2024-06-14T14:12:32.331Z

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Aus dem Tritt geraten: Beim 0:1 in Freiburg hatten die Blauen aus München-Giesing oft das Nachsehen.
Aus dem Tritt geraten: Beim 0:1 in Freiburg hatten die Blauen aus München-Giesing oft das Nachsehen. – Foto: IMAGO/Grant Hubbs

„So reicht es nicht“: TSV 1860 beendet März ohne Punkte und ist zurück im Abstiegskampf

Guttau schlägt Alarm

Der TSV 1860 München steckt nach der vierten Pleite in Serie in einer sportlichen Krise. Auch der politische Machtkampf verschärft sich wieder.

Freiburg – Als der Drittliga-Spieltag komplett war, sah die Welt für den TSV 1860 München nur unwesentlich besser aus. Zwar verloren auch Duisburg und Lübeck ihre Spiele, doch Bielefeld setzte seinen sportlichen Aufwärtstrend fort und könnte schon am Wochenende an den Löwen vorbeiziehen. Die liegen nach dem 0:1 in Freiburg auf Platz 14 – noch. Was die Leistungskurve angeht, zeigt der Trend jedoch stramm nach unten.

War das 0:1 gegen Ulm noch unverdient, das 1:2 in Dresden unglücklich und das 1:2 gegen Münster unnötig, so kassierten die Löwen im Breisgau eine Niederlage, an deren Rechtmäßigkeit keiner zweifelte. „Wir hatten zu wenig Spielphasen, in denen wir die Kontrolle hatte“, räumte 1860-Coach Argirios Giannikis ein: „Wir waren einfach nicht gut genug, um eine Pressing-Mannschaft wie Freiburg zu umspielen.“

Körpersprache des TSV 1860 München gibt Rätsel auf

Die Talente des Tabellenletzten hatten mehr in das Kellerduell investiert, waren wacher, bissiger und teilweise sogar spielstärker. In der Summe wäre für neutrale Beobachter kaum festzustellen gewesen, welches der beiden Teams tiefer im sportlichen Schlamassel drinsteckt. Beim Siegtreffer durch Luca Marino (71.) hatte der Torschütze leichtes Spiel, selber ging von 1860 wenig Gefahr aus (von Lakenmachers Drehschuss an die Latte abgesehen/29.) – vor allem aber gab die Körpersprache der Blauen Rätsel auf.

Bis irgendwann! 1860-Coach Argirios Giannikis (l.) mit seinem Kollegen Thomas Stamm, der Freiburg nach neun Jahren verlassen wird.
Bis irgendwann! 1860-Coach Argirios Giannikis (l.) mit seinem Kollegen Thomas Stamm, der Freiburg nach neun Jahren verlassen wird. – Foto: IMAGO/Grant Hubbs

Auch die fünf Spieler, die Giannikis ab der 57. Minute von der Ersatzbank brachte, passten sich dem bescheidenen Niveau an. Julian Guttau, vorige Saison noch im Team von Freiburg II, legte den Finger verbal in die Wunde. „Ich glaube, wir müssen uns um 180 Grad drehen“, mahnte der Offensivmann im vereinseigenen TV-Kanal: „Wir müssen wieder das spielen, was wir gespielt haben, als wir die Serie hatten. Mit Kampf – und danach das Fußballerische. Dann kommen auch wieder Siege. So reicht’s einfach nicht in der Liga.“

Löwen mit sechs Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone

Noch beträgt das Polster nach unten sechs Punkte. Die Gesamtstimmung ist jedoch am Kippen – auch bedingt durch den politischen Machtkampf, der sich wieder verschärft. Die Neuwahl des Verwaltungsrats bei der Mitgliederversammlung am 16. Juni wirft ihre Schatten voraus. Seit einem Interview, das drei Mitglieder der neuen Initiative „Bündnis Zukunft 1860“ der SZ gegeben haben, ist die Atmosphäre zwischen den Lagern endgültig vergiftet. Unterstützer von Robert Reisinger versus Opposition, die den Kurs des aktuellen Präsidiums kritisch sieht.

IHK-Chef Klaus Lutz, einer aus dem „BZ1860“, sagte in der SZ zur Zusammenarbeit mit Hasan Ismaik: „Man muss sich nicht lieben, aber man muss auf Augenhöhe und mit Respekt miteinander umgehen. Gerade in diesem Kulturkreis. Wenn man glaubt, man kann den Mitgesellschafter durch Nichtkommunikation auszugrenzen, wird das jede Woche, jeden Monat, jedes Jahr ein größeres Problem für die Überlebensfähigkeit des Vereins.“

Giannikis scheint zu ahnen, dass die nächsten Tage, Wochen und Monate nicht einfach werden. Sportlich betont er, dass sein Team „nach wie vor alles in der eigenen Hand“ habe. Dass auf den historisch guten Februar (13 Zähler) ein punkteloser März folgte, gibt ihm aber zu denken. „Sicher haben wir selbst in den ersten acht Spielen die Erwartungshaltung hochgeschraubt“, sagte Giannikis: „Dem sind wir zuletzt nicht gerecht geworden. Deswegen gilt es, die Sinne für die restlichen Spiele zu schärfen.“ Am Samstag geht’s weiter mit dem Heimspiel gegen Köln. (Uli Kellner)

Aufrufe: 02.4.2024, 07:43 Uhr
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