2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Es geht weiter, immer weiter: Denklingens Trainer Markus Ansorge (Bildmitte) holte unmittelbar nach der 0:1-Niederlage gegen Haidhausen seine Spieler zusammen, um sie für den Saison-Endspurt zu motivieren.
Es geht weiter, immer weiter: Denklingens Trainer Markus Ansorge (Bildmitte) holte unmittelbar nach der 0:1-Niederlage gegen Haidhausen seine Spieler zusammen, um sie für den Saison-Endspurt zu motivieren. – Foto: Roland Halmel

Bezirksliga Süd: Meister, Relegation oder Dritter - Noch alles drinnen für den VfL Denklingen

Herz in der Hand, Sensation im Kopf

Trotz der Niederlage im Verfolgerduell gegen FC Haidhausen ist für den VfL von der Meisterschaft bis zu Rand Drei noch alles drinnen in dieser Saison.

Denklingen – Markus Ansorge führte sein Team noch einmal in einem Kreis zusammen. Der Trainer zeigte auf die Hundertschaften von Zuschauern, die wie ein Mann hinter seinen Kickern standen. „Das habt ihr erreicht“, schärfte der Coach ihnen ein. „Das ganze Dorf ist gekommen, um euch zu sehen.“ In diesem Moment schmerzte die 0:1-Niederlage im Verfolgerduell gegen Haidhausen immer noch die zarten Seelen der Balltreter, aber sie erhielt eine neue Dimension.

Wer schafft es schon, die Herzen der Fans zu gewinnen, wenn er verliert? Inzwischen beherrscht nicht nur der FC Schalke 04 diesen Zauber, sondern auch der VfL Denklingen. Nur endete das Drama um den kessen Aufsteiger aus der Kreisliga nicht am vergangenen Wochenende, sondern schreibt am kommenden Samstag mindestens noch einen weiteren Akt. Denn noch besteht die Hoffnung, dass zum Bezirksliga-Schluss alles gut wird.

Das direkte Duell gegen den Tabellenführer aus Oberweikertshofen steht vor der Tür.

„Es ist auf alle Fälle machbar“, ist Ansorge überzeugt, dass es mit der großen Sause in der 2500-Seelengemeinde doch noch klappen kann, auch wenn rein objektiv recht wenig dafür spricht. Denn am letzten Spieltag müssen einige Bedingungen erfüllt werden, die nicht unbedingt selbstverständlich sind. Der Spielplan will es so, dass der VfL (53 Punkte) beim aktuellen Tabellenführer SC Oberweikertshofen (56) antritt, während der Tabellenzweite SpVgg Haidhausen (55) auf eigenem Terrain gegen den Abstiegskandidaten TSV Großhadern ein vermeintlich leichtes Spiel hat. „Von allen drei Mannschaften haben wir die höchste Hürde“, stellt der Trainer nicht zu Unrecht fest, dass die Ausgangsposition der Konkurrenz wesentlich besser ist. Verlieren oder unentschieden spielen dürfen die Denklinger nicht, denn sonst bleibt ihnen definitiv nur der dritte Platz, auf dem sie aktuell stehen.

Gelingt dem Verein für Leibesübungen ein Sieg in Oberweikertshofen, kämen beide Kontrahenten in der Endabrechnung auf 56 Punkte. In diesem Fall ist alles davon abhängig, wie sich Haidhausen gegen Großhadern aus der Affäre zieht.

Drei Szenarien sind möglich: Erstens: der Titelgewinn. Verliert die SpVgg, dann ist Denklingen Meister, weil die Münchner ihr Punktekonto (55) nicht mehr aufstocken konnten und der VfL den besseren direkten Vergleich mit Oberweikertshofen besäße. Nach dem 1:1-Unentschieden im Hinspiel würde dann ja ein Sieg für den Tabellendritten zu Buche stehen.

Zweitens: die Relegation. Gewinnt die SpVgg Haidhausen dagegen ihr letztes Spiel, darf sie mit 58 Punkten die Meisterschaft feiern. Denklingen, das den besseren direkten Vergleich gegen Oberweikertshofen hätte, bliebe als Trostpreis die Relegation.

Drittens: die goldene Ananas. Spielt Haidhausen gegen Großhadern nur unentschieden, wiesen in diesem Fall alle drei Kontrahenten 56 Punkte auf und der direkte Vergleich des Trios müsste entscheiden. Haidhausen, das gegen Denklingen beide Spiele jeweils mit 1:0 für sich entschied und sich von Oberweikertshofen einmal mit einem 1:1 trennte und dann 2:3 verlor, käme auf sieben Punkte und könnte den Titel feiern. Der Sportclub, der im Hinspiel gegen Denklingen ein 1:1 ergatterte, käme nach dieser Rechnung auf fünf Punkte und wäre Vize-Meister. Dem VfL bliebe mit vier Zählern als Dritter nur das Nachsehen.

Denklingen braucht die Schützenhilfe aus Großhadern.

„Haidhausen darf nicht unentschieden spielen“, stellt Ansorge klar, dass alles passieren darf, nur nicht ein Remis der SpVgg. Denn in diesem Fall nützt selbst ein Sieg seiner Elf in Oberweikertshofen nur dem Sportclub. „Großhadern muss“, erwartet der Trainer jedoch, dass der TSV (32 Punkte) alles investiert, um nicht in der Relegation um den Klassenerhalt zu landen. Schließlich könnte er mit einem Sieg beim Tabellenzweiten noch den Sprung ins gesicherte Mittelfeld schaffen. Allerdings hat der Zwölfte der Rangliste gegen Haidhausen die kniffligste Aufgabe zu lösen. Berg (32) in Aubing, Neuried (33) in Pöcking und Unterpfaffenhofen (34) gegen den FC Penzberg sind weit weniger gefordert.

Aber was heißt das? „Das Ding muss erst gespielt werden“, verweist Ansorge darauf, dass auf den Fußballplätzen der Bezirksliga Süd im Endeffekt noch alles passieren kann. Denn sämtliche Begegnungen, in denen noch eine Entscheidung ansteht, laufen unter eigenen Gesetzen ab. „Jeder hat Angst zu verlieren und die Saison zu verspielen“, weiß der Übungsleiter nur zu gut, dass die Nerven von allen Beteiligten eine entscheidende Rolle spielen werden.

Auch seine Mannschaft ringt darum, ihre verlorene Leichtigkeit wieder zu finden. Markus Ansorge kann ihr nur den Weg weisen, in dem er ihr nicht das Scheitern, sondern den möglichen Triumph vor Augen hält: „Im Kopf ist die Relegation, alles andere wäre das Sahnehäubchen oben drauf.“ Und das sollte für die Denklinger Mannschaft und ihre Anhänger eine reine Herzensangelegenheit sein. (Christian Heinrich)

Aufrufe: 019.5.2022, 07:36 Uhr
Christian HeinrichAutor