2024-05-23T12:47:39.813Z

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Verschneite bzw. vereiste Plätze sind in den Wintermonaten in Bayern keine Seltenheit
Verschneite bzw. vereiste Plätze sind in den Wintermonaten in Bayern keine Seltenheit – Foto: André Nückel
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Sinn oder Unsinn? Nachwuchsfußball bis eine Woche vor Weihnachten

In den Junioren-Bayern und Landesligen rollt der Ball immer noch - verstehen muss man das nicht unbedingt

Corona hat zweifellos im Jugendfußball Spuren hinterlassen. Die Pandemie hat dafür gesorgt, dass es nicht einfacher geworden ist, die Jugendlichen bei der Stange zu halten. Auch die Organisation des Spielbetriebs war eine Herkulesaufgabe. Zum Teil musste die Quotientenregelung angewendet werden - über Auf- und Abstiege entscheiden, Ligen mussten gesplittet werden. Corona ist zwar mittlerweile kein (relevantes) Thema mehr, dennoch sind die Leistungsklassen durch den vermehrten Aufstieg, der den Klubs in der Pandemie-Zeit ermöglicht wurde, zu prall gefüllt und deshalb müssen die Ligen durch eine verschärfte Abstiegsregelung wieder verschlankt werden.

Aus der U19- und U17-Bundesliga Süd/Südwest müssen beispielsweise 6 von 17 Teams in den sauren Abstiegsapfel beißen. Die Zahl der bayerischen Absteiger ist maßgebend dafür, wie viele Absteiger es in der Bayernliga und den beiden Landesligen geben wird. In den U19-Landesligen Nord und Süd sind jeweils fünf Absteiger - beide Staffeln sind jeweils mit 15 Teams besetzt - vorgesehen. Unter Umständen - wenn es aus der Bundesliga mehrere Absteiger aus Bayern gibt - kann es sogar sechs(!) Vereine treffen. Ein Szenario, dass moralisch (eigentlich) nicht vertretbar ist.


Noch skurriler wird das Ganze, wenn man einen Blick auf den Spielplan wirft. In (fast) allen U19- und U17-Verbandsligen rollt die Kugel nämlich immer noch. In der U19 Landesliga Süd steht sogar eine Woche vor Weihnachten noch die Nachholpartie zwischen dem FC Gundelfingen und dem SV Manching auf dem Programm, in der Nord-Gruppe sollen am vierten Adventswochenende die Paarungen FC Coburg - SpVgg Mögeldorf, Würzburger FV II - JFG Wendelstein, ASV Cham - SpVgg Bayreuth und FSV Erlangen-Bruck - SV Viktoria Aschaffenburg II über die Bühne gehen . Saisonschluss für die Nachwuchsfußballer ist übrigens Ende Mai. Während das im U19-Spielbetrieb zumindest noch einigermaßen verständlich ist - viele Spieler scheiden dann altersbedingt in den Herrenbereich aus - ist das für den U17-Bereich nicht nachvollziehbar. In den Sommermonaten stehen für die Teenager also ausschließlich Pokal- und Testspiele oder halt gar keine Matches auf der Agenda.


Ein weiteres (aktuelles) Argument den Rahmenterminkalender kritisch zu hinterfragen, ist die Energiekrise. Allein die Kosten für Flutlicht, Heizung etc sind in den Wintermonaten, in denen bei den im höherklassigen Verbandsligen vertretenen Mannschaften trainiert und gespielt werden muss, enorm. Arg benachteiligt sind zudem die Teams, die keinen eigenen Kunstrasenplatz haben. "Bei uns ist aktuell viel Improvisation gefragt, besonders im Trainingsbetrieb. Mir persönlich macht aber weniger der 10. Dezember zu schaffen, als der Frühjahrsauftakt am 3. März. Das bedeutet für uns, dass wir Ende Januar mit der Vorbereitung loslegen müssen. Für uns entsteht deshalb ein klarer Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Vereinen", sagt Daniel Färber, der die U19 der JFG Kinsackickers aus dem Landkreis Straubing-Bogen coacht.


Der 26-Jährige hat auch zum Thema Rahmenterminkalender eine klare Meinung: "Das Thema Spielplan im Jugendfußball ist ein Grundsatzthema, über das man nachdenken muss. Wir machen im Sommer zweieinhalb Monate Pause und spielen aber bereits Anfang März wieder. Wenn wir an Ostern starten und dafür bis 30. Juni spielen würden, brächten wir die Spiele auch unter und hätten deutlich weniger Spielausfälle im Frühjahr. Eventuell würde das auch die Meldezahlen für die Hallenmeisterschaften wieder etwas ankurbeln, denn dann hätten wir wieder eine richtige Winterpause."


Klaus Mörtlbauer, Jugendleiter und U19-Interimstrainer des SV Schalding-Heining, sieht die Lage etwas anders: "Durch die großen Ligen, die aufgrund der Corona-Sondersituationen zustande gekommen sind, muss man das Ganze schon differenziert betrachten. Es sind halt verdammt viele Termine, die irgendwie untergebracht werden müssen. Auch die Problematik wegen der altersbedingt in den Herrenbereich ausscheidenden A-Jugendlichen lässt sich nicht wegdiskutieren. Mann kann deshalb bei der U19 nur schwer bis Mitte oder Ende Juni spielen. Warum in anderen Altersbereichen auch schon so früh Schluss ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Darüber lässt sich zweifelsohne streiten."



FuPa-Meinung: Wer Kritik übt, soll auch Lösungsvorschläge präsentieren. Im U19-Bereich hätte man den Saisonstart, der am letzten August-Wochenende erfolgte, problemlos zwei bis drei Wochen nach vorne schieben können. Genau so wäre es vertretbar, zwei Wochen länger als geplant zu spielen, denn eine A-Jugend besteht nicht nur aus Kickern des älteren Jahrgangs und auch im Herrenbereich gibt es beispielsweise für manche Vereine eine Relegation, die gleichbedeutend mit der Saisonverlängerung ist. Es wäre also kein Drama, wenn beispielsweise erst am Wochenende 10./11. Juni 2023 der letzte Spieltag über die Bühne gehen würde.


Warum im U15- und U17 Bereich bereits im Mai die Saison zu Ende geht, dafür aber bis in den Winter hinein gespielt wird, ist nicht nachzuvollziehen. Sinnvolle Argumente hierfür gibt es (eigentlich) nicht. Warum die Vereine dagegen nicht aufbegehren, ist ebenfalls nur schwer nachvollziehbar.








Aufrufe: 07.12.2022, 10:00 Uhr
Thomas SeidlAutor