nach meinem Empfinden sind etliche offene Sachverhalte vor allem deshalb nicht gelöst, weil alle unangenehmen Fragen - als angebliche Gesellschafterthemen deklariert - in die Aufsichtsgremien verlagert werden.“

Robert Reisinger über die Versäumnisse von Marc-Nicolai Pfeifer.

Vielmehr seien die Aufgaben einer Geschäftsführung komplexer. Konkret gäbe es Bereiche, „in denen die KGaA in den vergangenen Jahren nicht zu den Ergebnissen gekommen ist, die wir uns im Verein wünschen.“ Bei der Stadionfrage drehe man sich „seit Jahren im Kreis“ und auch sonst sei der Ludwigsburger seiner Aufgabe nicht ausreichend nachgekommen. „Nach meinem Empfinden sind etliche offene Sachverhalte vor allem deshalb nicht gelöst, weil alle unangenehmen Fragen – als angebliche Gesellschafterthemen deklariert – in die Aufsichtsgremien verlagert werden. Das geht aber nicht. Für mich sind das originäre Managementaufgaben.“

Der gescholtene und bald geschasste Geschäftsführer wollte das offenbar nicht auf sich sitzen lassen und stellte sich in der Halbzeit am BR-Mikro. „Es muss um Sechzig München gehen. Meine persönliche Thematik ist hier nicht im Vordergrund, auch wenn die heute natürlich ein Stück weit die Medien antreibt oder beschäftigt. Deswegen wollte ich mich heute auch zeigen“, sagte der bewegt, aber professionell und souverän wirkende Pfeifer. „Ich glaube, ich habe mich hier im Team mit Ehrgeiz, Fleiß und Siegeswillen ausgezeichnet bis hierhin.“

„Die Zahlen sprechen, glaube ich, auch Bände.“

Marc-Nicolai Pfeifer über seine Arbeit beim TSV 1860.

Auch den Vorwurf der Nähe zur Investoren-Seite wollte Pfeifer nicht auf sich sitzen lassen. „Hier ist es immer so, dass du letzten Endes einer Seite zugehörig zugeordnet wirst. Das ist nicht der Fall. Mein großes Ziel war immer die Arbeitsebene. Die Inhalte zu bewegen und fortzuentwickeln und diese politischen Themen, die, glaube ich, 60 München nicht guttun, einfach dann auch in meiner Arbeit außen vorzulassen.“

„Sechzig München zu verkaufen, ist nicht so schwer“, hatte Robert Reisinger in der SZ behauptet. Dem widerspricht Pfeifer entschieden. „Die Sponsorenerlöse haben wir in drei Jahren verdoppelt, was knüppelharte Arbeit ist. Wenn man mal mit den Sponsoren spricht, das Bild von Sechzig im Außenwerk ist ja nicht immer geschlossen. Und von da heraus ist es, wie gesagt, hier ein Riesenteamerfolg, was wir aufgestellt haben. Und die Zahlen sprechen, glaube ich, auch Bände.“

Wann reagiert die Gegenseite? Noch kein Statement von Hasan Ismaik und seinen Vertrauten

Ein vorzeitiges Ende vor dem Auslaufen des Vertrags im Sommer ist für den Geschäftsführer kein Thema. „Ich glaube, jeder weiß hier im Klub, was er an mir hat. Es kam auch gestern ganz klar zum Ausdruck, die Anerkennung und Wertschätzung und wir haben uns positiv die Hand gegeben. Mein großes Ziel ist das, was ich hier dreieinhalb Jahre investiert habe, auch bis zum letzten Tag so weiterzuführen im Team mit den Kollegen und von daher stellt sich die Frage für mich heute überhaupt gar nicht.“

Die Abberufung ist somit beschlossene Sache. Die Investoren-Seite hüllt sich bisher in Schweigen und hat auf die Vorwürfe der letzten Tage oder Pfeifers Ende noch nicht reagiert. Hasan Ismaiks letzter Facebook-Post liegt zwar nur wenige Tage zurück, doch dort wandte sich der Jordanier an Geburtstagskind Werner Lorant (75). Dass der Hauptanteilseigner und seine Verbündeten auf die Entwicklung der letzten Tage nicht reagieren werden, darf bezweifelt werden. Fortsetzung folgt bestimmt und den Löwen steht eine „besinnliche“ Adventszeit bevor. (jb)

Aufrufe: 025.11.2023, 16:58 Uhr
Jörg BullingerAutor