2024-04-30T13:48:59.170Z

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In der Jugend, wie hier 2019 beim Saarlandpokal-Finale zwischen dem SV 07 Elversberg und dem 1.FC Saarbrücken, ist die Zeitstrafe usus. Mit der ausgestreckten Hand signalisiert der Schiedsrichter die fünfminütige Zwangspause für den Spieler. Im Aktivenbereich wird die gleiche Geste verwendet, dann aber zweimal hintereinander – für zehn Minuten eben.	Foto:  Imago/Jan Hübner/Archiv
In der Jugend, wie hier 2019 beim Saarlandpokal-Finale zwischen dem SV 07 Elversberg und dem 1.FC Saarbrücken, ist die Zeitstrafe usus. Mit der ausgestreckten Hand signalisiert der Schiedsrichter die fünfminütige Zwangspause für den Spieler. Im Aktivenbereich wird die gleiche Geste verwendet, dann aber zweimal hintereinander – für zehn Minuten eben. Foto: Imago/Jan Hübner/Archiv

SWFV: Zeitstrafe kommt - aber erst später

Im Südwestdeutschen Fußballverband wird die Ampelkarte zur Spielzeit 2023/24 abgeschafft

MAINZ. Der Südwestdeutsche Fußballverband führt im Aktivenbereich die Zehn-Minuten-Zeitstrafe wieder ein – allerdings erst zur Spielzeit 2023/24. Sie wird die Ampelkarte, also die Spielsperre, ablösen. Dies kündigt Verbandsspielausschuss Lothar Renz an. Damit realisiert die SWFV-Spitze einen Auftrag, den sie beim jüngsten Verbandstag von einer Mehrheit der Vereine bekommen hatte.

Theoretisch hätte die Neuerung bereits zu dieser Spielzeit eingeführt werden können. Der Deutsche Fußball-Bund hatte seinen Landesverbänden dafür im Mai bereits grünes Licht gegeben. Doch das Zeitfenster war dem SWFV-Spielausschuss zu klein. Mit einem Schnellschuss fürchtete man, so Renz weiter, dass dies zu Irritationen und Fehlern auf den Plätzen im Verbandsgebiet geführt hätte. Die Folge wären Proteste wegen Regelverstößen und mutmaßlich auch Neuansetzungen von Spielen gewesen. Dieses drohende Chaos wollte niemand verantworten.

Eine zentrale Frage noch ungeklärt

Das Gremium hat sich vorgenommen, in den kommenden Wochen das Regelwerk zu überarbeiten. „Wir wollen das vernünftig vorbereiten“, so Renz. Dabei gebe es eine Klippe zu umschiffen: Seither ist es so, dass die Ampelkarte sowohl gegen die Spieler wie auch gegen die Offiziellen verhängt werden kann. Nun bestehe Klärungsbedarf, ob die Zeitstrafen-Regelung künftig auch für beide Gruppen gilt oder nur für die Spieler. „Das ist noch nicht ausdiskutiert“, erklärt der Gundheimer.

Die Verbände im Saarland und Rheinland waren schneller bei der Sache. Sie haben in ihren Verbandsgebieten die Ampelkarte bereits zu dieser Saison abgeschafft. Ob es dort die Komplikationen gibt, die der SWFV-Spielausschuss befürchtete, bleibt abzuwarten.

Der SWFV-Spielausschuss möchte jedenfalls sichergestellt wissen, dass die Schiedsrichter hinsichtlich der neuen Regel intensiv geschult sind, ehe das Strafensystem reformiert wird. Auch Fußballer und Trainer, so Renz, müssten ordentlich informiert sein, ehe man die neue Regelung praktiziere.

Mit der Wiedereinführung der Zeitstrafe erfüllt die SWFV-Spitze einen Wunsch vieler Vereine. Kundgetan hatten sie dies vergangenes Jahr beim Verbandstag. Nachdem im Hessischen Fußballverband ein entsprechender Test angelaufen war, wollten sich die SWFV-Klubs diesem Pilotprojekt anschließen. Dazu war die Erlaubnis des DFB erforderlich, um die nachgesucht wurde.

Dieses Verfahren wurde von den Ereignissen überholt. Noch vor der Antwort beschloss der Spielausschuss des DFB, dass alle Landesverbände, die die Zeitstrafe einführen möchten, dies auch dürfen. Auf diesen Zug sprang der SWFV auf. Die neue Regel wird von der Verbandsliga abwärts in allen Klassen gelten.

Neuregelung wird widersprüchlich diskutiert

In der Spielpraxis ersetzt die Zeitstrafe die zweite Gelbe Karte, die seither zum Ausschluss eines Spielers aus dem laufenden Spiel führte. Sie hat also eine mildere Wirkung als die „Ampelkarte“, wenn sie vor der 80. Spielminute ausgesprochen wird. Spielern, die eine Zeitstrafe abgesessen haben, droht bei einem weiteren gelbwürdigen Vergehen dann allerdings die Rote Karte, die mindestens ein Spiel Sperre nach sich zieht. Jede Zeitstrafe setzt eine Gelb-Verwarnung eines Spielers voraus.

Schon im vergangenen Jahr, als die Reform angedacht wurde, gab es in Fußballer-Kreisen widersprüchliche Reaktionen auf den Plan. Nach Ansicht der Zeitstrafen-Befürworter braucht es kein ganzes Spiel Sperre, um Spielern ihre wiederholte Regelverletzung deutlich zu machen. Zehn Minuten reichten, damit sie wieder einen „kühlen Kopf bekommen“. Außerdem wird argumentiert, dass das Mittel der Zeitstrafe geringeren Druck für die Schiedsrichter bedeutet. Sie müssten mit weniger Anfeindungen rechnen, als wenn sie mit der frühen Ampelkarte eine Mannschaft bis zum Spielende schwächten. Es wird also eine Schutzfunktion für die Referees gesehen, die mitunter Gewaltexzessen ausgesetzt waren. Andere kontern indes, dass der Schiedsrichter mit dem Management der Zeitstrafen überfordert werden könnte. Wenn mehr als zwei Spieler auf der Strafbank säßen, könnte es schwierig werden, den Überblick zu behalten, wer wann wieder rein darf.

Neu ist die Zehn-Minuten-Strafe nicht. Sie galt bis vor etwa 30 Jahren, ehe sie von der Gelb-Roten Karte abgelöst wurde. Mutmaßlich auf Initiative des Fußball-Weltverbands, der damit nach einer internationalen Vereinheitlichung strebte. Mittlerweile erlaubt die Fifa die Zeitstrafe ausdrücklich, sofern sie von den nationalen Verbänden befürwortet wird.



Aufrufe: 012.7.2022, 05:00 Uhr
Claus RosenbergAutor