2024-05-02T16:12:49.858Z

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Tardeli Malungu (links) ist die offensive Lebensversicherung des Kreisligisten TSV Venne. Hier ist er gegen den TV 01 Bohmte im Einsatz.
Tardeli Malungu (links) ist die offensive Lebensversicherung des Kreisligisten TSV Venne. Hier ist er gegen den TV 01 Bohmte im Einsatz. – Foto: Stefan Gelhot

Aus Zaire zum TSV Venne in die Kreisliga

Die Lebensgeschichte von Tardeli Malungu / Benannt nach Fußball-Weltmeister

Tardeli Malungu ist die offensive Lebensversicherung des Fußball-Kreisligisten TSV Venne. Auch in der Aufstiegsrunde sind seine Qualitäten wieder gefragt. Dabei blickt der 32-Jährige auf eine bewegende Lebensgeschichte zurück, die 1990 im damaligen Zaire begann.

Sein Vater Malens Ndombasi wanderte 1991 zusammen mit seiner Tochter aus dem damaligen Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) über Italien nach Deutschland aus. Seine Frau blieb zunächst mit den drei Söhnen zurück. Über Karlsruhe und Osnabrück verschlug es Ndombasi und seine Tochter nach Ostercappeln. Ihr Asylantrag wurde 1993 anerkannt. Sieben Jahre später folgte die weitere Familie nach Deutschland.

Mit dabei waren der damals zehnjährige Tardeli Malungu, sein zwölfjähriger Bruder Ziyavene Malungu und sein 17-jähriger Bruder Addy-Waku Menga. Da es in Zaire wie in vielen afrikanischen Staaten keine Familiennamen gibt, tragen die Kinder die Namen von Verwandten, die sich oft unterscheiden. Tardeli Malungu erhielt seinen Vornamen in Anlehnung an Marco Tardelli, der 1982 mit der italienischen Nationalmannschaft Weltmeister wurde. Menga heißt eigentlich Ardiles-Waku, benannt nach dem argentinischen Weltmeister Osvaldo Ardiles.

Kurz nach der Zusammenführung bekam die Familie Ndombasi weiteren Nachwuchs. Christian trug nach deutscher Tradition den Nachnamen seines Vaters. Wie seine Brüder erlernte auch er das Fußballspielen beim TSV Venne. Im Oktober 2021 kam er bei einem Autounfall ums Leben. Die Folge war eine beispiellose Welle der Solidarität aus der gesamten Region, die dem TSV und Familie Ndombasi zuteilwurde. „Die Unterstützung war großartig. Als Mannschaft hat uns das noch enger zusammengeschweißt. Mein kleiner Bruder hat immer gelacht und hatte immer Spaß. Ich denke viel an ihn“, sagt Malungu.

Ziyavene „Eder“ Malungu spielt heute beim FC Freudenberg in Wiesbaden und war bereits beim SC Lüstringen, Schwarz-Weiß Kalkriese und Viktoria GMHütte aktiv. Addy-Waku Menga absolvierte unter anderem 200 Pflichtspiele für den VfL Osnabrück. Tardeli Malungu begann seine Fußballkarriere in der Jugend des TSV. „Ich bin immer zusammen mit Addy zum Platz gegangen“, erinnert er sich. In der C-Jugend wechselte er nach Wallenhorst, weil Venne damals keine Mannschaft in dieser Altersklasse stellte.

Über die B- und die A-Jugend von Viktoria Georgsmarienhütte schaffte er den Sprung in den Herrenbereich, bevor er 2012 wieder nach Venne zurückkehrte. 2015 wechselte er in die Landesliga zum SV Bad Rothenfelde, wo er sich sofort als Leistungsträger und Goalgetter etablierte (33 Tore in 57 Spielen). 2017 folgte der Schritt in die Oberliga zum TuS Bersenbrück, allerdings traf er mit Ausnahme seiner ersten Saison (11 Tore in 27 Spielen) dort nicht mehr so häufig und kam auch weniger zum Einsatz.

Nach einer beruflichen Veränderung habe er im Wechsel Spät- und Frühschichten gehabt, wodurch er wochenweise nicht mittrainieren konnte, erzählt Malungu: „Unter unserem neuen Trainer Björn Joppe wurde es dann weniger. Das weite Fahren und dann auf der Bank sitzen. Es hat keinen Spaß mehr gemacht.“ Der Wechsel zum TSV Venne im Winter 2021 sorgte für einen Aufschwung in der persönlichen Bilanz des Stürmers, der in dieser Spielzeit gipfelte. Beim 3:0 zum Auftakt in die Aufstiegsrunde gegen die Spielvereinigung Fürstenau traf Malungu zwar nicht. Dafür bereitete er den Treffer zum 3:0 von Dimitri Breinert vor.

„Ich habe hier noch viele Freunde und Fans, die immer mal gefragt haben, wann ich denn zurückkomme. Es war zwar sportlich ein Schritt zurück für mich, aber ich wollte trotzdem wieder in Venne spielen“, sagt Malungu, der allerdings wegen der Corona-Pandemie erst im Sommer 2021 wieder für den TSV auflief und die Saison am Mittwoch mit dem Aufstieg in die Bezirksliga krönen könnte. „Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen werden. Raspo schätze ich stärker als Fürstenau ein, aber wir wollen natürlich jedes Spiel gewinnen“, blickt Malungu voraus. Gut möglich, dass der 32-Jährige seinen Heimatverein heute in die Bezirksliga schießt.

Aufrufe: 08.6.2022, 17:30 Uhr
Sven SchüerAutor