2024-05-23T12:47:39.813Z

Interview
Die Kirchardter (blau) starten dieses Jahr als haushoher Favorit in der Sinsheimer Kreisliga.
Die Kirchardter (blau) starten dieses Jahr als haushoher Favorit in der Sinsheimer Kreisliga. – Foto: Berthold Gebhard

"Sollten wir Meister werden, gehen wir hoch"

FuPa Baden Sommercheck +++ SG Kirchardt

Fabian Benz und Mario Herfel, die Vorstände des Sinsheimer Kreisligisten SG Kirchardt, machen den FuPa Baden Sommercheck.

1) Wie fällt euer Fazit zur vergangenen Saison aus?

Als Doppelmeister in der Kreisliga und Kreisklasse B2 (Last Minute Meister am letzten Spieltag) haben wir das eigentlich Unmögliche geschafft.

Wir haben uns als zweitplatziertes Kreisligateam in die Winterpause verabschiedet und erhielten bis zum Rückrundenstart bereits Zusagen von Claudio Bellanave und Denis Schwager für die neue Saison. Damals konnten wir mit der Meisterschaft nur noch liebäugeln, mit sieben Punkten lagen wir hinter der erstplatzierten SG Waibstadt zurück und es bildete sich ein dichtes Verfolgerfeld mit uns, Zuze II und Mühlbach.

Durch nahezu alle zur Verfügung stehenden Kicker in der 1. und 2. Mannschaft haben wir eine ungeschlagene Serie in der Kreisliga im Kalenderjahr 2023 und eine super Aufholjagd in der Kreisklasse B2 geschafft. Trotzdem haben wir nur mit unserer Zweiten den Aufstieg in die A-Klasse wahrgenommen und wie es bereits eingeschlagen hat, haben wir auf den sportlichen Landesliga Aufstieg der 1. Mannschaft verzichtet. Mehr dazu folgt im weiteren Verlauf.

Zuze II spielt zurecht als Sinsheimer Vertreter in der Landesliga. Alleine was die Strukturen im dortigen Verein betrifft und wie sich die junge hungrige Elf von Zuze II sowohl spielerisch als auch taktisch in der abgelaufenen Saison präsentiert hat, sind wir davon überzeugt, dass die richtige Mannschaft in Kürze im Landesliga-Betrieb an den Start geht. Es wurde leider auch zu keinem Zeitpunkt positiv erwähnt, dass wir die Möglichkeit eines Aufstiegs für eine andere Mannschaft hiermit ermöglicht haben.

Auf uns wurde in den vergangenen Wochen im wahrsten Sinne nur getreten, auch wenn wir sicherlich mit dem Verzicht etwas ausgelöst haben. Von außen betrachtet kann jeder über andere reden, kommentieren, sollte aber nie selbst urteilen ohne jeglichen Einblick zu haben wie die vielen fachkundigen Berichte aus der jüngsten Vergangenheit. Wenn man dann noch ein selbstentworfenes Abschluss-Meister-T-Shirt derart kommentieren muss, fehlt einem schlicht und einfach die Ironie des Schicksals. Wir haben bestimmt keine Heiligen in der Mannschaft, von dem Shirt waren die SG-Verantwortlichen auch nicht amüsiert. Vieles wird aber erst nachvollziehbar, wenn man den Gescholtenen einmal zuhören würde. Viele zieht es nach „Malle“, wo die meisten den Saisonabschluss ausgelassen feiern wollen, dort trifft sich ganz Deutschland und Europa in allen Altersgruppen. Unsere Jungs haben sich dort von solchen Sprüchen inspirieren lassen und haben es nur nachgeahmt ohne darüber nachzudenken. Die meisten solcher Abschluss-Shirts verschwinden nach den Feiern im Schrank und wurden keine dreimal getragen. Das dies als gelungene „No-Fair-Play-Aktion“ bzw. „das schwächt den gesamten Kreis“ verstanden wird, müssen wir ein für alle Mal dementieren.

Wir stehen zu unseren Mannschaften und sind gespannt, wie wir zur neuen Saison empfangen werden. Wie sich manche im Hintergrund über uns echauffieren und verhalten (Vereinsinterne WhatsApp Gruppen usw.) sowie von Boykotts sprechen, können wir nicht nachvollziehen. Keine Frage, wir selbst von Kirchardter Seite können und wollen unsere negative Außendarstellung wieder in ein besseres Licht rücken. Unsere Spieler bekamen für die neue Saison diverse Ansagen vom Verein, wie sie sich zu verhalten haben. Hilfreich kann und wird es aber nur sein, wenn auch alle anderen Mannschaften, Trainer, Verantwortliche sowie "Fußball-Rentner" uvm. auf ein Miteinander statt Gegeneinander aus sind.

2) Gibt es Veränderungen im Team? Transfers, Änderungen im Trainer- und Betreuerteam?

Claudio Bellanave (Sport-Union Neckarsulm) wird zusammen mit Andre Rott gleichberechtigter Trainer der 1. Mannschaft sein. Denis Schwager kommt als spielender Co-Trainer von der SG Waibstadt hinzu. Dennis Otterbach geht in seine dritte Trainersaison mit der 2. Mannschaft.

Aktuell können wir 15 Neuzugänge für die erste und zweite Mannschaft vermelden. Verlassen haben uns vier Spieler.

3) Was sind eure Ziele für 2023/24?

Wir möchten mit der 2. Mannschaft in der A-Klasse an ähnliche Leistungen wie die letztjährige junge Helmstadter Truppe anknüpfen. Lange konnten Sie gegen ambitionierte Mannschaften als Underdog mithalten, selbst wenn der Abstieg im Verlauf der Rückrunde nicht mehr aufzuhalten war.

