Tore satt und eine bemerkenswerte Aktion
Fußball-Rheinlandliga: Im Derby von Hentern ging es hin und her. Mit dem 3:3 konnten sowohl die gastgebenden Hochwälder als auch die Morbacher gut leben. Warum ein Akteur der Hausherren bewusst neben das Tor schoss und wie die Reaktionen darauf waren.
Als ob das Duell am Samstagnachmittag auf dem sonnenüberfluteten Rasenplatz in Hentern angesichts der sechs gleichmäßig verteilten Treffer und unterschiedlicher Spielphasen nicht schon genügend Höhepunkte zu bieten gehabt hätte: Die bemerkenswerteste Szene spielte sich nach gut einer Stunde ab. Morbachs Torwart Yannick Görgen blieb nach einer Rettungsaktion benommen auf dem Boden liegen. Schiedsrichter Ingo Kreutz, der viel laufen ließ und die Partie gut im Griff hatte, sah aber kein Foul und ließ weiterspielen. Nutznießer der Situation hätte da leicht Tobias Lenz werden können. Nach einem Querpass von Matthias Burg schob der Mittelfeldspieler den Ball aber ganz bewusst am Pfosten vorbei. „Kompliment, wie fair Tobias da gehandelt hat. Das war ein sehr respektvolles Verhalten“, lobte FV-Hunsrückhöhe-Trainer Philipp Frank hinterher. „In dem Moment, als ich den Ball annahm, sah ich, dass der Keeper auf dem Boden liegt. Da war klar, dass ich vorbeischieße“, sagte Lenz. Von links und rechts seien spontan ein paar Stimmen laut geworden, warum er ihn nicht reingemacht habe. „Doch im Endeffekt haben dann doch alle meine Entscheidung begrüßt und mir dafür ein Lob ausgesprochen“, berichtete der 31-jährige, 2021 vom damaligen Oberligisten TSV Emmelshausen gewechselte Akteur.
Der Treffer zum 3:3 hätte in der 63. Minute zum Spielverlauf gepasst. Nach dem 2:3 zur Pause waren die Hausherren drauf und dran, den Gleichstand herzustellen. Vier Minuten später scheiterte Patrick Dres im Anschluss an einen Freistoß von Burg an der Latte. Wenig später war es dann aber soweit: Dres, der in der 32. Minute für den über Schwindelgefühle klagenden Lucas Thinnes in die Partie gekommen war (dafür rückte André Paulus in die Verteidigung), drehte sich nach einem klugen Zuspiel von Robin Mertinitz um die eigene Achse und traf dann in bester Gerd-Müller-Manier gegen Görgen (73.).
Die Gäste bekamen danach wieder mehr Zugriff. Mit ein wenig Glück wäre ihnen noch der vierte Treffer gelungen. So scheiterte Martin Schultheis nach einer Ecke von Philip Meeth an der Latte (82.). Nicht nur hier offenbarte die Hochwälder Deckung Schwächen. Auch in weiteren Aktionen gegen Ende der abwechslungsreichen Begegnung schwamm sie kräftig.
Schwere Schnitzer ließen die Mannschaft von Trainer Fabian Mohsmann im ersten Durchgang den Kurs verlieren. Nach dem frühen Führungstreffer durch den aufgerückten Außenverteidiger Maximilian Hoffmann, der nach Burg-Ecke aus kurzer Distanz einköpfte (7.), hatten die Vereinigten aus Zerf, Greimerath, Hentern und Lampaden das Geschehen im Griff. Die FV Hunsrückhöhe bot zwar zunächst technisch durchaus anspruchsvollen Fußball, wirkte aber nicht zwingend genug.
Fabian Mohsmann, Trainer der SG Hochwald:
Das änderte sich ab Mitte des ersten Durchgangs. Die Hochwälder leisteten dabei aber kräftig Mithilfe. Zunächst konnte sich Lukas Servatius ungehindert über Links durchsetzen, dann auch noch ungehindert flanken. In der Mitte vollendete Maximilian Schemer aus wenigen Metern Entfernung (21.). Drei Minuten danach schlug Schulheis einen Ball fast von der Mittellinie aus in den SG-Strafraum. SG-Schlussmann Jan Niklas Koltes agierte viel zu zögerlich und hatte so gegen Schemer das Nachsehen (24.).
Nur kurz zeigte sich die gastgebende Sportgemeinschaft geschockt. Görgen hatten es die Vereinigten aus Morbach, Monzelfeld, Burgen und Veldenz zu verdanken, dass sie nicht bereits in der 25. Minute den Ausgleich kassierten. Erst wehrte er den Schuss von Nils Hemmes ab und hielt dann den Ball sogar noch fest, nachdem es Lenz probiert hatte.
Julian Bidon, Spieler-Co-Trainer der SG Hochwald:
Noah Lorenz war der Nutznießer des nächsten gegnerischen Abwehr-Bocks. Hoffmann missriet eine Rettungsaktion, Koltes fehlte es erneut an Handlungsschnelligkeit – 1:3 nach 36 Minuten. Doch die Antwort folgte rasch. Spieler-Co-Trainer Julian Bidon legte im Strafraum zurück auf Dres, der eiskalt in die Morbacher Maschen traf (39.).
„Paddy hat nach seiner Einwechslung mal wieder gezeigt, welche Qualitäten er hat“, wusste Fabian Mohsmann. Der 36-Jährige ist zwar nicht mehr der Antrittsschnellste, antizipiert aber immer wieder gut und ist in der Lage, auf engstem Raum den Ball zu behaupten.
Philipp Frank, Coach der FV Hunsrückhöhe:
Mit dem Spiel seiner Mannschaft war der Hochwälder Coach nur bedingt zufrieden: „In der ersten Hälfte haben wir uns extrem krasse Fehler geleistet. Es war aber anschließend schön zu sehen, welche Entwicklung wir in einer Partie nehmen können. Die zweite Hälfte ging bis zum 3:3 klar an uns. Anschließend hätte es auch wieder in die andere Richtung kippen können. Von daher bin ich mit dem Unentschieden nicht unzufrieden.“ Sein Pendant Philipp Frank, der erneut auf einige Stammkräfte verzichten musste und zuletzt mit seiner Mannschaft dreimal unterlegen war, sah es ähnlich: „Aufgrund der Chancen können beide mit dem Remis gut leben. Zwar ist es schade, wenn du einen Zwei-Tore-Vorsprung verspielst, aber wir sind nach dem Gegentor zum 3:3 wieder in die Zweikämpfe gekommen und hätten fast noch den Siegtreffer erzielt.“
SG Hochwald - FV Hunsrückhöhe Morbach⇥ 3:3 (2:3)
Hochwald: Koltes - Hoffmann, Diop, Thinnes (32. Dres) - Burg, R. Mohsmann, Paulus, Lenz, Bidon - Thielen (69. Mertinitz), Hemmes (79. Stelker).
Hunsrückhöhe: Görgen - Böhnke, Schultheis, Schell, Servatius - Klassen, Thul (81. Dippel), Kahyaoglu, Kappes (60. Meeth) - Schemer (88. Schabbach), Lorenz (64. Conrad).
Schiedsrichter: Ingo Kreutz (Lutzerath)
Zuschauer: 280
Tore: 1:0 Hoffmann (7.), 1:1, 1:2 Schemer (21., 24.), 1:3 Lorenz (36.), 2:3, 3:3 Dres (39., 73.)