2024-04-25T14:35:39.956Z

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Erleichterung und Jubel: Die Münsinger freuen sich nach dem 4:1-Sieg gegen den SV Uffing über den Aufstieg in die Kreisliga.
Erleichterung und Jubel: Die Münsinger freuen sich nach dem 4:1-Sieg gegen den SV Uffing über den Aufstieg in die Kreisliga. – Foto: Hans Lippert

SV Münsing in Ekstase: „Würde mich nicht wundern, wenn einige immer noch feiern“

Enormer Teamgeist und „unglaubliche Euphorie“

Mit einem feuchtfröhlichen Zug durch die Gemeinde haben die Fußballer des SV Münsing den Aufstieg in die Kreisliga gefeiert.

Münsing – „Es würde mich nicht wundern, wenn einige immer noch feiern“, sagt Kapitän Max Pflieger am zweiten Tag nach dem 4:1 gegen den SV Uffing. Die Party bis tief in die Nacht im Vereinsheim sei mit einem Weißwurst-Frühstück nahtlos fortgesetzt worden, ehe am See weitergefeiert wurde.

„Ich glaube, sie haben jede Lokalität mitgenommen“, scherzt Pflieger. „Aber das haben wir uns verdient, es war eine starke Saison. Die Jungs haben total zusammengehalten, zwischendurch hatten wir neun Punkte Rückstand auf Unterammergau – aber wir haben nie aufgegeben.“

Dass die erste Spielzeit nach der Pandemie für den SV Münsing so ein Ende nimmt, war nicht zu erwarten gewesen. Nach fünfjähriger Zusammenarbeit, die ihren Höhepunkt im Aufstieg zur Kreisklasse hatte, beschlossen der Verein und Trainer Christos Georgiadis schon 2020, sich am Ende der Saison zu trennen. Ein halbes Jahr später wurde Ralf Zahn als neuer Cheftrainer verpflichtet. „Um etwas Neues zu versuchen“, wie Vorsitzender Michael Sandherr erklärt. „Wir wollten künftig auf die Jugend und den eigenen Nachwuchs setzen. Diesem Ziel haben wir alle Entscheidungen untergeordnet“, sagt der Club-Chef und ergänzt lachend: „Dass sich das jetzt so entwickelt hat, damit bin ich superzufrieden.“

Bier für den Trainer: Ralph Zahn (2. v. re.) bekommt die berüchtigte Weißbierdusche ab.
Bier für den Trainer: Ralph Zahn (2. v. re.) bekommt die berüchtigte Weißbierdusche ab. – Foto: Hans Lippert

Er sei „sehr überrascht“, räumt Zahn ein, der sich mit Prognosen zurückgehalten hatte. Torjäger Simon Schmid hatte den Verein Richtung Waldram verlassen. Zudem habe der Coach im Corona-Chaos teilweise gar nicht gewusst, welche Spieler zur Verfügung stehen. Im Winter habe er gemerkt: „Da tut sich was, wir können mithalten.“ Für Pflieger, beim Aufstieg in die Kreisklasse mit Christos Georgiadis („er hat den Grundstein gelegt“) dabei, hat die Pandemie ihren Teil zum Erfolg beigetragen. „Corona kam zum richtigen Zeitpunkt“, meint der SV-Kapitän.

„Dass es nach der langen Pause wieder losging, darauf haben sich alle gefreut: zusammen auf dem Platz zu sein, in der Kabine zu sitzen, zusammen ein Bier zu trinken.“ Zudem habe man im Spielerkreis schon vor Beginn der neuen Saison viel kommuniziert. „Es wurde klar angesprochen: Wir betreiben einen Mannschaftssport, und das funktioniert nur mit dem ganzen Kader“, sagt Pflieger.

Auf die Frage nach entscheidenden Momenten in der Saison, landen der Trainer und sein Kapitän sofort beim Trainingslager im Frühjahr. „Das war in puncto Kameradschaft ganz wichtig. 36 Leute waren dabei, und nie hat irgendjemand etwas allein gemacht“, erinnert sich Zahn an den viertägigen Aufenthalt am Gardasee. Der 3:2-Sieg gegen Benediktbeuern zum Start in die Restrunde tat ein Übriges. „Da hat sich eine Dynamik entwickelt“, beschreibt Zahn. Seine Spieler brachten das Motto: „Uns zu schlagen, ist ganz schön schwer“ auf den Platz. Hinzu kam eine absolute Fitness, die dabei half, etliche Spiele in der Schlussphase zu entscheiden. „Wenn die Spiele nach 75 Minuten abgepfiffen worden wären, hätten wir 15 Punkte weniger“, hat der Coach errechnet. „Es ist enorm, wie die Jungs an sich geglaubt und gewusst haben: Wir können ein Spiel immer umbiegen.“

„Gegenseitig hochgeschaukelt“: Das Aufstiegs-T-Shirt zeigt Trainer Ralf Zahn ganz entspannt nach einem Spiel auf der Schaukel.
„Gegenseitig hochgeschaukelt“: Das Aufstiegs-T-Shirt zeigt Trainer Ralf Zahn ganz entspannt nach einem Spiel auf der Schaukel. – Foto: Hans Lippert

Hinzu komme eine Aufbruchstimmung im Umfeld, in dem eine „unglaubliche Euphorie“ entstanden sei. „Es fühlt sich so an, als sei jeder verantwortlich. Jeder hat Lust, sich einzubringen“, erklärt Pflieger. Auch beim Aufstieg in die Kreisklasse sei das „damals ein super Gefühl“ gewesen, „aber jetzt hat sich im Verein richtig was bewegt.“ Und zwar „so extrem, wie ich es noch selten erlebt habe“, ergänzt Zahn, der den jüngsten Clou in seiner persönlichen Erfolgsbilanz schon relativ weit oben einfügt. „Was mir imponiert hat, ist, wie wir in der Rückrunde fast alle Gegner dominiert haben. Daran erkennt man: Es ist was passiert, wir haben uns weiterentwickelt, einen eigenen, offensiven Stil geprägt“, meint Zahn. „Deshalb war es auch für mich als Trainer ein sehr wichtiges Jahr.“

Nun richtet sich der Blick in die Zukunft, die da heißt: Kreisliga. „Wir holen nicht wieder 55 Punkte“, beugt der Coach unrealistischen Erwartungen vor. Aber er hat auch keine Angst, dass seine Mannschaft Kanonenfutter wird. Die höhere Spielklasse bringt es gewöhnlich mit sich, dass der Aufsteiger sich nach Verstärkungen umschaut. Das ist auch in Münsing so, wo der Coach „vielleicht zwei, drei Namen im Kopf“ hat. Die werden sich jedoch in das in den vergangenen Monaten gewachsene Team integrieren müssen, wie Zahn deutlich macht: „Wenn einer meint, er wäre wichtiger als die Mannschaft, wird er hier kein Glück haben.“ (Rudi Stallein)

Aufrufe: 01.6.2022, 09:07 Uhr
Rudi StalleinAutor