2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait

"Das Ehrenamt wird von vielen als selbstverständlich erachtet"

Unsere EhrenamtlerInnen, Teil 3: Michel Eckhoff von den Sportfreunden Oesede

Das Ehrenamt gehört im Amateurfußball zu den fundamentalen Säulen. Vom Platzwart über den Betreuer bis hin zum Vereinsvorsitzenden werden alle Bereiche im Amateurfußball durch ehrenamtliche Tätigkeiten abgedeckt. Dies wird durch die emotionale Bindung zu den Vereinen sowie dem selbstlosen Handeln aller Beteiligten untermauert. Allein im Fußball erzeugen Ehrenamtliche jährlich eine Arbeitskraft, die marktgerecht in Höhe von 2,18 Milliarden Euro entlohnt werden würde. Unsere Reihe „EhrenamtlerInnen in Osnabrück“ zeigt die so wichtigen Gesichter hinter den Vereinen; wer macht die berühmten „Extra-Meter“, wer prägt die Identität eines Vereins entscheidend mit, und wie viel Herzblut investieren diese Personen in ihre Klubs?

Heute mit: Michel Eckhoff von den Sportfreunden Oesede

Seit wann sind Sie im Ehrenamt tätig, wie sind Sie dazu gekommen und welche Position (Aufgabenfeld) haben Sie im Verein inne?

Eckhoff: „Ehrenamtlich engagiere ich mich im weitesten Sinne seit 2011 bei uns im Verein – allerdings in unterschiedlichen Rollen. Seinen Anfang nahm das Ganze, als ich aus der Jugend in den Herrenbereich gewechselt bin, mein ehemaliger Jugendtrainer neu die C-Jugend übernommen hatte und einen Co-Trainer suchte. Da ich die Vorstellung selbst mal an der Seitenlinie zu stehen schon als Jugendspieler reizvoll fand, musste ich nicht lang überlegen und startete somit in meine kleine Trainerlaufbahn. Wenig später verletzte ich mich dann leider bei einem eigenen Spiel zu Saisonbeginn schwerer am Knie, sodass der Fokus fortan ganz auf der Trainerposition lag. In den darauffolgenden Spielzeiten war ich bis 2019 dann unter anderem Teil des Trainerteams in der B- und A-Jugend, sowie der 2. Herren und werde nach einer kurzen Pause ab der kommenden Saison Marco Börger als Co-Trainer der 1. Herren unterstützen.

Vor einigen Jahren war es mir zudem ein Anliegen unseren Onlineauftritt attraktiver zu gestalten. In Absprache mit dem zuständigen Verantwortlichen im Fußballvorstand erstellte ich zuerst unsere Facebookseite, ehe im vergangenen Sommer dann auch unser Auftritt auf Instagram folgte. Beide Plattformen sollen und müssen natürlich auch leben und werden dementsprechend regelmäßig mit Content von mir bespielt. Ähnliches gilt auch für unsere Homepage. Hier übernehme ich das Verfassen sämtlicher Berichte zu unserer Fußballabteilung.

Zu guter Letzt darf ich mich auch Mitglied des Projektteams „100 Jahre SFO“ nennen. Rund um unsere Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum, welche leider von letztem Jahr auf diesen Sommer (24.06.-02.07.) verschoben werden mussten, liegen meine Aufgabenschwerpunkte im Bereich Merchandise, Kommunikation und Marketing.“

Wie viel Stunden pro Woche investieren Sie in das Ehrenamt?

„Das ist schwer zu sagen und immer abhängig von den aktuellen Geschehnissen im Verein. So gibt es während der Winter- oder Sommerpause auch mal Zeiten, in denen ich deutlich weniger Zeit investiere. Während der Saison kann man das aktuell denke ich mit mindestens 4-5 Stunden pro Woche beziffern, wobei da nach oben eigentlich keine Grenzen gesetzt sind.“

Was treibt Sie an ein Ehrenamt auszuüben, warum machen Sie das?

