2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
King Kloss: Mit seinem späten Kopfballtor zum 1:1 belohnt Youngster Tim Kloss das Aufbäumen der Löwen.
King Kloss: Mit seinem späten Kopfballtor zum 1:1 belohnt Youngster Tim Kloss das Aufbäumen der Löwen. – Foto: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON

Tim Kloss nach Torpremiere heiß auf Haching: „Es ist ein Derby – und für mich ein besonderes Spiel“

TSV 1860 feiert Youngster

Trotz Rückschlägen hat sich der TSV 1860 am Samstag gegen Saarbrücken zurückgemeldete und freut sich über das Joker-Tor von Nachwuchsspieler Tim Kloos.

München – Kilian Ludewig mit lädiertem Mittelfuß auf dem Weg ins Krankenhaus, Leroy Kwadwo nach einer Notbremse auf dem Büßerbänklein. Doppelt geschwächt gingen die Löwen am Samstag in die Pause, der 0:1-Rückstand gegen Saarbrücken kam als drittes Handicap hinzu. Viele 1860-Fans dürfte es nicht gegeben haben, die noch an einen Punktgewinn geglaubt hatten, doch die Löwen können auch positiv überraschend. Trainer Argirios Giannikis kramte in den Tiefen seines Kaders – und fand einen jungen Riesen namens Tim Kloss. Hinten überragend, vorne mit Köpfchen. Die Entdeckung des Tages – nicht nur wegen seines späten Treffers zum 1:1-Endstand.

Viel war ja unter der Woche darüber diskutiert worden, dass die Löwen einen Hang dazu haben, sich mit späten Gegentreffern um die Früchte ihrer Arbeit zu bringen. Siehe das unglückliche 1:1 in Regensburg. Siehe neun andere Last-Minute-Nickerchen im Verlauf dieser Saison. Laut einer Statistik könnte 1860 auf dem Relegationsplatz stehen, würden die Spiele in der 3. Liga bereits nach 75 Minuten abgepfiffen. Am Samstag jedoch: Mit Kloss in der Not-Dreierkette nach der Pause war plötzlich ganz viel Aufmerksamkeit da, in Unterzahl lieferten die Löwen dem Aufstiegsanwärter einen Kampf auf Augenhöhe. Der 19 Jahre alte Kloss spielte abgebrüht wie die kernigen Saarländer, nur mit fairen Mitteln. Eine Geheimwaffe, die keiner auf der Rechnung hatte. Fast keiner.

„Er ist ein vielversprechender Spieler. Ein super Fußballer, den wir sehr wertschätzen.“

Argirios Giannikis über Torschütze Tim Kloos.

„Wir arbeiten tagtäglich mit ihm“, sagte Giannikis über das Löwen-Juwel, das bis Samstag erst elf Drittligaminuten in den Beinen hatte: „Er ist ein vielversprechender Spieler. Ein super Fußballer, den wir sehr wertschätzen. Sein linker Fuß ist klasse. Und seinen Offensivkopfball hat er heute gezeigt.“ Schulmäßig aus dem Kreuz drückte das Eigengewächs eine weit geschlagene Vrenezi-Ecke ins Netz. „Ein unbeschreibliches Gefühl“, kommentierte der Youngster strahlend: „Die Emotionen im Körper sind unfassbar. Euphorie pur!“ Die am Ende feurige Kulisse hätte ihn nicht nervös gemacht, sondern zusätzlich beflügelt: „So was pusht einen eher. Genau deswegen spielt man ja Fußball.“

Ähnlich wie im Hinspiel im Saarland schlugen die Löwen kurz vor Schluss zurück. Damals, beim 3:2-Sieg, hatte Niki Lang (aktuell Freiburg II) für späten Jubel gesorgt. „In der zweiten Halbzeit kamen wir besser rein“, sagte Giannikis am Samstag: „Im 5-3-1 haben wir die Passwege besser zugestellt. Wir haben fleißig und leidenschaftlich verteidigt, alles reingeworfen und auch immer wieder Nadelstiche gesetzt.“ Für Sechser Marlon Frey eine Frage der Ehre: „Eigentlich haben wir immer einen Plan fürs Spiel. Den haben wir in der ersten Halbzeit leider nicht umgesetzt.“ Beispielhaft die Fehlerkette vor dem 0:1 durch Kai Brünker (9.): Stockfehler Glück – danach rutschten Rieder und Verlaat aus, als hätte jemand Bananenschalen im Strafraum ausgelegt. Der Platzverweis für Kwadwo vor der Pause sei dann eine Art Weckruf gewesen. Frey: „In der Kabine haben wir uns geschworen, dass wir Moral zeigen, unseren Mann stehen – und irgendwie noch einen Punkt holen.“

Verletzt ausgewechselt – spielt Kilian Ludewig nie wieder für den TSV 1860 München?

Gesagt, getan. Restzweifel am Klassenerhalt dürften dank neuer Miniserie (3:1, zweimal 1:1) endgültig beseitigt sein. Und natürlich vergaß auch keiner die beiden „Opfer“, die das teils hart geführte Duell gefordert hatte. Ludewig musste nach rüdem Einsteigen von Gaus verletzt runter (30.); im für ihn ungünstigsten Fall war das bereits sein Abschied von 1860 (Leihvertrag mit Salzburg läuft aus). Eine Rote Karte wäre vertretbar gewesen. Kwadwo sah sie später, weil er sich als letzter Mann einem Saarbrücker Konter in den Weg stellte (44.).. „Er schmeißt sich da für die Mannschaft rein und verhindert das 0:2“, sagte Frey. Und was Ludewig angeht: „Ich hoffe für Kili, dass es nicht so schlimm ist.“

Was ihren Kampfgeist angeht, dürften die Löwen gerüstet für das Derby in Haching am Sonntag (19.30 Uhr, wir berichten im Live-Ticker aus dem Hachinger Sportpark). Das bittere 0:1 aus dem Hinspiel hat keiner vergessen. Für Kloss kommt noch eine weitere Ebene dazu. „Da spielen ein paar Jungs, die ich noch aus der Jugend kenne“, sagt der Junglöwe: „Es ist ein Derby – und für mich auf jeden Fall ein besonderes Spiel.“

Aufrufe: 022.4.2024, 10:00 Uhr
Uli KellnerAutor