
Nach einer sportlich extrem schwierigen Hinrunde ziehen Adriano Terranova und Himmet Kol beim FC Pesch die Reißleine. Beide baten um Vertragsauflösung – aus Verantwortung für den Verein.
Der FC Pesch steht nach einer enttäuschenden Hinrunde der Mittelrheinliga vor einem erneuten Umbruch. Adriano Terranova (35) und Himmet Kol (31) stehen dem Tabellenletzten ab sofort nicht mehr als Trainer zur Verfügung. Das bestätigte der Verein in einer offiziellen Mitteilung. Das Trainerduo war auf den Vorstand zugegangen und hatte um die Auflösung der laufenden Verträge gebeten.
Sportlich ist die Lage dramatisch: Mit lediglich fünf Punkten aus 15 Spielen belegt der FC Pesch den letzten Tabellenplatz. Das rettende Ufer ist bereits neun Punkte entfernt, hinzu kommt ein katastrophales Torverhältnis von 18:65. Den Tiefpunkt markierte der letzte Spieltag vor der Winterpause, als Pesch beim SV Eintracht Hohkeppel mit 1:12 unterging.
Das deutliche Ergebnis war jedoch nicht der ausschlaggebende Moment für Terranovas Entscheidung. „Ich bin bereits nach dem Königsdorf-Spiel zurückgetreten. Himmet hat dann noch die Woche übernommen“, stellt Terranova klar. Der Entschluss sei also schon vorher gefallen gewesen.
Terranova und Kol hatten die Mannschaft früh in der Saison übernommen, nachdem das vorherige Trainerteam den Verein in Richtung Hohkeppel verlassen hatte. „Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Mannschaft in einem völlig verunsicherten Zustand“, heißt es in der Vereinsmitteilung. Beide erklärten sich dennoch bereit, die Aufgabe zu übernehmen – in dem Bewusstsein, dass der sportliche Turnaround schwierig werden würde.
Der Vorstand zollt diesem Schritt Respekt: Terranova und Kol hätten sich der „Mammutaufgabe“ gestellt, auch mit dem Risiko, dass ihre eigenen Positionen im Verein auf dem Spiel stehen könnten.
Für Terranova war das Engagement eine Herzensangelegenheit – trotz persönlicher Einschränkungen. „Ich hatte mir vorgenommen, nach der Geburt meiner Tochter vor sieben Monaten etwas kürzer zu treten und somit dann auch die Entscheidung getroffen, die zweite Mannschaft zu trainieren“, erklärt er. Nach dem Abgang des vorherigen Trainers habe der Verein jedoch schnell eine Lösung gebraucht. „Da haben wir uns bereit erklärt. Leider konnten wir nicht die erhofften Punkte sammeln.“
Der Abschied fällt ihm dennoch nicht leicht. „Der FCP ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ich werde im Hintergrund den Verein unterstützen, aber vorrangig mich um meine Familie kümmern.“ Terranova bleibt dem Klub also weiterhin verbunden, auch wenn er sich zunächst aus dem operativen Tagesgeschäft zurückzieht.
In der Pressemitteilung wird deutlich, dass die Entscheidung aus Verantwortung für den Verein getroffen wurde. Nach Einschätzung der Trainer brauche die Mannschaft nun „einen kompletten Neustart“. Zum Ende der Hinrunde hätten beide „nicht mehr das Gefühl gehabt, der Mannschaft in der aktuellen Situation weiterhelfen zu können“. Der Verein stehe über allem, entscheidend sei allein, dass der FC Pesch einen Weg aus dem Tabellenkeller finde.
Himmet Kol konnte sich unmittelbar nach dem letzten Spiel noch nicht zu seiner sportlichen Zukunft äußern. Beide Trainer wollen nun zunächst Abstand gewinnen und „im Kreise ihrer Familien neue Kraft sammeln“.
Trotz der düsteren Tabellenlage traut Terranova der Mannschaft weiterhin etwas zu. „Ich traue der Mannschaft einiges zu, wenn die Leistungsträger verletzungsfrei bleiben“, sagt er mit Blick auf die Rückrunde.
Auch der Verein richtet dankende Worte an das scheidende Trainerduo. Pascal Ervens, 1. Vorsitzender des FC Pesch, betont: „Auch wenn die Ergebnisse das nicht widerspiegeln, wissen wir, was im Trainerteam und in der Mannschaft steckt.“
Wie es sportlich weitergeht, ist offen. Klar ist nur: Der FC Pesch steht vor einem schwierigen Winter – und vor der Aufgabe, in der Rückrunde einen Neuanfang zu wagen, um den drohenden Abstieg doch noch abzuwenden.
