2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
Locker vom Hocker: Torhüter David Richter beim Interview mit Sportredakteur Uli Kellner.
Locker vom Hocker: Torhüter David Richter beim Interview mit Sportredakteur Uli Kellner. – Foto: TSV 1860

Richter über den TSV 1860 und das Duell mit Hiller: „Pushen uns gegenseitig“

Löwen-Keeper im Interview

David Richter überzeugte bei seinem Debüt für den TSV 1860 München. Im Interview spricht er über sein Debüt, den Konkurrenzkampf mit Hiller und seinen Traum von Real Madrid.

München – David Richter (24) war die Entdeckung beim Löwen-1:1 in Münster, brachte den Aufsteiger am Sonntag mehrfach mit seinen Paraden zur Verzweiflung. Auch für das Heimspiel am Samstag gegen Freiburg II (14 Uhr) hat der Neuzugang von Kickers Offenbach seinen Stammplatz sicher. Marco Hiller, die etatmäßige Nummer eins, ist am Knie verletzt, humpelt derzeit mit einer Schiene übers Trainingsgelände.

Richter schwärmt vom TSV 1860: „Viele Fans, lange Tradition und tolle Umgebung“

Wir trafen Riese Richter (1,96 m), Hillers selbstbewussten Rivalen, zum Interview.

Herr Richter, Lob von allen Seiten – und in fast allen Zeitungen die Note 1. Wie waren die Tage seit Ihrer spektakulären Drittligapremiere in Münster?

Ganz normal. Wie immer eigentlich. Es war ja nur ein Spiel – ich hoffe, dass da noch viele dazukommen. Aber klar: Alle Freunde haben geschrieben, meine Eltern, der engste Kreis. Die haben schon alle mitbekommen, dass ich da kurzfristig ins Tor geraten bin (lacht).

Sie hatten ja nicht viel Zeit, sich auf Ihre Feuertaufe vorzubereiten. Wie haben Sie es geschafft, das nötige Maß zwischen Anspannung und Gelassenheit hinzukriegen?

Mein Ziel war wie immer, dass ich zu null spielen möchte, so bin ich es angegangen. Ob ich im Totopokal im Tor stehe oder in der 3. Liga – so groß ist der Unterschied nicht. Am Ende des Tages ist es auch nur ein Fußballspiel.

Wie wichtig war die erste Parade in der 16. Minute bei Mrowcas Flachschuss?

Die hat natürlich Sicherheit gegeben. Wenn der erste Schuss direkt drin ist, was auch passieren kann, wäre es für den Kopf nicht einfach gewesen. So hatte ich direkt ein gutes Gefühl.

Ein Mitspieler schwärmte von der „Bärenruhe“, die Sie ausgestrahlt haben. Ist das typisch für Sie?

Ja. Ich bin auch in der Kabine eher ein ruhiger Typ. Ich muss nicht im Mittelpunkt stehen oder der Clown der Mannschaft sein. Das ist einfach meine Art. Mittlerweile kennen mich die Spieler, ich kenne sie. Ich habe auch so gute Kontakte geknüpft.

„Pushen uns gegenseitig“: Richter vom TSV 1860 über das Duell mit Marco Hiller

Für das Freiburg-Spiel am Samstag haben Sie Ihren Stammplatz sicher, Hiller fällt erneut aus. Hilft das bei der Vorbereitung?

Nein, das macht keinen Unterschied. Ich nehme es, wie es kommt, bin mental stark, ruhig und gelassen. Ich weiß, was ich kann.

Hiller gilt als einer der Lieblinge der Kurve. Dass es nicht einfach werden würde, an ihm vorbeizukommen, dürfte Ihnen bewusst gewesen sein. Warum dann trotzdem 1860?

Weil 1860 im deutschen Fußball immer noch ein großer Name ist, eine Marke. Viele Fans, lange Tradition, tolle Umgebung, top Trainingsgelände. Ich hab mir gesagt: Wenn ich schon mal die Chance habe, dass so ein Verein auf mich zukommt und mich haben will – warum soll ich da nein sagen? Klar ist Marco ein Fanliebling, aber so eine Herausforderung ist mir lieber, als wenn es zu locker ist und alle sagen: Du machst das schon! Es hat dem Marco geholfen, es hat mir geholfen – wir pushen uns gegenseitig. Am Ende ist es eine Win-win-Situation.

Schon im Sommer hatten Sie viele Beobachter auf Augenhöhe gesehen. Wie schwer war es, dass Sie sich dann trotzdem erst mal als Nummer zwei einreihen mussten?

Marcos Vorteil ist, dass er schon lange in der 3. Liga spielt. Ich denke, dass der Trainer in der Abwehr auch möglichst wenig verändern wollte. Ich hab die Entscheidung akzeptiert, musste ich ja. Was hätte es gebracht, wenn ich eine Fresse gezogen hätte? Lieber habe ich auf meine Chance gewartet – und die kam jetzt . . .

„In dieser Liga ist alles möglich“: Richter über die 3. Liga-Saison

Glauben Sie, dass die Karten im Tor komplett neu gemischt werden, Sie auch dauerhaft zur Nummer 1 aufsteigen können?

Mein Ziel ist natürlich zu spielen – und am Ende kann ich nur über Leistung Argumente sammeln. Ob ich jetzt eine großspurige Ankündigung mache oder nicht – das wird keinen interessieren.

Was ist noch drin für 1860 in dieser Saison?

Man sieht, dass in dieser Liga alles möglich ist. Ohne das Gegentor in Münster wären wir Sechster gewesen, so sind wir Vierzehnter. Es kann jedes Wochenende in beide Richtungen ausschlagen – deswegen sind wir gut beraten, in jedem Spiel über unseren Zenit zu gehen.

„Wenn ich einen großen Wunsch frei hätte, dann würde ich gerne mal für Real Madrid auflaufen.“

David Richter (Torwart, TSV 1860 München) über seinen Kindheitstraum.

Wann würden Sie am Ende der Saison sagen, dass es für Sie persönlich ein gutes Jahr war?

Natürlich möchte ich so viele Spiele wie möglich machen – und in der 3. Liga Erfahrungen sammeln. Ich bin 24 – ich hab noch viel vor mir.

Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer hat Sie im Scherz ja schon nach Chelsea verkauft – im Überschwang nach Ihrer furiosen Premiere. Wo darf’s denn noch hingehen in Ihrer Karriere?

Jeder will nach ganz oben – so fängt man als kleines Kind an. Momentan fühle ich mich sehr wohl hier, ich plane meine Zukunft nicht sehr weit voraus. Aber wenn Sie mich so fragen... Wenn ich einen großen Wunsch frei hätte, dann würde ich gerne mal für Real Madrid auflaufen – oder mich dort glücklich auf die Bank setzen. Schauen wir mal, wohin die Reise geht. Jetzt ist aber erst mal das Heimspiel gegen Freiburg II mein Ziel.

Interview: Uli Kellner

Aufrufe: 020.10.2023, 07:49 Uhr
Uli KellnerAutor