„In erster Linie sind das viele schöne Erinnerungen als Jugendspieler, die ich hier erleben durfte und die es ohne ehrenamtliche Vereinsmitglieder nicht gegeben hätte. Ich möchte durch meinen Beitrag dem Verein damit ein bisschen was zurückgeben und dazu beitragen, die Gemeinschaft und das Vereinsleben zu stärken. Denn eines sollte jedem klar sein: der Gemeinschaftsgedanke, die Funktionalität und Attraktivität als Fundament eines Breitensportvereins steht und fällt mit dem Engagement seiner ehrenamtlichen Mitglieder. Je breiter und ausgeprägter dieses Engagement ist, desto stärker ist auch eben jenes Fundament – hierzu versuche ich meinen Beitrag zu leisten.

Im weiteren Sinne gefällt mir zudem der Gedanke daran, etwas zu bewegen und mitgestalten zu dürfen, um somit auch an der Weiterentwicklung meines Heimatvereins beteiligt sein zu können.“

Was ist Ihre schönste Erinnerung an die Zeit im Ehrenamt?

„Da schießt mir als erstes der sportliche Erfolg mit unserer B-Jugend 2014 in den Kopf. In einem wirklich dramatischen Elfmeterschießen konnten wir damals den Kreispokal in Fürstenau gewinnen. Als Spieler war es mir leider vergönnt mal einen Aufstieg oder einen Pokalsieg zu feiern. Deshalb hat der Erfolg mit dieser tollen Truppe für mich heute einen umso größeren Wert. Nicht zu vernachlässigen sind auch die gemeinschaftlichen Aktionen mit verschiedenen Gremien oder der Abteilung. Hier fällt mir vor allem die Backaktionen ein, die wir mit der Projektgruppe „100 Jahre SFO“ im Rahmen einer verlorenen Stadtwette im Kindergarten und einem Pflegeheim durchgeführt haben. Wenn man mit einer vergleichsweisen kleinen Geste vielen Menschen auch außerhalb des Vereins eine solche Freude machen kann, fällt es einem gleich viel einfacher sich auch dafür die Zeit zu nehmen.“

Welche Konflikte bzw. Problemzonen sehen Sie im Amateurfußball?

„In meinen Augen gehen dem Amateurfußball so ein bisschen die Grundtugenden ab: Zuverlässigkeit, Respekt, Einsatzbereitschaft. Ich kann auf Grund meines Alters zwar nur schwer beurteilen, wie es vor zehn oder 15 Jahren war, allerdings empfinde ich es schon so, dass vermehrt Akteure und gerade aktive Spieler zu wenig Respekt gegenüber Gegenspielern und vor allem Schiedsrichtern zeigen. Klar befinden wir uns heutzutage in einer viel schnelllebigeren Zeit, aber dennoch empfinde ich es so, dass auch der Wille, sich über den aktiven Sport hinaus im Verein zu engagieren, schwindet und dass das Ehrenamt von vielen als selbstverständlich erachtet wird. Hinzu kommt der demografische Wandel in dessen Folge immer mehr Spielgemeinschaften im Jugendbereich geschlossen werden müssen. Prinzipiell ist dies nicht als negativer Aspekt zu sehen, da man dadurch innerhalb verschiedener Ortsteile auch näher zusammenwachsen kann, allerdings bringt die Zusammenarbeit auch immer ein größeres Maß an Abstimmungs- und Organisationsaufwand mit sich. In Zeiten schwindender ehrenamtlicher Kräfte eine weitere Herausforderung für die Vereine.“

Was wünschen Sie sich für den Amateurfußball in der Zukunft?

„Gefühlt nehmen vereinzelte Entgleisungen einiger Akteure in den letzten Jahren zu. Bei aller Rivalität und Wettbewerb sollte stets der Fairnessgedanke und respektvolle Umgang miteinander bewahrt bleiben. Dies sollte von Vereinen und Vereinsvertretern auch so vorgelebt werden. Ich würde mir hier wünschen, dass dies nochmal stärker in den Fokus gerückt wird.“

Aufrufe: 018.5.2022, 18:00 Uhr
Jakob BuddenbohmAutor