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Spielvorbericht
Rödinghauser Ekstase: Im Achtelfinale des Westfalenpokals 2018/2019 gegen Münster jubelt Joy-Slayd Mickels mit geballter Faust nach seinem Tor zum 2:1. Augenblicke später fing Nikola Serra (r.) einen aus dem Münsteraner Block geworfenen Bierbecher und nahm einen Schluck daraus – die Szene sorgte bundesweit für Aufsehen und Erheiterung.
Rödinghauser Ekstase: Im Achtelfinale des Westfalenpokals 2018/2019 gegen Münster jubelt Joy-Slayd Mickels mit geballter Faust nach seinem Tor zum 2:1. Augenblicke später fing Nikola Serra (r.) einen aus dem Münsteraner Block geworfenen Bierbecher und nahm einen Schluck daraus – die Szene sorgte bundesweit für Aufsehen und Erheiterung. – Foto: Noah Wedel

SV Rödinghausen: Angstgegner der Preußen!

Der Regionalligist vom Wiehen war im Westfalenpokal schon dreimal Endstation für den samstäglichen Finalgegner Münster und siegte auch im letzten Meisterschaftsvergleich.

Es gibt im Sport diesen markanten Begriff: Angstgegner! Er bezeichnet für gewöhnlich einen Kontrahenten, gegen den ein(e) Aktive(r) oder eine Mannschaft in schöner Regelmäßigkeit einfach nicht zurecht kommt, oft auch unabhängig von der sonstigen sportlichen Präsentation. Eines der bekanntesten Beispiele dürfte in der Bundesliga Borussia Mönchengladbach sein, gegen die Rekordmeister Bayern München immer wieder Federn lässt. Auch Regionalligist SV Rödinghausen kennt so einen „Spezi“: Gegen Alemannia Aachen waren die Ergebnisse des Teams vom Wiehen oft nicht zufriedenstellend. Auf der anderen Seite darf sich der SVR aber auch selbst als so etwas wie ein Angstgegner sehen. Und zwar für Preußen Münster – also eben jenen Klub, gegen den es an diesem Samstag im Finale des Westfalenpokals um den Cupsieg und den Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals geht. Anpfiff ist um 16.40 Uhr im Münsteraner Preußenstadion, das in dieser Form sein letztes Pflichtspiel erleben wird, ab Juni stehen dort umfassende Modernisierungsmaßnahmen an.

Gerade im Westfalenpokal ist die Bilanz des SVR gegen Münster makellos. Dreimal traf Rödinghausen in den vergangenen fünf Spielzeiten auf das Bundesliga-Gründungsmitglied, und dreimal ging man als Sieger vom Platz. In allen drei Fällen war Münster übrigens noch Drittligist, also höherklassig angesiedelt als der Regionalligist aus der Wiehengemeinde.

21. Februar 2017

Preußen Münster – SV Rödinghausen 0:1. Im damaligen Viertelfinale reiste der SVR als klarer Außenseiter zu den Preußen. Doch man düpierte die Gastgeber. In der 20. Minute bekam Rödinghausen nach einem Handspiel von Stéfane Tritz im Strafraum einen Elfmeter zugesprochen, den Azur Velagic verwandelte. Es blieb das einzige Tor des Tages. Kapitän auf Rödinghausener Seite war in dieser Partie übrigens Marius Bülter, der unlängst mit dem FC Schalke 04 in die Bundesliga aufgestiegen ist. Rödinghausen war danach im Halbfinale bei den SF Lotte zu Gast und verlor 3:5 nach Elfmeterschießen.

10. Oktober 2018

SV Rödinghausen – Preußen Münster 2:1. Auf dem Weg zum späteren Pokalsieg (2:1 im Finale gegen den SC Wiedenbrück) trafen beide Teams diesmal in der 3. Runde aufeinander. Münster ging in der 15. Minute durch Martin Kobylanski mit 1:0 in Führung, hatte danach aber die Rechnung ohne Joy-Slayd Mickels gemacht. Der SVR-Angreifer verwandelte zunächst in der 44. Minute einen nach Foul an Fabian Kunze verhängten Elfmeter und wurde in der 61. Minute endgültig zum Helden des Tages, als er zum 2:1 traf, das Rödinghausen anschließend mit einer bärenstarken kämpferischen Leistung bis zum Schluss verteidigte.

