2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Peter Solek

Riesenwirbel um Social Media-Post: Eintracht Passau erstattet Anzeige

Ein Fall von Rassismus in der Kreisklasse Passau?

Ein Social Media-Post sorgt für reichlich Wirbel, nicht nur in der Kreisklasse Passau! Nach dem 5:3-Sieg gegen die DJK Eintracht Passau hatte ein Spieler des SV Neukirchen vorm Wald ein Bild aus der Kabine in seinem privaten WhatsApp-Status gepostet. Darauf zu sehen ist, wie die Mannschaft in die Kamera jubelt. Soweit, so normal. Machen mittlerweile alle so. Das Foto war allerdings von besagtem Spieler mit dem Kommentar "Deutschland bleibt Deutsch" versehen. Ein Screenshot des Posts liegt der FuPa-Redaktion vor.

Einfach ein harmloser Scherz, den man zugegebenermaßen nicht unbedingt witzig finden muss. Oder schon ein Fall von Rassismus? Vor dem Hintergrund, dass viele Spieler der Eintracht eben einen Migrationshintergrund haben oder aus anderen Nationen kommen, bleiben nur zwei Schlussfolgerungen übrig: Entweder besagter Spieler ist einfach nur dämlich und hat keine Ahnung, welche Botschaft er damit aussendet. Oder aber besagter Spieler weiß ganz genau, was diese Message bedeutet: Wir mögen keine Fremden - was wiederum nichts anderes als fremdenfeindlich ist.

An und für sich wäre an diesem Spruch nichts auszusetzen. "Deutschland bleibt deutsch" - genauso sinnvoll - oder sinnfrei, je nach Betrachtungsweise - wie "Amerika bleibt amerikanisch" oder der "Frühling bleibt frühlingshaft". Wäre da nicht die Krux, dass sich seit Jahrzehnten rechtsradikale Gruppierungen diesen Spruch "Deutschland bleibt deutsch" quasi als Leitsatz auf die Fahnen geschrieben haben.

Aber was ist eigentlich deutsch? Wenn damit gemeint ist, nur reinrassige Menschen dürfen sich als deutsch bezeichnen, dann liegt dieser Aussage der Kern der nationalsozialistischen Ideologie zugrunde. Dann muss man sich nicht wundern, in die Nähe von Nazis gerückt zu werden.

Die Sache hat jedenfalls ein Nachspiel: Eintracht Passau hat Anzeige beim Sportgericht des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) gestellt und will die Sache aufgearbeitet wissen. Einfach auf sich beruhen lassen wollen es die Eintrachtler nicht. "Wenn`s um bürokratische Sachen geht, ist der BFV mit saftigen Strafen immer schnell bei der Hand. Ich bin gespannt, was passiert. Schließlich vertritt der Verband auch gewisse Werte", meint Johannes Just, Abteilungsleiter bei Eintracht Passau.

Der Post ist ihm sauer aufgestoßen: "Ich kenne unsere Mannschaft und weiß, dass es in der Kreisklasse oft heiß hergeht. Wenn dann einer schreibt: Yeah, wir haben gegen die Deppen von Eintracht gewonnen, damit hab` ich kein Problem. Braucht`s allerdings diesen komischen Spruch "Deutschland bleibt Deutsch" zum Feiern? Ich glaube nicht, dass so ein Post abgesetzt wird, wenn die Neukirchner beispielsweise gegen Oberdiendorf gewinnen. Wir haben den Ruf der Mirgrantentruppe, und da weiß jeder, was gemeint ist. Wir hätten uns eine Reaktion bei Neukirchen erhofft und einen Denkprozess, aber leider wird da halt auf der Schiene gefahren: So schlimm ist das doch gar nicht. Vielen unserer Spieler, die schon 25 Jahre oder länger hier sind und hier genauso Steuern zahlen hat der Spruch weh getan. Das muss nicht sein! Es gibt immer noch so Fälle, zum Glück werden sie weniger, aber man sollte sie nicht unter den Teppich kehren."

Und der SV Neukirchen vorm Wald? Irgendwo auch überrumpelt von der ganzen Sache. Der Verein muss nun den privaten WhatsApp-Status eines Spielers erklären. In einer Pressemitteilung hat sich der Klub an die Öffentlichkeit gewandt: "Der SV Neukirchen v.W. distanziert sich ganz klar von fremdenfeindlichem Gedankengut und widerspricht entschieden den Anschuldigungen von Eintracht Passau. Unser Verein und seine Spieler selbst stehen und bekennen sich ebenfalls klar für Werte wie Vielfalt, Toleranz und Integration. Wir haben in allen Mannschaften geschätzte Mitspieler mit Migrationshintergrund und verschiedenen Staatsbürgerschaften. Der private WhatsApp-Status eines Spielers unserer Mannschaft, der weder von dem Spieler selbst noch von einer anderen Person des SV Neukirchen in weiteren sozialen Medien geteilt wurde, bezog sich nach dessen Aussage in keinster Weise auf Fremdenfeindlichkeit oder auf den Verein Eintracht Passau und dessen Spieler."

Mehr möchte der Verein dazu nicht sagen, um die Sache nicht noch weiter zu befeuern. Dass sich der Post nicht auf die Multikulti-Truppe von Eintracht Passau beziehe, diesen Passus hätte sich der Verein sparen können - weil komplett unglaubwürdig. Verantwortliche des SVN konnten aber im Gespräch mit FuPa glaubhaft versichern, als Verein nichts mit rechtsradikalem Gedankengut am Hut zu haben. Ob das Ganze vereinsinterne Konsequenzen haben wird? Das bleibt offen. Der Tenor im Verein: Diesen dämlichen Spruch hätte sich der Spieler getrost sparen können.

Aufrufe: 07.4.2023, 06:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor