
Mainz. Den ersten Titel haben sie schon eingefahren. „Ich habe das Turnier in Waldalgesheim als Pokal-Woche deklariert“, sagt Samuel Horozovic, Trainer des TSV Schott Mainz. Vier Siege, 27:2 Tore – warm geschossen ist der Oberliga-Meister für seine fünfte Saison in der Regionalliga.
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„Alle Spieler, die wir halten wollten, sind geblieben“, sagt Horozovic. Neben einigen Talenten ging in Lennart Thum der erfolgreichste Torschütze. Abdellatif El Mahaoui traf in zwei von drei Gonsenheimer Oberliga-Spielen und soll in die Bresche springen, assistiert von Fürth-Rückkehrer Ismael Wiegand. Defensiv-Allrounder Luis Hesse stand zwei Dutzend Mal in der Regionalliga Nord auf dem Feld, U19-Meister Sean Horozovic empfahl sich als variabler Offensivspieler. Und, zur Verwunderung seines Bruders, als sicherer Elfmeterschütze.
„Die Jungs brauchen Zeit bei Intensität, Tempo, Passqualität und unseren Prinzipien“, sagt der Chefcoach. Eigengewächs Benedikt Blum hat Startelf-Chancen in der Fünferkette. Robin Balters ist die neue Nummer eins, Armin Olayo gemeinsam mit Rückrunden-Stammkeeper Jan Schulz der Herausforderer.
Drei Mann im Abwehrzentrum sind die Basis, davor wird je nach Personal und Gegneranalyse variiert, gern auch mehrmals pro Spiel. Die hohe Beständigkeit im Kader bildet eine gute Grundlage. Sich akribisch mit den Kontrahenten zu beschäftigen, ist – anders als in der Oberliga – Tagesgeschäft in der offiziell untersten Profiliga, in der die echten Mainzer Amateure mit kompaktem, aktivem Verteidigen und präzisem Umschaltspiel punkten wollen. Die Null zu halten, ist Horozovic besonders wichtig. Zudem wird im Training viel mehr Wert auf Standards gelegt.
Die 1:3-Generalprobe gegen Eintracht Frankfurt II – die Horozovic als bärenstark einordnet – war wegen vieler Ausfälle nur bedingt ein Gradmesser. Gegen Gonsenheim (5:1) und den FCK II (2:1) in Waldalgsheim sowie bei der TuS Koblenz (1:0) gelangen Siege mit Aussagewert, auch gegen Drittligist Hoffenheim II (2:3) war Gutes dabei. Offensiv- und Defensiv-Prinzipien konnten gleichermaßen erprobt werden.
Silas Schwarz, Righteous Vodi und Maurizio Robotta sind im Aufbautraining, Etienne Portmann (Gehirnerschütterung), Luca Wust (Außenbandriss) und Takero Itoi (Prellung) „leider durch Fremdeinwirkung“ lädiert. Dennoch: Die Entwicklung seines Teams während der Vorbereitung stimmt Horozovic optimistisch, die Arbeitsmoral ist prima. „Wir müssen einen guten Start hinlegen, deshalb habe ich ziemlich viel eingefordert“, sagt der 28-Jährige. Team-Events steigerten die ohnehin ausgeprägte Zusammengehörigkeit.
Seit dem ersten TSV-Aufstieg 2017 ist der Anteil reiner Amateurclubs in der Viertklassigkeit auf ein Minimum gesunken – und die Professionalisierung auf dem Schott-Gelände maximiert worden. Vom Budget her müssten die Mainzer chancenlos sein. Doch Rückrunden-Rang zehn 2023/24 und die Rekord-Oberligameisterschaft nähren die Hoffnung, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen.
Inzwischen hat sich einiges an Regionalligaerfahrung angesammelt. Die Strukturen sind am obersten Limit dessen, was im Amateurbereich möglich ist. „Verstecken müssen wir uns vor keinem“, sagt Horozovic vor dem Start bei Mitaufsteiger Bayern Alzenau (Samstag, 14 Uhr), „aber für uns muss immer alles passen.“ Der Optimismus ist groß.