2024-06-14T14:12:32.331Z

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Besondere Aktion: Senioren liefen beim Derby gegen den TSV 1860 München mit den Haching-Profis ein.
Besondere Aktion: Senioren liefen beim Derby gegen den TSV 1860 München mit den Haching-Profis ein. – Foto: IMAGO/Sven Leifer

Talente, gemeinsame Vision, Ausbildung von Mitarbeitern: So funktioniert der Hachinger Weg

Die Spielvereinigung geht voran

Bei der Spielvereinigung Unterhaching laufen die Planungen für die nächste Drittligasaison schon wieder auf Hochtouren.

Unterhaching – Kooperation, Talente, Verlängerungen – die SpVgg Unterhaching, der Verein von Präsident Manni Schwabl, rüstet sich für die Zukunft. Wir zeigen die Schlüsselfaktoren des erfolgreichen Hachiner Wegs.

Die abgelaufene Saison der SpVgg Unterhaching

Stammspieler abgegeben, nur einen externen Neuzugang, den geringsten Etat der 3. Liga – von vielen wurde die SpVgg Unterhaching als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt. „Man hat schon im ersten Spiel gegen Regensburg gesehen, dass wir absolut konkurrenzfähig sind“, sagt Präsident Manni Schwabl dem Münchner Merkur: „Das spricht für den Charakter der Truppe und die Strukturen, die wir aufgebaut haben.“ Abstiegssorgen gab es keine, zwischenzeitlich waren sogar die Aufstiegsplätze in Reichweite.

Integration und Verkauf von Talenten

Es gab zwei Vorgaben für die Verantwortlichen: Klasse halten, junge Spieler einbauen. 41 Prozent der Einsatzminuten deutscher U21-Spieler in der 3. Liga verzeichnete Haching, ligenweit ein Spitzenwert. Gibson Nana Adu (16) krönte sich zum jüngsten Torschützen der 3. Liga-Geschichte, Aaron Keller (20, neun Tore, vier Vorlagen) spielte sich ins Rampenlicht, Maurice Krattenmacher (18) zeigte immer wieder seine herausragenden Fähigkeiten mit Ball. Die Integration von Talenten „darf man nicht übers Knie brechen“, sagt Schwabl, „kein Harakiri, sondern mit Bedacht.“

Und der Erfolg weckt Begehrlichkeiten. Es gehört zur Philosophie von Haching, Talente zu fördern, zu entwickeln und ihnen dann auch den nächsten Schritt zur ermöglichen. Bestes Beispiel ist da der Weg von Karim Adeyemi. „Die Talente sind mir ja auch ans Herz gewachsen und teilweise schon lange im Verein, wir haben immer im Blick, dass irgendwann der nächste Schritt erfolgen muss“, sagt Schwabl. Auch aktuell gibt es wieder Verhandlungen, Keller und Krattenmacher wecken Interesse. Doch Sorgenfalten gibt es wegen möglicher Abgänge nicht, die nächste Generation steht schon in den Startlöchern.

Kaderzusammenstellung

„Wir brauchen Ankerspieler, die Lust haben, mit den jungen Spielern zu marschieren“, sagt Schwabl: „Oder sie auch mal zusammenscheißen.“ Mit Simon Skarlatidis, Manuel Stiefler und Sebastian Maier haben drei erfahrene Spieler ihre Verträge verlängert. Erfahrung und Jugend forscht als Erfolgskonzept. „Wir müssen trotzdem die Eier haben, den Verjüngungskurs fortzusetzen“, sagt Schwabl. Beispielsweise mit U17-Weltmeister Konstantin Heide (18), der zur kommenden Saison die Nummer eins wird.

Vereins-DNA

Machtkämpfe und Intrigen, das ist eher was für Vereine in München. In der Vorstadt setzt man auf den Hachinger Weg. „Leute aus dem eigenen Stall brauchen keine lange Anlaufzeit, weil sie schon wissen, wie der Verein tickt“, sagt Schwabl. Cheftrainer Marc Unterberger hat zunächst die Juniorenmannschaften betreut, der spielende Sportdirektor Markus Schwabl ist ein Haching-Urgestein. „Die Beiden brennen für den Verein und tragen das Konzept voll mit. Beide sind so innovativ, dass sie immer wieder über den Tellerrand schauen und neue Sachen ausprobieren.“

In möglichst vielen Bereichen auf eigene Leute bauen, das steht wie ein Pflock, sagt Schwabl. Externe Zugänge müssen zum Verein passen, so wie Lars Bender, der als U17-Trainer übernimmt. Schwabl: „Das ist ein absolutes Ausrufezeichen im bayerischen Fußball und spricht komplett für unsere tolle Nachwuchsarbeit und den Hachinger Weg.“

Für das Konzept Hachings gibt es auch von den Mitgliedern und Aktionären bei jeder Versammlung vollen Rückenwind. Sich nicht nur auf die eigenen Schultern klopfen, sondern mit dem Fußball auch Aufmerksamkeit für soziale Themen zu erregen. Das Menschliche steht im Vordergrund. Beim Derby gegen den TSV 1860 München liefen Senioren mit ein, die Spielvereinigung unterstützt künftig 50 Rentner aus dem Hachinger Tal. Beim Abschied der Welzmüllers gab es für die Eltern zwei lebenslange VIP-Karten. Oft klingt es wie ein Klischee, aber Haching ist eine Familie.

Finanzen

„Wir wollen ab der nächsten Saison schwarze Zahlen selbst in der 3. Liga schreiben, da sind wir auf einem sehr guten Weg“, sagt Schwabl. Transferlöse durch den Verkauf von Talenten spielen da eine wichtige Rolle. Auch die angedachte Kooperation mit dem FC Bayern München kann für Haching ein entscheidender Baustein sein, um den Sprung in die 2. Bundesliga zu schaffen. Und für eine gut gefüllte Mannschaftskasse sorgt der Chef selbst.

Eine Rote Karte gab es in der abgelaufenen Saison für Haching – und die für Manni Schwabl, der im Spiel gegen Münster einen Ball aufs Spielfeld warf. „Als bisher einziger Präsident im deutschen Fußball habe ich eine Rote Karte bekommen, ein Novum, aber wieder sehr innovativ von Haching. Da wollte ich zum Abschluss noch mal ein Zeichen setzen“, schmunzelt der 58-Jährige.

Aufrufe: 024.5.2024, 11:00 Uhr
Nico-Marius SchmitzAutor