2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Chris Kramer ist im neuen Podcast-Projekt seines Freundes Tommi Schmitt dabei.
Chris Kramer ist im neuen Podcast-Projekt seines Freundes Tommi Schmitt dabei. – Foto: Pressefoto Eibner

Tommi Schmitt: „Borussia nicht ausgesucht, weil es so gut lief“

Durch „Gemischtes Hack“ wurde er bekannt, nun hat Tommi Schmitt einen Fußball-Podcast. Mit dabei: Gladbach-Profi Christoph Kramer.

Tommi Schmitt, Sie haben Ihr neues Projekt mit ein paar Fußball-Videos angeteasert. Manch ein Fan vermutete, dass Sie bald das „Sportstudio“ moderieren werden.

SCHMITT | Das steht gerade gar nicht zur Debatte, da haben wir im ZDF viele fähigere Leute. Mit dem, was ich jetzt mache im Fernsehen, bin ich gut aufgehoben. Und meine Meinungen zum Thema Fußball, meine Emotionen versuche ich erst einmal im neuen Podcast rüberzubringen. Aber ich bin ein Fan der Floskel „Sag‘ niemals nie“. Auf diese Torwand will ich mein ganzes Leben schon schießen – nur müsste ich dafür sowieso Gast sein, nicht Moderator.

Stattdessen startet am 22. August Ihr neuer Fußball-Podcast „Copa TS“. Warum braucht Deutschland noch einen?

SCHMITT | Das ist wie bei Restaurants: Es gibt schon alles, trotzdem werden neue eröffnet. Ich hatte schon immer das Bedürfnis, über Fußball zu reden, auch im Privatleben. In meiner „11 Freunde“-Kolumne habe ich meine Gefühle zu Papier gebracht, nun habe ich einfach Bock drauf, das im Audioformat zu vermitteln. Es ist nur ein Angebot von Studio Bummens und mir, mein persönlicher Blickwinkel auf den Fußball, so wie ein neues Buch, das erscheint, obwohl es vermutlich schon Millionen andere gibt.

Ist ein Grund auch die Lücke, die in Ihrem Podcast-Leben klafft, weil Ihr „Gemischtes Hack“-Kollege Felix Lobrecht so gar nicht am Thema interessiert ist?

SCHMITT | Tatsächlich wird das in meinem bisherigen Podcast überhaupt nicht abgedeckt. Das mag abgehoben klingen, aber mich haben viele Freunde, selbst Fußball-Profis gefragt, warum ich eigentlich nichts mit Fußball mache. Ich habe das lange vermieden, weil ich mir mein Fansein nicht kaputtmachen wollte. Während meines Volontariats in der Presseabteilung bei Borussia Mönchengladbach habe ich gemerkt: Je näher du dran bist, desto mehr gehen die Emotionen verloren. Das war immer meine Sorge, wenn ich sportjournalistisch arbeite. Deshalb will ich in meinem Podcast weiter Fan sein und die Expertise ein wenig outsourcen.

Hat sich dieser Effekt, etwas zu viel über das Geschäft zu wissen, auch nicht bei Ihnen eingestellt, seit Sie mit Fußballprofis wie Christoph Kramer, einem Ihrer künftigen Co-Hosts, befreundet sind?

SCHMITT | Das kann ich noch trennen. Kramer zum Beispiel ist ähnlich fußballsozialisiert wie ich. Wenn ich mit ihm über die WM 2006 rede, über irgendein Trikot aus den 90ern oder einen speziellen Ball, mit dem wir auf dem Bolzplatz gespielt haben, bekommt er leuchtende Augen – als sei er nie Profi geworden. Noch bin ich Fan, ja. Es gibt aber auch Situationen, in denen ich proaktiv sage, dass ich eine bestimmte Geschichte nicht hören will, wenn Freunde aus dem Fußball ansetzen – zum Beispiel, zu welchen Wechseln es irgendwann mal fast gekommen wäre. Natürlich machen wir Fans uns etwas vor, dass alle Spieler so an unserem Verein hängen wie wir.

Warum Kramer im Podcast dabei ist, bedarf wohl keiner Erklärung. Eher ist es verwunderlich, dass er nicht längst selbst einen hat.

SCHMITT | Stimmt, absurd. In meinen Augen könnte er ohne Probleme „Wetten, dass..?“ moderieren, das finde ich an ihm so interessant.

Gregor Ryl ist mit dabei, Ihr Redaktionsleiter. Dann die TV-Moderatorin Jana Wosnitza.

