2025-12-17T10:26:01.779Z

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Sven Bender, Cheftrainer der SpVgg Unterhaching
Sven Bender, Cheftrainer der SpVgg Unterhaching – Foto: brouczek

Sven Bender über Bayern-Kooperation: „Vereine wissen, was sie tun"

Sven Bender im Interview

Der Trainer der SpVgg Unterhaching spricht über den schwierigen Neuaufbau. Nach dem Abstieg befindet sich der Klub noch im ersten Teil.

Der Cheftrainer des Fußball-Regionalligisten SpVgg Unterhaching, Sven Bender (36), spricht im exklusiven Interview mit dem Münchner Merkur über Lehren aus der Hinrunde, Offensiv-Lösungen für die Rückrunde, seine Trainerkarriere-Planungen sowie über die Kooperation mit dem FC Bayern.

Was war 2025 denn besonders herausfordernd?
Anstrengend war ein extrem negatives erstes Halbjahr mit dem Abstieg. Die Erlebnisse aus der Rückrunde der vorherigen Saison musste man irgendwie verarbeiten und sich dann neu hinzustellen, neu anzufangen und sich im Vorfeld Gedanken zu machen. Die Fragestellung war: Wie sorgt man wieder für positive Stimmung und Energie, wenn eigentlich alles gerade so ein bisschen abgeflacht ist und jeder mit einem traurigen Gesicht rumläuft? Man weiß gar nicht, wo man steht, weil man noch gar nicht weiß, wer alles im Team dabei oder noch da ist.


Haben Sie nach dem Abstieg gefühlt bei null angefangen?
Ja, wir haben damals über einen Neustart gesprochen. Und ich sage heute, nach einem halben Jahr, ganz klar, dass der Neustart nicht nur im Sommer passiert ist. Sondern der Neustart ist ein langwieriger Prozess, in dem wir uns nach wie vor befinden – wahrscheinlich sogar noch im ersten Teil davon.


Wie sind Sie mit den vielfältigen Herausforderungen umgegangen?
Gerade wenn ich irgendwo etwas Neues anfange, versuche ich über so einen Zeitraum immer aufs Neue positiv zu bleiben, Energie reinzubringen und das Ganze anzuschieben. Nur weil ein paar Ergebnisse dann, so wie bei uns geschehen, gut ausfallen, denkt man, dass unsere Phase jetzt gut ist. Das bedeutet aber nicht, dass der ganze Prozess abgeschlossen ist und der Neustart geglückt ist. Wir sind auf einem guten Weg.


Wie fallen Ihre Lehren aus der Hinrunde aus taktischer Sicht aus?
Beim Spielstil glaube ich, dass jede Weiterentwicklung, jede Verbesserung in unserem Spielstil ja auch schon irgendwie etwas Neues ist. Und mir geht es nach wie vor weiter darum, Automatismen ins Spiel reinzubringen, sodass die Abläufe noch klarer werden. Die Mannschaft hat es über weite Teile der Vorrunde schon sehr gut gemacht. Aber natürlich kann man das noch verfeinern und punktuell den Fokus vielleicht nochmal leicht verschieben.


Wäre eine neue Taktikoption, nach langen Bällen auf den zweiten Ball zu gehen, so wie es Haching im letzten Aufstiegsjahr in solchen Situationen schon mal erfolgreich praktiziert hat? Oder ist das nicht Ihr Spielstil?
Ich glaube, dass die Spielertypen hierfür auch entscheidend sind. Ich glaube nicht, dass wir die Spielertypen mit der Vergangenheit vergleichen können. Ich finde das Mittel legitim. Ich glaube aber auch, dass dies bei uns weniger Sinn macht, gerade gegen tief stehende Gegner. Man muss auch ehrlich sagen, die tiefstehenden Mannschaften waren häufig in der Innenverteidigung sehr groß und hatten robuste Spieler. Natürlich kann ich auf den zweiten Ball arbeiten. Es gibt in unserem Spielstil natürlich die Möglichkeit, auch tiefstehende und kompakte Gegner zu überspielen. Was bei großen und robusten Innenverteidigern vielleicht gar nicht schlecht ist, wenn ich diese in Bewegung bringe und den Ball flach am Boden halte.


Wie beurteilen Sie die Hachinger Offensivabteilung?
Unsere Offensivspieler sind eher agilere Spieler, da ist es für große Verteidiger auch nicht immer ganz einfach. Wichtig ist für mich nicht zu sagen: Ich habe jetzt diesen einen Spielertypen nicht und brauche ihn. Die Frage lautet für mich eher: Wen habe ich und wie nutze ich es? Und wie bekommen wir es als Mannschaft bei all den Herausforderungen hin, tiefstehende Gegner zu überspielen?


Gibt es für Ihre Trainerkarriere einen Masterplan, wie es das bei dem einen oder anderen ehemaligen Haching-Vorgängertrainer durchaus gab?
In meiner Zeit als Trainer bei der Nationalmannschaft wurde einem immer gesagt, dass man sich Zeit lassen soll. Und ich habe das dann auch gemerkt. Am Anfang muss man sich nach der Spielerkarriere erst mal an den Blickwinkel von außen gewöhnen. Das Spiel an sich versteht man ja, aber als Trainer geht es darum, dass man die Kompetenz entwickelt, das auch zu vermitteln und alles zu erkennen. Deswegen muss ich die Karriere nicht in einem festgelegten Zeitrahmen schaffen. Ich lasse alles auf mich zukommen und möchte diese Schritte nutzen, um mich weiterzuentwickeln. Dann wird sich sowieso zeigen, wo es hin geht und in welchem Tempo.


In der Bundesliga, als Co-Trainer bei Borussia Dortmund, war es aber auch nicht schlecht, oder?
Ja, für meine Entwicklung war das Halbjahr Gold wert. Aber ich wusste, dass ich viel mehr sehen muss als das High Level mit einer ganz eigenen Perspektive. Ich brauche ganz, ganz viele andere Themen. Auch die 3. Liga hat mir vergangenes Jahr extrem geholfen und auch die Regionalliga jetzt. Das sind alles Erfahrungen, die du machst. Nur weil du als Spieler oben gespielt hast, heißt das noch lange nicht, dass du eine Regionalliga perfekt beurteilen kannst.


Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht die Kooperation mit dem FC Bayern, die von beiden Vereinen vor allem im Jugendbereich regelmäßig und intensiv gelebt wird?
Im Fußball ist es so, dass beide Seiten davon profitieren können. Klar profitiert man als kleiner Verein natürlich immer von einem größeren Klub. Ich glaube, dass prinzipiell ein Austausch zwischen zwei Vereinen sehr zielführend sein kann und dass da ein bisschen eine Zusammengehörigkeit entstanden. Das ist auch etwas, worauf man aufbauen kann. Beide Vereine wissen schon, was sie tun. Vor allen Dingen im Jugendbereich muss man dankbar sein für solch eine Partnerschaft.


Für den Seniorpartner FC Bayern ist es aus sportlicher Sicht interessant, dass Haching so hoch wie möglich mit seiner ersten Mannschaft spielt. Ist eine Rückkehr der SpVgg in den Profifußball unter den neuen Rahmenbedingungen etwas einfacher zu erreichen?
Ich kenne noch keine neuen Rahmenbedingungen, deswegen kann ich dazu nichts sagen. Für mich geht es darum, das Beste aus der Mannschaft rauszuholen, den größtmöglichen Erfolg hinzustellen, der halt in dem Moment für uns möglich ist.

Aufrufe: 029.12.2025, 09:09 Uhr
Robert M. FrankAutor