4. September 2019

SV Rödinghausen – Preußen Münster 4:3 (0:0) n. E. Schon in der 2. Runde warf Rödinghausen die Münsteraner erneut aus dem Wettbewerb. Nachdem in der regulären Spielzeit keine Tore gefallen waren, ging es ins Elfmeterschießen. Hier parierte SVR-Torhüter Niclas Heimann zwei gegnerische Schüsse. Für Rödinghausen verwandelten zunächst Simon Engelmann, Felix Backszat und Julian Wolff vom Punkt, den abschließenden entscheidenden Elfmeter brachte dann Lars Lokotsch im Netz unter. Anschließend ging es für den SV Rödinghausen weiter bis ins Halbfinale, wo er beim RSV Meinerzhagen erneut ins Elfmeterschießen musste und diesmal mit 4:6 unterlag.

Auch die Ligabilanz ist ordentlich

Nachdem Preußen Münster in der Saison 2019/20 aus der 3. Liga abgestiegen war, kam es auch in der Regionalliga bislang zu vier Spielen. Die Bilanz dabei ist ausgeglichen, beide Teams konnten je einmal gewinnen, zweimal hieß es unentschieden. Im Auftaktspiel der Saison 2020/21 trat Münster am Wiehen an und kam am Ende zu einem glücklichen 1:1 (Tor für den SVR durch Rick ten Voorde), das Rückspiel gewannen die Preußen mit 2:0.

Am fünften Spieltag der just beendeten Serie war das SVR-Gastspiel in Münster der erste Auftritt mit dem neuen Cheftrainer Carsten Rump. Die zuvor viermal unterlegenen Rödinghauser trotzten den damals mit vier Siegen optimal in die Saison gestarteten Preußen ein 0:0 ab und sie blieben auch im Rückspiel ohne Gegentor. Der 1:0-Sieg am 23. Februar diesen Jahres durch einen Treffer von Gerrit Kaiser nach Vorarbeit von Angelo Langer (36.) sorgte letztlich mit dafür, dass Münster im Aufstiegsrennen RW Essen den Vortritt lassen musste. Und er belegte einmal mehr, dass der SV Rödinghausen eine Mannschaft ist, mit der Preußen Münster nicht unbedingt gut zurecht kommt. Am Wiehen hätte kaum jemand etwas dagegen, wenn sich das an diesem Samstag erneut bewahrheiten würde.

Carsten Rump: "Wir fahren nicht zum Händeschütteln dorthin!“

Der Sieger des Finales darf nicht nur die Trophäe in die Höhe recken, sondern qualifiziert sich auch für die erste Runde des DFB-Pokals. "Münster ist ja ein gefühlter Drittligist. Sie haben in der Liga 23 Punkte mehr geholt als wir und letztlich hat ihnen nur ein einziges Tor in Wiedenbrück zum Aufstieg gefehlt“, sieht SVR-Trainer Carsten Rump die Gastgeber durchaus in der Favoritenrolle. „Das ist schon ein richtig starkes Team. Wir werden ans Limit gehen müssen, um dort zu bestehen.“

Allerdings: Der hauchdünn verpasste Aufstieg der Preußen könnte auch eine Chance für Rödinghausen sein. Rump: „Vielleicht hätten sie im Falle der Meisterschaft auch eine Woche durchgefeiert. Aber wenn du den Aufstieg so knapp verpasst, dann nagt das richtig an einem. Da wirst du am nächsten Morgen wach mit dem Gedanken, dass du nun wieder ein ganzes Jahr arbeiten musst, um vielleicht die nächste Chance zu haben. Und jetzt kann im Hinterkopf die Angst dazukommen, innerhalb von einer Woche auch die zweite große Titelchance zu verlieren. Das ist eine Kerbe, in die wir reinhauen wollen. Auch die Münsteraner Zuschauer erwarten den Pokalsieg. Aber wir fahren nicht zum Händeschütteln dorthin!“

„Das wäre die Krönung eines geilen Jahres“

Verzichten muss Rump kurzfristig noch auf Gerrit Kaiser, der sich im Abschlusstraining verletzt hat. „Quasi mit der letzten Aktion, das ist natürlich extrem ärgerlich“, sagt der Coach, der ansonsten natürlich auf einen freudigen Samstag hofft. „Das wäre die Krönung eines geilen Jahres.“ Und falls der Coup gelingt, soll anschließend nach der Rückkehr im Häcker Wiehenstadion noch ordentlich gefeiert werden.

Aufrufe: 021.5.2022, 03:00 Uhr
Thomas VogelsangAutor