Bei der 1. Mannschaft gibt es keinerlei Erwartungen, im Vorjahr sind wir als Zweiter in der Relegation gegen starke Kürnbacher gescheitert. Vor kurzem wurden wir Kreisligameister und haben den Aufstieg abgelehnt. Ziele für uns geben aktuell andere Vereine, Trainer und Verantwortliche sowie Ehemalige ab. Fakt wird aber sein, sollten wir am Ende Meister der Kreisliga werden, geht es hoch in die Landesliga. Punkt.

4) Wer wird eurer Meinung nach Meister und warum?

In der Kreisliga wird die Spitzengruppe von der vergangenen Runde den Meister unter sich ausmachen. Die Kreisklasse A wird sehr ausgeglichen sein, mit keinem zu erwartenden Verein der allen davonzieht.

5) Diesen Sommer verzichten überdurchschnittlich viele Klubs auf den Aufstieg. Worin könnten eurer Meinung nach die Gründe dafür liegen?

Wir haben uns intern bereits vor Ende der Spielzeit mit dem Thema "Klassenverbleib" befasst und wussten genau, was es für Wellen schlagen kann. Die Qualität einzelner Spieler und eine überragende Rückserie sowie namhafte Neuzugänge haben trotzdem keine hundertprozentige Überzeugung von uns allen hinsichtlich des Abenteuers Landesliga gebracht. Bei uns herrscht ein Mix aus jungen und erfahrenen Ü30 Spielern.

Vor allem unsere erfahrenen Spieler (in vielen Augen auch zurecht Unterschiedsspieler genannt) hatten in der Vergangenheit mit langwierigen Verletzungen zu kämpfen. Dabei sind die meisten unserer Spieler voll berufstätig, einige arbeiten selbstständig, viele sind unter der Woche länger unterwegs und müssen auch am Wochenende ran. Für einen Landesliga-Kader hätten wir fast die halbe Mannschaft ersetzen müssen, einige haben ganz klar kommuniziert im Falle eines Aufstiegs zu wechseln.

Zur Erinnerung, in den vergangenen Landesliga-Runden spielten reihenweise ehemalige höherklassige Spieler in einigen Vereinen mit, die nur knapp am Abstieg vorbeischrammten. Der diesjährige Heidelberger Kreisligameister hat genauso auf den Aufstieg verzichtet. In den vergangenen Jahren zogen Vereine, darunter auch benachbarte Sinsheimer Vertreter, ihre Mannschaften vom Spielbetrieb zurück bzw. fingen freiwillig den Neustart in der Kreisliga an. Teilweise wurden zudem Spiele aus diversen Gründen abgesagt, damit man sich eher mit einer angenehmen 0:3-Niederlage abfinden musste, als sportlich überhaupt anzutreten.

Das passierte uns kein einziges Mal in den letzten 20 Jahren. Grundsolide betrachtet ist nun mal der Sinsheimer Kreis nicht mit Heidelberg oder Mannheim zu vergleichen. Eines ist aber gewiss, die Zeiten haben sich im Vergleich zu früher einfach geändert und man muss als Verein anpassungsfähig sein. Zuletzt nochmals zusammengefasst, wir wollten den Sinsheimer Kreis und alle dazugehörigen Vereine keinesfalls mit unserem Verzicht schwächen. Doch Entscheidungen wie in unserem Falle gilt es schlussendlich zu akzeptieren und nicht andauernd zu kommentieren.

6) Weniger Zuschauerzahlen, auch Sponsoren zu bekommen wird nicht einfacher. Einfach ins Blaue gefragt: Wie seht ihr die Zukunft des Amateurfußballs?

Ohne eine gute Jugendarbeit wird langfristig nicht mehr viel funktionieren. Am besten den Kindern bereits in jungen Jahren viel Spaß vermitteln, Erfolge kommen erst viel später. Ganz wichtig wird sein die Eltern "ständig" miteinzubinden, ganz egal ob Einheimische oder Zugezogene. Freiwillige, ehrenamtliche Helfer, Jugendtrainer, Betreuer usw. zu gewinnen, wird in aktuellen Zeiten nicht einfacher werden.

Die Kombination aus einer guten Jugendarbeit mit diversen Veranstaltungen (Spielbetrieb, Spielfeste, usw.) für Jung und Alt, das Heranführen in das Herrenalter sowie ein Angebot für alle Altersklassen werden ausschlaggebend sein, wie gut die Vereine aufgestellt sind. Dieser Unterbau den sich die meisten Vereine auch genauso vorstellen, wird dann später Früchte tragen in dem der ein oder andere im Herrenfußball als "Eigener" landet.

Der Amateurfußball wird immer von Bedeutung sein, doch die sogenannten Vereinstypen als "Macher", Identifikationsfiguren und die Spielergeneration der letzten zehn, 15 bis 20 Jahren gibt es heute in der Form leider nicht mehr. Das gilt es zu berücksichtigen und das Bestmögliche daraus zu machen.

Dank unseres Fördervereins sind wir mit unseren Sponsoren weiterhin gut aufgestellt. Die Sponsoren kommen allerdings meist nicht von alleine auf die Vereine zu. Das heißt man muss aktiv werden, ein passendes Konzept vorlegen und Personen von einer guten Sache überzeugen können. Abschließend kann mit Begeisterung vorleben und schaffen der ein oder andere Zuschauer neu hinzu oder eben auch zurückgewonnen werden.

Aufrufe: 011.8.2023, 12:00 Uhr
red.Autor