SCHMITT | Mit Gregor habe ich immer, zum Leidwesen der Kollegen, montags in der Kaffeeküche eine Stunde über Fußball geredet. Er ist Dortmund-Fan, im Osten groß geworden und kennt sich bis runter in die dritte, vierte Liga wahnsinnig gut aus, auch in den Fankurven. Bei Jana Wosnitza fand ich es spannend, wie sie sich im „Doppelpass“ durchgesetzt hat in so einer testosterongeschwängerten 1996er-Europameister-Runde.

Dann gibt es neben Kramer noch zweimal Profi-Expertise: Ex-Fußballerin Turid Knaak und Terrence Boyd vom 1. FC Kaiserslautern.

SCHMITT | Turid Knaak war mal bei „Studio Schmitt“ zu Gast, sehr imposant: Hat promoviert, beim FC Arsenal und Atlético Madrid gespielt – eine coole Mischung. Wir spielen einmal die Woche zusammen Fußball. Dazu arbeitet sie für die Firma von Ex-Leverkusen-Profi Stefan Reinartz, die die „Packing“-Daten verbreitet. Das meinte ich mit „outsourcen“ und neuen Entwicklungen im Fußball, von denen ich keine Ahnung habe. Bei Terrence Boyd habe ich in Interviews immer einen neuen Christoph Kramer gesehen, ein intelligenter Typ, zudem mit dieser Thomas-Müller-Art ausgestattet. Das ist immer witzig. Als aktiver Profi bei einem echten Traditionsverein in der 2. Bundesliga bringt er viel mit, was ich noch abdecken wollte. Ich glaube, er hat mehr Bock, gute Geschichten zu erzählen als jemand, der Champions League spielt.

Als Jahrgang 1989 wurden Sie mit Borussia nach dem letzten großen Titel im DFB-Pokal sozialisiert. Das war eine Zeit, in der ein Kind durchaus lernen musste, mit Niederlagen klarzukommen.

SCHMITT | Definitiv, ich habe mir meinen Verein nicht ausgesucht, weil es so gut lief. Ich stamme zwar aus Detmold, aber mein Vater kommt aus Viersen und hat mir, als ich klein war, ein Trikot geschenkt – das grüne mit den Streifen, an das Borussias neues Auswärtstrikot angelehnt ist. Klar, kurz spielte Gladbach noch Europapokal, aber während meiner Pubertät ging es nur um den Klassenerhalt. Und die Zweitliga-Saison mit Rob Friend, Oliver Neuville und Marko Marin hat mir auch richtig Spaß gemacht. Dann solche Erlebnisse wie das Tor von Roberto Colautti gegen Schalke, immer an der Grenze zum Abgrund. Und plötzlich ging es mit Lucien Favre in ungeahnte Höhen.

Wie ist es Ihnen zuletzt ergangen mit Borussia?

SCHMITT | Für einen Fan wie mich, der vor allem über die Emotionen kommt, war es echt eine Herausforderung. Los ging es mit dem überraschenden Abgang von Marco Rose, dann hat es unter Adi Hütter nicht funktioniert, zuvor hatten wir ja noch die Geisterspiele – ausgerechnet in der potenziell geilsten Zeit mit einer Champions-League-Gruppe mit Real Madrid und Inter Mailand. Ich hätte die Mannschaft so gerne ins Bernabéu oder ins San Siro begleitet. Und dann war auf einmal der heißgeliebte Sportdirektor weg. Die Denke war ja immer: Ohne Max Eberl geht es bergab. Jetzt ist er auch noch bei RB Leipzig. Die Derby-Niederlagen unter Hütter, das 0:6 gegen Freiburg, dazu all die Spieler, die gar nicht mehr da sein wollten.

Ihre Wünsche für die neue Saison?

SCHMITT | Auch wenn es sportlich spannend wird, weil die Neuen kaum Bundesliga-Erfahrung haben, ist meine Hoffnung, dass sie ihr Herz auf dem Platz lassen. Ich will einfach mal wieder eine Einheit spüren zwischen Stadion und Mannschaft. In den vergangenen Jahren kam ja auch etwas Ungewohntes dazu: Am Ende ging es um nichts mehr. Früher hätten wir danach gelechzt, weil der Klassenerhalt schon sicher gewesen wäre.

Info

Tommi Schmitt: Podcaster, TV-Moderator

Geboren 26. Januar 1989 in Detmold

Projekte Schmitt wurde bekannt durch den Podcast „Gemischtes Hack“, zuvor und daneben arbeitete er als Comedy-Autor. Zuletzt moderierte er die TV-Show „Studio Schmitt“ bei ZDFneo.

Aufrufe: 022.8.2023, 23:00 Uhr
RP / Jannik SorgatzAutor