2024-04-25T14:35:39.956Z

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Diesmal ein frühes 0:1: Kutschke trifft (.8.), die Löwen schauen zu – zeigen aber eine gute Reaktion.
Diesmal ein frühes 0:1: Kutschke trifft (.8.), die Löwen schauen zu – zeigen aber eine gute Reaktion. – Foto: DPA

„Topmannschaft“: Anfang schwärmt vom Kader des TSV 1860 – doch wer bleibt über die Saison hinaus?

Was ist das Lob wert?

Am Freitagabend verlor der TSV 1860 München bei Dynamo Dresden. Trotz ordentlicher Leistung der Löwen gab es am Ende nur Komplimente statt Punkte.

München – Zumindest eines nahmen die Löwen mit in die Nacht, auf die 475 km lange Rückreise mit dem Bus: die warmen Worte, mit denen der Gastgeber den Aufbaugegner aus der unteren Hälfte der Tabelle verabschiedet hatte. „Es wird immer gesagt, wir haben einen Topkader“, sagte Dynamo-Coach Markus Anfang, der durch den 2:1-Sieg wieder etwas mehr Jobsicherheit hat: „Aber wenn ich den Kader von 1860 sehe, der ist auch top.“

Namentlich erwähnte er Torschütze Abdenego Nankiski, den er einst in Bremen trainiert hatte – und den am Freitag rotgesperrten Marlon Frey, den er noch aus Leverkusen kennt. „Das ist schon eine Topmannschaft mit einem Topkader“, schwärmte Anfang: „Sie haben gezeigt, dass sie guten Fußball spielen können.“ Zum Leidwesen der 1900 mitgereisten Fans hat der TSV 1860 München aber auch das gezeigt: Dass irgendetwas fehlt, um die Teams von ganz oben in die Knie zwingen zu können.

Komplimente statt Punkte für den TSV 1860 München

Komplimente statt Punkte, mal wieder. Bereits sechs Tage zuvor hatte 1860 ja ähnlich knapp gegen Sensationsaufsteiger Ulm verloren (0:1). Gegen die Spatzen lief es maximal unglücklich, weil ein reguläres Verlaat-Tor nicht zählte und ein später Eckball in Unterzahl den Weg ins eigene Tor fand. Im einschüchternden Hexenkessel der SG Dynamo waren die Löwen ebenfalls dran – vor allem in der besten Phase vor der Pause, als Dresden das 2:0 verpasste und 1860 durch den von Anfang gelobten Nankishi zurückschlug („ein Top-Außenbahnspieler!“).

Was von der zweiten Niederlage unter Argirios Giannikis dennoch hängen blieb, waren die Fragen: Ist es am Ende nur Pech, wenn Cueto abgefälscht (von Kwadwo) ins Tor trifft, die Löwen jedoch in der Nachspielzeit per Kopfball (Zwarts) und Drehschuss (Starke) das 2:2 verpassen? Und überhaupt: Was bringt die Anerkennung des Gegners, wenn die Punkte liegen bleiben und keiner weiß, wer von den gelobten Topspielern nächste Saison noch für 1860 spielt?

Wer spielt nächste Saison noch für die Löwen?

In wohl keiner Profiliga ist es so schwer, etwas nachhaltig aufzubauen wie in dieser 3. Liga, wo das Geld ebenso begrenzt ist wie die sportliche Perspektive. Von den 14 Profis, die Giannikis am Freitag einsetzte, haben nur fünf Verträge über den Sommer hinaus: Hiller, Kwadwo, Schröter, Guttau und Zwarts. Neun Verträge laufen aus, u.a. von Fixgrößen wie Tim Rieder oder Fanlieblingen wie Jesper Verlaat. Eine Etatsenkung steht im Raum (von 5,5 auf 4,5 Millionen Euro), dem neuen Sportchef Christian Werner sind die Hände gebunden, was Vertragsverlängerungen angeht.

Kennt der 1860-Fan ja alles noch aus der letzten Saison: Die drei Besten – Deichmann, Morgalla und Wörl – waren aus verschiedenen Gründen nicht zu halten. Ein radikaler, schleppender Umbau des Kaders war die Folge. Die Gefahr ist groß, dass es diesmal ähnlich laufen könnte. Verlaat ist im besten Alter und spielt eine gute Saison. Ebenso Guttau, der sogar Geld bringen könnte. Nankishi, der sein Können nicht nur bei seinem Premierentreffer in der 3. Liga aufblitzen ließ, muss ohnehin zurück nach Bremen. Stand jetzt dürften vom „Topkader“, den Anfang lobte, beim Neustart in die Saison 2024/25 nicht viele Topleute übrig bleiben.

Immerhin: Wo die Löwen nächste Saison spielen werden, ist seit Freitag noch ein Stück klarer: ziemlich sicher weiter in der 3. Liga – und zum Leidwesen von Finanzchef Oliver Mueller nicht im lukrativen DFB-Pokal. Den begehrten vierten Platz belegt Preußen Münster, der Heimgegner am kommenden Samstag (14 Uhr) – satte elf Punkte ist der Aufsteiger neun Spieltage vor Schluss entfernt. Nur tiefblaue Optimisten würden von einer allerletzten Chance sprechen.

Aufrufe: 011.3.2024, 08:57 Uhr
Uli KellnerAutor