2024-04-29T14:34:45.518Z

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Semir Telalovic zog es von Gladbachs U23 auf die Insel.
Semir Telalovic zog es von Gladbachs U23 auf die Insel. – Foto: Ralph Görtz

Semir Telalovic: „Es gibt sehr viel Druck“

Der frühere Angreifer der Gladbacher U23 spielt jetzt bei den Blackburn Rovers.

Es war der letzte Tag der Transferperiode, als der Wechsel von Semir Telalovic nach England über die Bühne ging. Seit dem 1. September 2023 steht der Angreifer bei den Blackburn Rovers unter Vertrag, am vergangenen Wochenende stand er gegen Hull City erstmals in der Liga in der Startelf. Zwar ging die Partie mit 2:3 verloren, doch Telalovic kann zufrieden sein mit seinem bisher längsten Einsatz in der Championship, der zweiten Liga Englands.

Telalovic gehörte auf dem Platz zu den Aktivposten, ließ sich immer wieder fallen, um seinen Mitspielern eine Anspielstation zu liefern. 29 Ballkontakte hatte er – und das Pech, dass sein abgefälschter Schuss beim Stand von 0:1 nur am Pfosten landete. Darüber hinaus bereitete er drei Torschüsse vor und hatte eine Passquote von 81 Prozent vorzuweisen, ein guter Wert für einen Stürmer. „Er ist viel gelaufen, hat den Ball gut gehalten und auch ohne Ball überzeugt. Ich denke, es war ein Fehler, ihn auszuwechseln, weil er wahrscheinlich unser bester Spieler auf dem Platz war“, schrieb Rovers-Anhänger Chris Martin auf „X“ – und erntete Zustimmung für seine Einschätzung.

Die Auswechslung nach 68 Minuten war allerdings nachzuvollziehen, schließlich hatte Telalovic zuletzt Anfang November länger auf dem Platz gestanden. Bei seinem zweiten Einsatz für die U21, der zweiten Mannschaft der Rovers, gelangen ihm damals drei Tore gegen Stoke City, die Partie ging mit 3:6 verloren.

Auf die Startelf-Premiere folgte am Neujahrstag die nächste Berufung in die Anfangsformation – und Telalovic erntete nach seinem 64-Minuten-Auftritt beim 2:2 gegen Rotherham United ähnlich positives Feedback wie in der Vorwoche, obwohl er erneut ohne Torbeteiligung blieb. Vor seinen Startelf-Einsätzen war Telalovic achtmal als Joker in der Championship zum Einsatz gekommen, spielte zudem einmal im Ligapokal – für jemanden, der bis zum Sommer überwiegend Regionalliga-Fußball gewohnt war, eine gute Bilanz, die so nicht zu erwarten war. Dass er nur zweimal gar nicht zum Kader gehörte, spricht ebenfalls für ihn.

Erstmals Profi-Luft hatte Telalovic in Gladbach unter Daniel Farke geschnuppert, sein Bundesliga-Debüt gab er am 25. Januar 2023 bei der 0:1-Niederlage in Augsburg, bis zum Saisonende kamen noch zwei weitere Kurzeinsätze hinzu. Danach war für den 24-Jährigen, der in 50 Pflichtspielen für die U23 Borussias 22 Tore erzielte, klar: Entweder er hat in Gladbach realistische Chancen auf weitere Einsatzzeiten bei den Profis oder er versucht es woanders.

„Ich habe die fehlende Perspektive gesehen. Ich wollte einen komplett neuen Schritt machen“, sagte Telalovic, der eine Wohnung im nahe gelegenen Manchester gefunden hat, Ende November gegenüber der „Südwest Presse“. Statt erneut innerhalb Deutschlands zu wechseln, ging es für Telalovic auf die Insel, womit er es innerhalb von zwei Jahren aus Ehingen über Illertissen und Mönchengladbach bis in die Championship geschafft hat.

„Es ging für mich ziemlich schnell nach oben. Vielleicht habe ich das noch nicht ganz verarbeitet. Du hast nicht viel Zeit, zu reflektieren. Du spielst hier quasi alle drei Tage“, sagte Telalovic und fügte an: „Es gibt sehr viel Druck. Ich musste lernen, dass es dreckiger zugeht, je höher man spielt. Da denkt jeder an seine Zukunft.“

Für ihn geht es nun weiter darum, sich mehr und mehr in der Mannschaft zu etablieren. Mit 32 Punkten nach 26 Spieltagen hat Blackburn aktuell zehn Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. In den Dunstkreis der Startelf des dänischen Trainers Jon Dahl Tomasson (früher unter anderem Profi beim VfB Stuttgart) hat er es nun geschafft, mit seinem erstesn würde er persönlich den nächsten Meilenstein erreichen.

Die Schnelllebigkeit des Fußball-Geschäfts hat Telalovic mittlerweile verinnerlicht. „Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht noch Ziele und Träume hätte. Für mich war es früher nicht vorstellbar, weiter als 50 Kilometer von Ehingen wegzukommen. Ich teste meine Grenzen aus. Wo, wenn nicht in England? Vielleicht reicht es, vielleicht aber auch nicht. Im Fußball können sich Dinge so schnell ändern“, sagte er. Für ihn hat sich in den vergangenen Jahren ganz schön viel geändert.

Aufrufe: 08.1.2024, 13:00 Uhr
RP / Hannah GobrechtAutor