2024-05-17T14:19:24.476Z

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Landen Schneebälle häufiger im Netz? Der TSV 1860 München und seine Tor-Krise – ohne Neuzugang dürfte die Offensivschwäche kaum zu beheben sein.
Landen Schneebälle häufiger im Netz? Der TSV 1860 München und seine Tor-Krise – ohne Neuzugang dürfte die Offensivschwäche kaum zu beheben sein. – Foto: Stefan Matzke

Trainerfrage, Sturmkrise, Löwen-Moral: 1860-Sportchef Werner muss viele Probleme lösen

Werners Kaltstart unter Zeitdruck

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Christian Werner, der neuen Sportchef des TSV 1860 München, muss in den nächsten Wochen viele Baustellen bei den Löwen beheben. Viel Zeit hat er dafür nicht.

München – Schneehaufen am Rande des Trainingsplatzes, der erst in der Früh unter Mithilfe der Pressestelle freigeräumt wurde. Beim TSV 1860 München dürfte zu Wochenbeginn manchen Profi die Wehmut befallen haben, eine Art Trainingslager-Phantomschmerz, doch auch in Belek, dem ehemaligen Winter-Zufluchtsort der Löwen, ist das Wetter nicht optimal: 20 Grad wärmer zwar, aber bis Donnerstag von Dauerregen geprägt.

Bei 1860 muss man es eh nehmen, wie es kommt – also verlegte Frank Schmöller die erste von zwei Einheiten am Montag kurzerhand in den Kraftraum. Für den Interimscoach zugleich ein guter Anlass, um sich mit jenem Mann zu besprechen, der den Tabellen-15. der 3. Liga unter Zeitdruck wieder auf Kurs bringen soll. Sportgeschäftsführer Christian Werner, seit Freitagabend im Amt, hat die undankbare Aufgabe, all die Probleme zu lösen, die bei 1860 in den Wochen des hausgemachten Stillstandes liegen geblieben sind, angefangen bei der Trainerfrage über die Sturmkrise bis zur mentalen Verfassung des Kaders, der auf Abstiegskampf getrimmt werden muss. Werners Baustellen im Überblick.

Trainerfrage beim TSV 1860 München

Der Presse vorstellen wird sich Werner erst im Laufe der Woche, doch es gilt als gesichert, dass der Sportwissenschaftler schon während seiner Zeit als freier Mitarbeiter beratend tätig gewesen ist, auch in der Trainerfrage. Nach der schnellen Absage von Daniel Bierofka und der Stallgeruchs-Debatte um Tobias Schweinsteiger hatten sich zuletzt zwei aussichtsreiche Kandidaten herauskristallisiert: Marco Antwerpen (52), der als autoritär geltende Feuerwehrmann. Und Holger Bachthaler (48) vom FV Illertissen, ein regional hoch angesehener, aber im Profibereich wenig erfahrener Experte für den süddeutschen Raum (zuvor in Ulm tätig und für Salzburgs U 18).

Doppelspitze: Die Löwen haben wieder zwei Geschäftsführer – Christian Werner (Sport) arbeitet jetzt offiziell
 mit Marc-Nicolai Pfeifer (Finanzen) zusammen.
Doppelspitze: Die Löwen haben wieder zwei Geschäftsführer – Christian Werner (Sport) arbeitet jetzt offiziell mit Marc-Nicolai Pfeifer (Finanzen) zusammen. – Foto: Stefan Matzke

Ziel müsste eigentlich sein, den Jacobacci-Nachfolger bis zu den beiden Testspielen diese Woche klarzumachen; das jedoch würde voraussetzen, dass bei 1860 ab sofort allen Gremien die Dringlichkeit bewusst ist – und machtpolitische Ränkespiele eingestellt werden. Äußerst unwahrscheinlich also. Wahrscheinlicher ist daher, dass am Mittwoch gegen den WSG Tirol (14 Uhr, Kunstrasen am Trainingsgelände) erneut A-Lizenz-Inhaber Schmöller an der Seitenlinie stehen wird.

Sturmproblem der Löwen

In 19 Punktspielen haben die Löwen kümmerliche 18 Tore erzielt – nur die ganz hinten platzierten Konkurrenten aus Freiburg (16) und Duisburg (17) trafen noch seltener ins Schwarze. Das Problem ist bekannt: Joel Zwart ist dauerverletzt, Fynn Lakenmacher als vorderste Spitze überfordert, der Rest des Teams – von Guttau (drei Tore) und Schröter (vier) abgesehen –scheint sich nicht fürs Toreschießen zuständig zu fühlen. Absolut nachvollziehbar, dass Schmöller Alarm schlug und interne Vorschläge machte, die bisher allerdings auf taube Ohren stießen.

Fleißig und kreativ dagegen die Konkurrenz: Freiburg hat sich den zweitligaerprobten Finnland-Rückkehrer Johannes Wurtz (31) gesichert, Mannheim den früheren 1860-Verteidiger Kevin Goden (24), der bei Viertligist Düren erfolgreich zum Torjäger umgeschult wurde (Quote 16/12), auch Terrence Boyd soll noch kommen. Duisburg, der nächste 1860-Gegner, hat Daniel Ginczek an Land gezogen (32, Düsseldorf), der mit der Empfehlung von 241 Erst- und Zweitligaspielen kommt. Der Druck auf 1860, den Kader für den Abstiegskampf umzurüsten, steigt.

Moral des Teams

Überhaupt ist das eines der größten Probleme, das Werner zu lösen hat: Wie schafft man es, eine Ansammlung von verunsicherten Profis auf Existenzkampf einzustellen – wo die meisten doch im Sommer mit der stillen Sehnsucht nach einer Zweitligazukunft angelockt wurden? Dazu kommen die üblichen Sportchefthemen: Spieler wollen wissen, ob der Verein weiter mit ihnen plant. Ein Gerüst für 2024/25 muss erarbeitet werden, nach Lage der Dinge ein zweigleisiges. Wie sagte Jesper Verlaat nach der 0:1-Niederlage in Mannheim am 20. Dezember? „Wir gehen jetzt mit einem Scheißgefühl in die Winterpause.“ Entscheidend wird sein, mit einem besseren Gefühl aus ihr rauszukommen, wenn es ab dem 20. Januar (Duisburg) im Abstiegskampf ernst wird. (Uli Kellner)

Aufrufe: 09.1.2024, 08:54 Uhr
Uli KellnerAutor